BRATS - The Lost Tapes:Copenhage 1979
Mehr über Brats
- Genre:
- Punk Rock / Heavy Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- High Roller Records
- Release:
- 16.04.2021
- On Dope
- No School
- Sense My Boy
- Zombie People
- Individual
- Ladies
- D.I.M.T.
- Prostitute
- Can't Sleep
- Disco Sissy
- Punk Fashion
- Dreams
- Mr. Normal
- I Do What I Wanna Do
- So Alone
- Technology Baby
Musikhistorisches Zeitdokument.
Wer sich ein bisschen mit MERCYFUL FATE auskennt, wird den Namen BRATS sicherlich schon einmal gehört haben. Immerhin handelt es sich hierbei um die Band, in der die beiden Gitarristen Hank Sherman und Michael Denner vor MERCYFUL FATE zusammen gespielt haben. Das einzige Album der Band, welches 1980 auf CBS nur in Dänemark erschienen ist, kursiert seit einigen Jahren als Wiederveröffentlichung und von daher weiß man, dass die Musik nur rudimentär mit der von MERCYFUL FATE vergleichbar ist. Die Truppe spielt damals angesagten Punk mit gelegentlichen Wave-Einsprengseln. Insofern ist das Material für Freunde der geschminkten Gitarrenkunst rein musikalisch nur bedingt interessant, dafür aber umso mehr aufgrund ihres historischen Wertes.
Das Quartett existierte von 1977 bis 1979, löste sich dann kurzzeitig auf, nur um von Hank Sherman, der damals unter Hank De Wank agierte, als Trio reanimiert zu werden. Mit an Bord waren weiterhin Bassist Sänger Yenz, den einige sicherlich als Bassist von STORMWARRRIOR her kennen werden und Drummer Monroe. Michael Denner hatte sich bereits zusammen mit Kind Diamond auf sein neues Bandprojekt DANGER ZONE gestürzt. Aber zurück zum Power-Punk-Trio BRATS, welches bereits im Jahr 1979 ein 16-Song umfassendes Album für das keine Label Irmgardz eingespielt hat. Als kurz darauf allerdings der Deal mit dem Major CBS auf den Tisch flattert, der weitere Aktivitäten mit anderen Parteien kategorisch ausschließ, kommt es nicht zur Veröffentlichung dieser Aufnahmen. Diese liegen uns nun endlich vor und wurden von Patrick W. Engel überarbeitet. Dass die ganze Chose natürlich noch immer sehr roh und rau klingt, ist bei der gebotenen Stilistik beinahe Voraussetzung.
Genau das zeichnet aber auch den Charme dieser Aufnahmen aus. So rattern die drei Nummern('Dreams', 'I Do What I Wanna Do' und 'Zombie People'), die ursprünglich auf dem Sampler "Pære Punk" erschienen und somit das allererste Lebenszeichen der Band waren, extrem frisch aus den Boxen. Vor allem das rasante 'I Do What I Wanna Do' zeigt in gut anderthalb Minuten Spielzeit schon ein beachtliches Maß an Kreativität. Vielleicht hat ja sogar ein gewisser Lars Ulrich diese Nummer gekannt. Man weiß es nicht.
Weitere Highlights sind das eröffnende 'On Dope', welches in guter Ramones-Manier amtlich nach vorne prescht. Hier blitzt auch bereits die Gitarrenarbeit von Hank immer wieder kurz positiv hervor. Außerdem klingt Sänger Yenz in diesem Song so herrlich exaltiert. Ma kann also sagen, dass der Titel programmatisch zu verstehen ist. Von ähnlicher Aggressivität leben 'D.I.M.T.' und 'No School'. Simpel, aber effektiv lautet die Devise. Aber es geht auch anders. Dies beweist die Truppe sowohl im langsamen 'So Alone', wie auch im schrägen 'Ladies'. Hier gibt es eine wunderbar schräge Bontempi-Orgel zu genießen, die in stoischer Monotonie einen immergleichen Ton als rhythmische Unterstützung zu diesem eher schleppenden Song hinzu addiert. Obendrein singt Yenz in dieser Nummer ungewöhnlich tief, was dem ganzen Song eine coole Lässigkeit gibt.'So Alone' basiert auf einem röhrenden Basslauf, welcher das Geschehen auch einleitet. Die Gitarre spielt in diesem Song eine sehr untergeordnete Rolle und kommt nur beim Chorus und Solo hörbar zum Einsatz. Ungewöhnlich. Aber das schrieb ich ja bereits weiter oben.
Ihr merkt es. Dieses Album ist ein Zeitdokument, welches die Frühphase von einem der wichtigsten und innovativsten Metal-Gitarristen-Duos Europas aufzeigt. Das Gespann Sherman/Denner zählt für mich zu den ikonischen Gitarrenteams innerhalb unseres kleinen Musikuniversums. Nicht nur aufgrund der kompositorischen Seite. Auch aufgrund der Tatsache, dass es kaum Platten gibt, die es rein härtetechnsich mit "Melissa" oder "Don't Break The Oath" aufnehmen können. Dieser schneidende Klang ihrer Gitarren ist einfach nicht zu toppen. Danach klingen 95% aller anderen Veröffentlichungen wie Pop Musik. Bis heute.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Holger Andrae