BROCAS HELM - Defender Of The Crown
Mehr über Brocas Helm
- Genre:
- Epic Heavy Metal
- Cry Of The Banshee
- Defender Of The Crown
- Skullfucker
- Drink And Drive
- Blood Machine
- Preludious
- Ghost Story
- Helm's Deep
- Juggernaut
- Time Of The Dark
- War Toons
- Never Kissed Goodbye
- Persian Gulf
- Children Of The Nova Dawn
- Drink The Blood Of The Priest
Kaum einer Scheibe habe ich in den letzten Jahren so entgegen gefiebert wie der dritten BROCAS HELM, und als mich "Defender Of The Crown" im Juli 2004 zu Hause erreichte, war ich entsprechend nervös. Fragen über Fragen: Hält sie die Fahne der alten Recken würdig in die Höhe? Kann sie an "Into Battle" und "Black Death" anknüpfen? Haben sich böse kleine stilistische Änderungen eingeschlichen?
Vom ersten Ton des Openers 'Cry Of The Banshee' ist klar, dass sich musikalisch nichts geändert hat. Der völlig abgefahrene, fugenartige Basslauf, in den die Gitarre einstimmt ist so was von unverkennbar, dass es eine wahre Freude ist. Doch halt, irgendwas ist völlig anders. Nämlich der Sound - wer BROCAS HELM von den alten Alben her als dünn produziert bis dezent schepperig in Erinnerung hatte, muss nun umdenken. Der Mix auf der neuen Scheibe lässt nämlich keinerlei Wünsche offen. Endlich kommen die ausgedehnten Instrumental-Passagen, die viele der Songs aufweisen, zu ihrem Recht. Hier ist es besonders wichtig, dass man alle Instrumente gut raushören kann, und das ist nun endlich perfekt gelungen. Der bereits vorab auf der Homepage vorgestellte Titeltrack hat fraglos das Zeug dazu, sich in die Reihe der größten BROCAS HELM-Klassiker einzureihen. Das wahnwitzige 'Skullfucker' kennt der qualitätsbewusste Metaller ja bereits von der gleichnamigen EP, deren nicht minder heftige B-Seite 'Blood Machine' wenig später folgt und eindrucksvoll zeigt, dass Jack Hays nicht einfach nur irgendein Trommler ist. 'Drink And Drive' mit seinem absolut durchgedrehten Rock'n'Roll-Touch, leichtem Hang in Richtung MOTÖRHEAD. Ein sehr schönes, altertümlich anmutendes Instrumental fungiert als Intro für einen der größten BROCAS HELM-Hits überhaupt, nämlich - wie das unverkennbare Intro-Riff verrät - für 'Ghost Story', das manche Eingeweihte bereits vom gleichnamigen 94er-Demo kennen dürften. Dieser Song wird hier, wie auch die anderen Stücke jenes Demos, namentlich 'War Toons', 'Time Of The Dark' und 'Juggernaut' endlich in angemessenem Gewand der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Und obwohl ich das GS-Demo immer gemocht habe, wird erst in diesen Versionen wirklich deutlich, wie genial diese Songs sind. Meine Güte, die ganzen musikalischen Finessen am Anfang von 'Time Of The Dark' kommen erst hier vollends zum Vorschein... was Jim da auf dem Bass veranstaltet ist wirklich atemberaubend. Weitere bisher unveröffentlichte Titel der Scheibe sind: 'Helm's Deep', das fast leicht balladeske 'Never Kissed Goodbye', das geniale Instrumental 'Persian Gulf', das eingängige und mitsingbare 'Children Of The Nova Dawn' (der älteste von der Band jemals geschriebene Song) und zu guter Letzt das extrem düstere, durchause doomig angehauchte 'Drink The Blood Of The Priest', das ein absolut beeindruckendes Finale für ein Killeralbum bereitet und durchaus auch bei MANOWAR als Epic-Highlight durch ginge.
Hoppla, bevor ich's vergesse, Bobby Wright singt einmalig gut und unverkennbar wie einst im Mai und dass er als Gitarrist zusammen mit Basser Jim etliche beeindruckende Zusammenspiel-Kabinettstückchen abliefert dürfte sich von selbst verstehen. Bevor jetzt jemand anfängt zu bemäkeln, dass zwei Fünftel der Songs schon vorher veröffentlicht worden sind, sei gesagt, dass erstens eh fast niemand die entsprechenden Releases besitzt, geschweige denn in der Lage wäre sie heute aufzutreiben und zweitens, dass sie auf diesem Release so viel besser klingen, dass das alleine schon diesen Release rechtfertigen würde. Von den drei Fünftel erstklassiger neuer Tracks ganz zu schweigen. Fazit: Für mich persönlich ist "Defender Of The Crown" auch retrospektiv noch eines der heißesten Alben des Jahres 2004. Wer den Stil der Band bisher nicht mochte, wird vermutlich nicht plötzlich umdenken, und wer die Band bisher verehrt hat, wird einige huldigende Kniefälle mehr machen dürfen. Interessant ist die dritte Gruppe von Hörern, nämlich diejenigen, die sich bisher nur wenig mit der Band beschäftigt haben. Für die dürfte sich nämlich diese Scheibe als ideale Einstiegsdroge erweisen, weil es sowohl hochklassiges Songmaterial als auch eine erstmals wirklich fette Produktion zu bieten hat.
Deshalb nun meine abschließende Bitte an alle, die auch nur ein bisschen was für epischen, musikalisch anspruchsvollen, einzigartigen und völlig unkommerziellen Underground-Metal übrig haben: Kauft euch dieses eigenproduzierte Album, unterstützt eine Band, die einzig und allein wegen ihrer Hingabe an die Musik existiert und deren Bassist für die Flugtickets zu einem Auftritt beim KIT einen Teil seiner eigenen Plattensammlung verscherbelt hat. Oder hört euch zumindest - falls noch nicht geschehen - mal die Samples auf ihrer Homepage an.
Anspieltipps: Defender Of The Crown, Ghost Story, Drink The Blood Of The Priest, Time Of The Dark
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle