BOWIE, DAVID - Reality
Mehr über Bowie, David
- Genre:
- Pop/Rock
- Label:
- Columbia
- Release:
- 15.09.2003
- New Killer Star
- Pablo Picasso
- Never Get Old
- The Lonliest Guy
- Looking for Water
- She'll Drive The Big Car
- Days
- Fall Dog Bombs The Moon
- Try Some, Buy Some
- Reality
- Bring Me The Disco King
"I've been right and I've been wrong / Now i'm back where I started from / I never look over reality's shoulder", singt die Stimme am Ende eines schnellen Songs, der auch Titel dieser Platte ist, und fasst das zusammen, was man fühlt, wenn man selbige zum ersten Mal intensiv konsumiert: Sie hängt irgendwie schief in der Realität wie ein schlampig aufgehängtes Bild an der Wand, und zeigt doch genau jene Schönheit, die man erwartet hat.
Immer wenn man diese Stimme sich auf einer neuen Platte zum ersten Mal zu ihrer ganzen erhabenen Größe entfalten hört, fängt man erst an zu realisieren, wie sehr man DAVID BOWIE wirklich vermisst hat, auch wenn uns der Thin White Duke seit Anfang der Neunziger selten mehr als zwei Jahre auf ein neues Werk hat warten lassen.
Eine neue BOWIE-Platte ist ein Ereignis für die Musikwelt, das auch im Jahre 2003 nicht zu unterschätzen ist. Der Mann, der den Glamrock erfunden hat, das Chamäleon des Rock, der optische und musikalische Trendsetter für Scharen von Followers - Bowie hat viele Gesichter. Was am Ende eines Albums wie "Reality" davon übrig bleibt, ist die Erkenntnis, dass wir es hier mit einem der letzten Großen unter den noch lebenden Musikern zu tun haben, die wirklich die (Musik-)Geschichte personifizieren.
"There's never gonna be enough money / And there's never gonna be enough Drugs / And I'm never gonna get old" singt der 56-Jährige selbstironisch im Midtempo-Track 'Never Get Old', bevor mit 'The Loniest Guy' ein langsam vor sich hin waberndes Highlight folgt. "Reality" ist eine Platte, die Stimmungen und Stile wechselt wie andere Leute die Schuhe.
'Days' hätte auch auf "Hours" stehen können: Eine dominierende Akustikgitarre, ein sentimentaler, rhythmischer Pop-Song, der die Vergangenheit thematisiert, eine Melodielinie, die sich an das Gehirn des Zuhörers klammert.
Am Ende sitzt ein Engländer irgendwo in einer Bar am Klavier, beugt sich über sein Mikro, während er mit kleinen Hämmerchen die Saiten des Flügels erklingen lässt, im Hintergrund spielt eine Jazz-Band. So klingt 'Bring Me The Disco King', das den Abschied von "Reality" nochmal so richtig schwer macht und die neue Wartezeit auf die Zukunft des nie zufriedenen Genies einleitet. Wir hören uns. Spätestens in zwei Jahren.
"Reality" vereint die Ruhe und die sentimentale Kraft von "Hours" irgendwie mit der Rastlosigkeit und den fast tanzbaren Gitarrentracks von "Heathen" und verschmilzt so zu einer Platte, die das ist, was man schon oft erlebt hat, wenn man den Mann kennt: Ein tolles Album, das zur Liebe auf den ersten Blick wird, auch wenn man weiß, dass vielleicht in der Zukunft Streit, Auseinandersetzung und Verleugnung ins Haus stehen. Schmetterlinge in den Gehörgängen. We could dance through the fire.
Anpieltipps: Bring Me The Disco King; The Loniest Guy; Fall Dog Bombs The Moon
- Redakteur:
- Sebastian Baumer