BRONX CASKET CO., THE - Hellectric
Mehr über Bronx Casket Co., The
- Genre:
- Gothic Rock / Metal
- Label:
- Regain / Soulfood
- Release:
- 17.10.2005
- Little Dead Girl
- Everything I Got
- Dreams Of Angels
- Sherimoon
- Bleed With Me
- Motorcrypt
- Let My People Go
- Free Bird
- In My Skin
- Can't Stop The Rain
- Mortician's Lullabye
- Live For Death
Obwohl ich an sich ein großer Fan von OVERKILL bin, ging ich an dieses Nebenprojekt von Basser und Mastermind D.D. Verni sowie von Schlagzeuger Tim Mallare zunächst mit gemischten Gefühlen heran, da ich an sich mit Gothic nicht so übermäßig viel anfangen kann. Doch was ich von den beiden Vorgängerwerken gehört hatte, konnte mich durchaus überzeugen, und so wird mein erster Nahkontakt mit einem vollständigen Album der BRONX CASKET CO. auch zu einem extrem angenehmen Trip in die Geisterbahn. Wie man es von den Herren Verni und Mallare nicht anders erwarten würde, groovt die Scheibe ohne Ende, und auch Sieben-Hexen-Gitarrist Jack Frost zaubert uns im Zusammenspiel mit Tastenmann Charlie Calv eine großartige sinistre Melodie nach der anderen unter die Haut. Das alles wird gekrönt vom düster-morbiden, aber dennoch sehr melodischen Gesang des ehemaligen MISFITS-Frontmannes Mike Hideous, der hier mehr als nur einmal für eine dicke Gänsehaut sorgen kann.
Gleich der treibende Opener 'Little Dead Girl' ist mit seinem gehobenen Midtempo-Groove, dem schmachtenden Refrain und dem bizarren Spieluhr-Part ein kleiner Hit. 'Everything I Got' klingt in Sachen Keyboards und Stakkatoriffs ein wenig moderner, und die abgedrehte Phrasierung des teilweise mehr gesprochenen Gesangs ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Doch auch dieses Stück ist recht interessant geraten, wenn auch ein wenig sperrig, wobei die tolle orchestrale Einlage mit ihren Orgelsounds kurz vor der Coda noch einen Trumpf ausspielt. Mit den düstren Riffs und den transsilvanischen Orgelklängen wird 'Dream Of Angels' zu einer doomigen Mollhymne ausgestaltet, die etwas nach einer dezent aufgepeppten Version von TYPE O NEGATIVE klingt. Das modern-psychotische ROB ZOMBIE-Mäßige bei 'Sherimoon' ist nicht ganz so mein Fall, dafür kann das eher doomig-getragene 'Bleed With Me' mit einigen entrückten Passagen weiblichen Gastgesangs, einer extrem kraftvollen Darbietung von Mike und den Spinett- und Glockenklängen im letzten Viertel wieder zu hundert Prozent überzeugen. Wahnsinn! Das eher kurze, instrumentale Kraftpaket 'Motorcrypt' greift, wenn ich mich richtig erinnere, das musikalische Leitmotiv einer amerikanischen Horror-Comedy-Reihe auf und leitet schön dynamisch in die folgende Walze über: 'Let My People Go' ist das nächste große atmosphärische Highlight dieses Albums und lässt mich mit seinem doomigen Rhythmus, den orientalisch anmutenden Melodiebögen und dem wirklich herausragenden Gesang kaum stillhalten. Definitiv der perfekte Song, um Doombangern gepflegte Nackenschmerzen zu verschaffen. Mit 'Free Bird' zeigen die New Yorker Gruftgenossen den Südstaatenrockern von LYNYRD SKYNYRD, wie ihre Musik in regnerischerem Klima umgesetzt wird. Orchestrale Arrangements, mächtige Chöre, wuchtige Riffs ... Das nenne ich eine gelungene Coverversion! Weitere Ohrenöffner sind das zwar etwas zähe, aber sehr eindrucksvoll orchestral erweiterte 'Can't Stop The Rain' und das von akustischen Gitarren und mädchenhaftem Frauengesang getragene 'Mortician's Lullabye'. Als krönender Abschluss folgt noch die ultraschwere Doomhymne 'Live For Death', die an Düsterkeit kaum zu überbieten und erneut wunderbar gesungen ist.
Ganz ehrlich, ich habe bei dieser hochkarätigen Besetzung durchaus mit einem gelungenen Album gerechnet, aber dass die BRONX CASKET CO. so dermaßen zulangt, hätte ich niemals erwartet. Wo Gothic Rock oft schnulzig, zerbrechlich und distanziert wirkt, da rocken und grooven sich diese Jungs gnadenlos und mit hohem Wiedererkennungswert durch schwermütige Hymnen. Sie bieten genau das, was ich an der Gothic-Szene oft vermisse und hier endlich bekomme. Preziöse Trauerkloßromantik muss verschlagener Spielfreude und makabrem Drive weichen. "Hellectric" ist wahlweise der perfekte Soundtrack für die Adams Family in Musicalform oder der Muntermacher für die bevorstehende Halloween-Party. Dass auf der Scheibe für meinen Geschmack auch ein bis zwei leichte Durchhänger auszumachen sind, fällt bei einer Spielzeit von locker über einer Stunde nicht wirklich negativ ins Gewicht. So sollte man sich dieses Werk nicht entgehen lassen, wenn man auch nur ein bisschen was für Gothic Rock mit metallischer Schlagseite übrig hat.
Anspieltipps: Little Dead Girl, Bleed With Me, Let My People Go, Mortician's Lullabye, Live For Death
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle