BRILLIANT COLDNESS - Poisoned Reality
Mehr über Brilliant Coldness
- Genre:
- Technical/Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Painkiller/Apollon
- Release:
- 27.10.2009
- Kingdom Of The Dead
- Post-Mortem Reality
- Lords Of The World
- Return To Unbeingness
- In Power Of Horror
- Cobweb Of Self-Destruction
- Program Is Annihilated
- Paradox Of Madness
- Cannibal Rules
Im Osten viel Neues!
Bis auf DRUDKH gab es von der kleine Schwester Russlands wenig Hörenswertes in den letzten Jahren - umso mehr erfüllt mich die positive Überraschung, die diese ukrainische Band auf ihrem zweiten Silberling liefert, mit patriotischem Stolz. Denn BRILLIANT COLDNESS (cooler Bandname!) sind vom seelenlosen Herunterbeten gängiger Klischees (den einfallslosen Songtiteln zum Trotz) ebenso entfernt wie vom verplanten Experimentieren um des Experimentierens willen. Dennoch erfreut 'Poisoned Reality' bisweilen mit einem experimentellen Touch - die vier Jungs aus Lugansk zeigen bei recht solider Beherrschung des Handwerks nämlich den Mut zum Ausprobieren, was das Album sehr spannend macht.
Bereits die Genredefinition erfordert etwas Phantasie, denn die neun Songs verknöchern nicht in den Grenzen eines einzigen Genres und sind somit schwer zu beschreiben. Grundsätzlich wird technischer Death Metal mit alternativem Einschlag geboten, der oftmals sehr melodisch angehaucht und - durch die meisterhaften Gitarren - mit einem suchtgefährlichen Groove versetzt ist. CRYPTOPSY kommt beim Hören ebenso in den Sinn wie OBSCURA. Bisweilen geben sich Thrash und Grindcore in schwindelerregenden Passagen die Klinke in die Hand. Das Hören langweilt zu keiner Sekunde, weil die Ukrainer mit erfrischenden Ideen nicht geizen und elegant das Tempo wechseln, statt mit Geknüppel zu ermüden. Breaks, spannende Übergänge und gewagt eingesetzte Samples lenken nicht etwa von einer kompositorischen Schwäche ab, sondern bilden ihr Sahnehäubchen.
Der Opener 'Kingdom Of The Dead' versetzt den Hörer am Anfang mittels Sample in das Verkehrschaos einer vielbefahrenen Straße, bevor zum munteren, abwechslungsreichen Prügeln übergeleitet wird. Samples sind generell ein beliebtes Spielzeug der brillanten Kälte, auch wenn sie mitunter recht absurd wirken, wie der klassische, ballettartige Einstieg zu 'Paradox Of Madness' (der Titel könnte nicht besser passen). Dafür gelingt dieser Trick beim stimmungsvollen 'Lords Of The World' wiederum einwandfrei. Bei jeder dieser Spielereien merkt man aber, dass BRILLIANT COLD sie im Grunde gar nicht brauchen, weil die spielerische Finesse alleine genügend Leckerbissen zaubert - die virtuose Axtarbeit, die bei all der Spielverliebtheit nie in Gefrickel abgleitet, reicht an sich schon aus, um die Spannung zu halten.
Das Album steht und fällt mit Mor, dessen Growling mehr als einen Tropfen Wermut in den ansonst so schmackhaften Cocktail schüttet. Mit scheinbar wenig Ahnung von Growling-Techniken presst der "Sänger" ein derart angestrengtes, erzwungen böses Gekeuche und Geröchel aus sich heraus, dass man eine Instrumentalversion des Albums ersehnt. Muss durch derart geistloses Gegrunze unbedingt unterstrichen werden, dass hier Death Metal gemacht wird?
Trotz des großen Gesangsmankos aber ein sehr gelungenes Album! Reinhören und sich überraschen lassen!
Anspieltipps: 'Lords Of The World', 'In Power Of Horror', 'Program Is Annihilated'
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Regina Löwenstein