BOVIO, MARCELA - Unprecedented
Mehr über Bovio, Marcela
- Genre:
- Progressive / Klassik
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 23.09.2016
- Hay Amores
- The Treasure Hunter
- Found!
- Dime
- The Cartographers
- Powerless
- Alicia
- Saboteurs
- Stars
- The One
AYREON-Arjens "Wife" solo mit vier Streichern.
Ich schaue zurück auf 2016, und eine meiner persönlich traurigsten Meldungen ist die Auflösung von STREAM OF PASSION. Gerade das letzte Album "A War Of Our Own" (zum Review) ist für mich ein Überflieger in der Schnittmenge zwischen modernen, melodischen Prog-Klängen und Symphonic Metal, und wird sicher die Zeiten überdauern.
Doch wer Marcela schon länger kennt, der weiß, dass ihre Stimme Songs eines jeden Stils veredeln kann. Schon bei den mexikanischen Melancholic Proggern ELFONÍA war sie das Highlight, was wiederum Arjen Lucassen auf sie aufmerksam machte. Sie wurde durch ihre Rolle als "Wife" auf dem AYREON-Album "The Human Equation" (zum Review) unter Musikern und Fans bekannt, siedelte folglich von Mexiko nach Holland über, und gründete 2005 mit Arjen zusammen STREAM OF PASSION. Drei weitere Alben ohne Arjen folgten, doch nun ist dieses Kapitel ihrer Karriere zu Ende, denn am 28.12.2016 war das letzte Konzert.
Wie geht es weiter?
Klar, Marcela ist Profi und wollte es schon von früh auf sein, sie überlegt sich auch alle Schritte in ihrer Karriere weit im Voraus. Und der neue Weg ist jetzt solo. Genug Fans hat sie, um mit dem Crowdfunding-Konzept Erfolg zu haben und auch meinereiner hat hier ein kleines Sümmchen reingebuttert. Denn das Konzept von "Unprecedented" ("noch nie da gewesen") liest sich extrem vielversprechend: Marcelas Stimme nur in Begleitung eines Streichquartetts und als Bonus viele Lieder in ihrer Muttersprache. Klingt wie ein Traum für Marcela-Fans!
Nun ist das Album nach Erst-Konsum doch eine lange Weile auf Halde liegen geblieben. Marcelas Zauberstimme und der warme Klang der Streicher sind natürlich Ohrenschmeichler allererste Güte, doch von den Songs an sich bleibt anfangs - anderes als bei den großen STREAM OF PASSION-Songs - wenig hängen. Erst die post-weihnachtliche Muße, die Zeit des Tees mit Keksen, bricht den Bann.
Wie bislang jeder musikalische Beitrag von Marcela, sind auch die neuen Songs von einer gewissen Melancholie erfüllt. Doch Marcelas Botschaft ist im vollen Umfang positiv und voller Hoffnung, Zuversicht und Träume, und bietet einen eskapistischen Kontrapunkt zur oft tristen Alltagswelt mit all ihren Hiobsbotschaften. Man sollte auf jeden Fall die Texte lesen und mit etwas Glück versteht man sogar etwas Spanisch, denn - und das war bislang immer so - wenn Marcela in ihrer Sprache singt, geht die Stimme besonders unter die Haut (Anspiel-Tip: 'Dime'). Die Musik ist live eingespielt und absolut professionell von Joost van den Broek auf Band verewigt worden, was am Ende für ein heimeliges, besinnliches Hörgefühl sorgt.
Ich tue mich schwer, Songs hervorzuheben, und das ist vielleicht immer noch mein kleiner Kritik-Punkt. Wir haben mit 'Saboteurs' einen dramatischeren Song, in dem Marcela auch mal Zweiflern aller Art einen Spielraum gibt und mit 'Stars' testet die Mexikanerin ihre Sopran-Stimme. Sehr erfolgreich, denn ich könnte sie mir in dieser Form auch gut an der Oper vorstellen. Etwas mehr Variation in diesen Stimmungen, aber auch im Tempo der alles in allem sehr besinnlichen Musik, und Marcela Bovio hätte im beschriebenen Setup ein Meisterwerk abliefern können.
Ach übrigens, am 24.01.2017 kommt "Unprecedented – The Piano Session" mit alternativen Versionen der Songs als Pianoarrangements.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker