BRODEQUIN - Harbinger Of Woe
Mehr über Brodequin
- Genre:
- Brutal Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 22.03.2024
- Diabolical Edict
- Fall Of The Leaf
- Theresiana
- Of Pillars And Trees
- Tenaillement
- Maleficium
- Vii Nails
- Vredens Dag
- Suffocation In Ash
- Harbinger Of Woe
Gelungenes Comeback!
Nachdem TORSOFUCK sich im letzten Jahr für ein neues Album zusammengefunden hat, und GORGASM auch in dieser Woche das erste Material seit 10 Jahren veröffentlicht, kommt nun auch die Kult-Combo BRODEQUIN mit einem neuen Album um die Ecke - knapp 20 Jahre, nachdem mit "Methods Of Execution" der bis dahin letzte Langspieler der Band das Licht der Welt erblickt hat. Unter Fans des Brutal Death Metal haben daneben die ersten beiden Alben "Instruments Of Torture" (2000) und "Festival Of Death" (2001) längst Legendenstatus, die vor allem durch die ziemlich penetrante blecherne Snare und den gesamten dumpfen Klang aufmerken lässt. Die Band gehörte damals selbst in diesem extremen Genre zu den brutalsten Bands. Ein Vierteljahrhundert später ist der Nachlass des Trios im Genre groß. Viele Bands berufen sich auf den Stil und die Ästhetik. Doch umso erfreulicher ist es, wenn das Original dann wieder selbst zu Wort kommt und mit einem Mal alle Kopien zu Staub zerfallen lässt.
"Harbinger Of Woe" setzt nämlich genau da an, wo die Truppe aufgehört hat, auch wenn dieser Satz wahrscheinlich schon so ausgenudelt ist wie die das Schlagzeug-Kit nach den Aufnahmesessions zu diesem Album. Dabei ist es unglaublich, wie die Band es mit den zeitgemäßen Mitteln schafft, so einen drückenden, aber auch fast oldschooligen Sound zu kreieren, der aber keine billige Kopie der alten Produktionen ist. 'Diabolical Edict' hat den Hörer mit seinem unwiderstehlichen Riffing am Haken, während in der zweiten Hälfte des Songs Horror und Gore-Samples abgespielt werden. "Warum braucht man ein Intro, wenn man die Samples auch einfach während dem höllisch-schnellen Geblaste abspielen kann?", dachten sich die Jungs wahrscheinlich. 'Theresiana' überzeugt dann vor allem durch das unkonventionelle Songwriting, bei dem sphärische Chöre mit dem Schlagzeug harmonieren und dadurch eine ganz besondere Atmosphäre heraufbeschwören. Hier und im folgenden 'Of Pillars And Trees' zeigt die Band auch, dass man richtig fette und für Genreverhältnisse epische Momente durch eingängige Midtempo-Grooves kreieren kann. Glücklicherweise sind die beiden genannten Songs nicht die einzigen, die das Fach der Dynamiken beherrschen, womit sich auf das gesamte Album gesehen zeigt, dass die Band abwechslungsreich agiert, aber dabei noch ziemlich geradlinig und schnell nachvollziehbar bleibt. So bricht das etwas breaklastigere und an DISGORGE erinnernde 'Tenaillement' etwas aus dem sonstigen Duktus des Albums aus, weiß aber umso mehr zu gefallen.
Auffällig sind auch die fast cleanen Gitarren, die neben 'Of Pillars And Trees' auch in 'Maleficium' und 'Suffocation In Ash' prominent eingesetzt werden und insgesamt für ein fast erhabenes Gefühl sorgen. Das passt auch sonst zur Optik von BRODEQUIN, die gerade bei den Covern einen anderen Fokus als die meisten Bands aus dem Genre legen. So ist eben jenes zu "Harbinger Of Woe" wieder mal ein Hingucker geworden, der im Gegensatz zu vielem, was von den anderen großen Bands so auf ihre CDs geklatscht wurde, auch erhöhten ästhetischen Wert hat. Doch zurück zur Musik: 'Vredens Dag' geht in manchen Momenten schon fast als Slam durch, nur um dann im nächsten Moment in hyperschnelle Sphären vorzustoßen und dort von melodischen Leads begleitet zu werden. Songwriting-technisch macht der Viertling ziemlich was her, da der stumpfe Ansatz früherer Alben zu großen Teilen gewichen ist, obwohl die Brutalität erhalten geblieben ist. Zum Abschluss schlägt der Titeltrack Brücken zum Opener 'Diabolical Edict' und baut ähnliche Samples ein, während der Song voll im Gange ist und ziemlich mitreißende Grooves aufs Parkett zaubert.
BRODEQUIN kann demnach auf ihrem Viertling voll überzeugen. Die Songs bieten eine Vielzahl an genialen Riffs, die hier und da auch mal als Hook des Songs funktionieren, da die Vocals in tiefen und unverständlichen Regionen herumgrunzen, was aber im Falle dieser Band absolut kein Problem darstellt, da das schon immer so war. Darüberhinaus zeigt man im Songwriting auch neue Facetten des Bandsounds ohne sich zu weit von ehemaligen Großtaten zu entfernen. Das Trio schafft damit eine mehr als gelungene Synthese aus Neu und Alt, womit man sich im Feld des klassischen Brutal Death Metal in diesem Jahr zunächst auf die Pole Position bringt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Kenneth Thiessen