BRIDGE THE GAP - Gainsayer
Mehr über Bridge The Gap
- Genre:
- Pop Punk / Skate Punk
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- SBÄM Records
- Release:
- 11.04.2025
- Gainsayer
- No Profit In Peace
- In The Throes
- Dustbin
- Broken Language
- Brothers
- The Weight
- Walking Wounded
- Babylon
- Dixie Downer
- Useless Organs
Feine Punk-Scheibe mit ein paar echten Hits.
"Was lange währt, wird endlich gut", an dieses alte Sprichwort musste ich beim Blick auf die Bandgeschichte der Punkrocker BRIDGE THE GAP sofort denken. Denn eigentlich macht die gleiche Gruppe von Freunden, die hier nun die Instrumente bedient, bereits seit den Neunzigern zusammen Musik, doch erst im Jahr 2020 wurde der ganzen Angelegenheit ein Name verpasst und mit mehr Ernsthaftigkeit das Debüt "Secret Kombinations" aufgenommen. Grund für diese lange Verzögerung war wie gewohnt das reale Leben mit Familie und regulären Jobs, das Sänger und Gitarrist Chad Jensen, Bassist und Sänger Shon Foster und Schlagzeuger Ryan Thompson zuvor einen Strich durch die Rechnung machte. Doch seit das Trio nun Blut geleckt hat, sind die kreativen Dämme gebrochen, und so flattert uns nun mit "Gainsayer" das Zweitwerk der Truppe aus Salt Lake City ins Haus.
Musikalisch werden die Amerikaner dabei mit Sicherheit keine Revolution auslösen, denn die Helden der Neunziger und frühen Zweitausender stecken so tief in der DNA der elf Songs, dass man sich sofort im Klangbild der Scheibe heimisch fühlt. Referenzen könnte man dabei praktisch unzählige nennen, denn ich höre hier in den flotteren Momenten durchaus BAD RELIGION heraus, andererseits lässt auch NOFX an vielen Ecken grüßen. Ein zusätzliche Portion Skatepunkt der Marke MILLENCOLIN darf ebenfalls nicht fehlen und wenn es wuchtiger und härter wird, sind auch Melodic-Hardcore-Kollegen wie IGNITE oder sogar RISE AGAINST nur einen Steinwurf entfernt. So viele bekannte Zutaten können bekanntermaßen gerne einmal dazu führen, dass man sich zwar schnell im musikalischen Menü wohlfühlt, sich aber am Ende nicht nach einem erneuten Besuch im BRIDGE THE GAP-Restaurant sehnt, sondern eigentlich lieber bei einem der Orginale am Tisch Platz nehmen würde, um den Hunger auf melodischen, kompakten und zwingenden Punkrock zu stillen.
Um diesem Schicksal zu entgehen, gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit, wenn man nicht gerade das musikalische Punkrock-Rad neu erfinden will: Schlicht und ergreifend so kompakt und zwingend komponieren, dass Hörern und Hörerinnen die Melodien des eigenen Materials so tief in den Gehirnwindungen sitzen, dass sie die Helden eben doch links liegen lassen. Dieses Kunststück gelingt dem Trio zumindest in Teilen, denn gerade der eröffnende Titeltrack und 'No Profit In Peace' liefern mit ordentlich rockenden Untertönen und hervorragender Gitarrenarbeit ein paar melodische Widerhaken, die sich auch durchaus im Langzeitgedächtnis einnisten. 'Babylon' ist ebenfalls ein beschwingter, kurzweiliger und hochgradig unterhaltsamer Punker, während 'In The Throes' durchaus vermehrt eine leichte Hardcore-Schlagseite mitbringt und recht eindrucksvoll zeigt, dass BRIDGE THE GAP auch eine härtere Kante fahren kann. Schlussendlich funktionieren auch die melancholischen Untertöne in 'Broken Language', womit sich der eher langsam geartete Track ebenfalls schnell als Anspieltipp aufdrängt. Eine rundum sauber, satte und aufgeräumte Produktion, die besonders die Gitarren hervorragend in Szene setzt, rundet die Scheibe schließlich ab und sorgt auch klanglich für einen hervorragenden Eindruck.
Hat mich BRIDGE THE GAP also meine Punk-Helden vergessen lassen? Überraschenderweise muss ich gestehen, dass das bei den eben erwähnten Höhepunkten durchaus der Fall war, sodass ich die Amerikaner auf einem guten Weg sehe, in Zukunft in der allerersten Punk-Liga mitspielen zu können. Die eingangs als Referenzen genannten Legenden kann man dabei zwar heuer noch nicht ganz herausfordern, aber auch mit ein paar nur guten anstatt überragenden Songs ist "Gainsayer" schon jetzt ein Album, das gerade im anstehenden Sommer noch ein paar Runden in meinem Player drehen dürfte und mit Sicherheit allen Freunden des melodischen Punkrocks zusagen sollte.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs