BROTHERS OF METAL - Emblas Saga
Mehr über Brothers Of Metal
- Genre:
- Viking Power Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 10.01.2020
- Brood Of The Trickster
- POWERSNAKE
- Hel
- Chain Breaker
- Kaunaz Dagaz (Dawn Of Fire)
- Theft Of The Hammer
- Weaver Of Fate
- Njord
- Emblas Saga
- Brothers Unite
- One
- Ride Of The Valkyries
- To The Skies And Beyond
Ein besonderes Review zu einem der größten Alben der letzten Jahre.
Sicherlich darf man die Notwendigkeit einer zweiten Rezension zu "Emblas Saga" von BROTHERS OF METAL durchaus hinterfragen, insbesondere da meine liebe Kollegin Hanne als ausgewiesene Expertin für diese Stilrichtung schon sehr viel positive Worte in ihrem Review verloren hat. Hat nun Herr Rosenthal mal wieder Lust auf einen Verriss, möglicherweise sogar unter der Gürtellinie? Auch wenn diese Form der Kunst sehr viel Angriffsfläche bietet, muss ich euch "leider" enttäuschen. Auch ich bin komplett begeistert von dieser Urgewalt von Album und womöglich sogar noch euphorischer als Hanne es war/ist.
Warum also noch eine Rezension? Weil ich, als kleiner Zahlen-Nerd, mit einer ausgewiesenen Passion, obskure Gründe zum Feiern zu finden, hiermit mein 100 Review auf dieser Plattform veröffentlichen darf. Somit war für mich klar, dass es zu diesem Anlass eine Veröffentlichung mit persönlicher Höchstnote sein muss (wer mich verfolgt, weiß das diese bei mir nicht so locker sitzt). Aber irgendwie wollte ich noch eine zusätzliche, emotionale Ebene für diese Worte finden und dann kam mir folgende Idee. Ich habe mich dran erinnert, wie denn viele von uns geliebten Bands ein Jubiläum feiern würden. Ein schön bombastischer Release mit Neuaufnahmen von alten Klassikern oder sogar Einblick in bisher unveröffentlichte Demo-Landschaften geht doch eigentlich immer. Warum haue ich dann nicht eine bisher nicht veröffentliche Rezension von mir aus der Anfangszeit raus? Warum nicht sogar mal eine der drei Schreibproben, mit welchen ich mich 2021 bei POWERMETAL.de beworben habe und welche den damaligen Chefredakteur Peter Kubaschk so überzeugt haben, mich ins Team zu holen? Das ist für mich eine großartige, runde Sache und für einen Leser sicherlich auch nochmal ein Einblick wie so eine Reise bei uns beginnen kann. Natürlich muss ich bei manchem Satzbau und verwendeter Grammatik mittlerweile schlucken, aber ich habe aus Authentizitätsgründen den Kern und Großteil der damaligen Schriftprobe 1:1 übernommen. Wie viele Künstler habe ich aber ehrlicherweise schon bei einigen Punkten nachjustiert. Zum einen, um unsere Lektoren nicht vollends in den Wahnsinn zu treiben und zum anderen dürfen manchen Sachen ruhig auch für immer verschlossen bleiben. Ich denke schon, dass man auch bei mir in diesen fast drei Jahren eine deutliche Weiterentwicklung wahrnehmen kann. Dann lasst uns mal zurückreisen in den Januar 2021. Viel Spaß!
WTF? Ich hätte nicht einen Cent daraufgesetzt, dass ein solches Album oder eine Veröffentlichung aus diesem Bereich so eine Wirkung auf mich haben könnte und zur unangefochtenen Nr.1 in meinem persönlichen Ranking 2020 werden könnte. Sicherlich ist "Emblas Saga" ziemlich stark aber ohne "Guilty Pleasure"-Punkte ehrlicherweise auch kein Album des Jahres. Warum also trotzdem für mich?
Bevor ich in ein Feuerwerk aus Superlativen vergehe, muss ich dann selbst bei einer solche Meisterleistung ein Haar in der Suppe finden. Warum dieser Bandname? Lupenreinen Trve-Metal hört man nämlich nur partiell und der Hauptgesang wird von der genialen Ylva Eriksson (Gesang bei dem schwedischen Folkpop-Duo "Good Harvest“ - unbedingt anhören) beigesteuert. Somit glaube ich SIBLINGS OF THE NORTH (Markenanmeldung ist raus) würde besser passen. Das würde auch direkt auf die thematische Nähe zu AMON AMARTH hinweisen, da die achtköpfige (!!!) Truppe aus Schweden auch durchgängig Wikingerthemen und nordische Mythologie behandelt.
Die Musik auf dem losen Konzeptalbum "Emblas Saga" kann man aus Mischung von True- und Powermetal mit einer Extraladung Pop klassifizieren. Je nach Bedarf werden Symphonische Elemente (primär aus dem Bereich Filmsoundtracks) und/oder skandinavische Folklore) beigemischt. Ziel ist immer maximale Epik und maximalstes "Larger Than Life" Entertainment. Headbangen, im ursprünglichsten Sinne, ist hier tatsächlich zweitranging - es geht vordergründig um diese ultrakitschigen "Fist up in the Air"-Momente am Fließband und Mitsingen bis die Kehle Metreif ist. Nach einem cineastischen Intro (leichte LOTR-Vibes zu Beginn) geht es nahtlos über in eine echte Hymne namens 'Powersnake'. Fantastische aufgeteilte Vocals, feinste Gitarrenarbeit sowie eine Bridge mit Refrain zum Niederknien. Im folkigen Part kann man dann direkt die Qualität von Ylva hören, die stimmlich jeden Track veredelt. Pervers gut. 'Hel' ist dann etwas sperriger und in meinen Ohren auch der einzige leicht schwächere Song. Aber auch hier ist die Bridge schon stärker als das, was einem sonst im Genre als Chorus geliefert wird.
Ungewöhnlicher und tief im 80er Metal verwurzelt wird dann das Niveau mit 'Chain Breaker' wieder brutal angehoben. Meine Fresse groovt das. Einer der besten traditionellen Metalsong des Jahres, da er sich zwischen einer oldschooligen Strophe und einem JUDAS PRIEST-Refrain mit der Bridge auch in moderne Gefilde traut. Das Ding ist echt tanzbar. Und auf diesem Niveau wird durchgehend weiter musiziert. 'Kaunaz Dagaz' ist eine traumhafte Halbballade, welche selbst auf Hochzeiten eine fantastische Figur abgibt, während 'Njord' und 'Brothers Unite' (inkl. schwedischem Chorteil) gigantische Midtempo-Perlen sind, welche den Titeltrack kongenial umrahmen.
Diese Perle von Namensgeber ist dann einfach nur grandioses Musical-Entertainment und pulverisiert alles, was im Metalopera-Bereich die letzten Jahre veröffentlicht wurde. Traumhafte Hooks und jede Menge große Kinomomente. Überhaupt klingt das ganze Album durchgehend nach einem Soundtrack für einen imaginären Zeichentrickfilm aus den Spätachtzigern. Kennt jemand den 1986er Trickfilm "Walhalla" aus Dänemark? Genau diese Richtung nur mit mehr Schlachten. Die letzten drei Lieder sind dann der Hauptgrund, welcher das Album von einer Top5-Veröffentlichung der Jahrescharts auf die Spitzenposition katapultieren und gehören mich für die besten Songs die je in diesen Bereichen geschrieben wurden.
'One' ist eine atemberaubende Kitschvollbedienung à la Hollywood und wäre sicherlich der perfekte Abschluss für dieses Album gewesen. Das ist echte Magie - dieser a cappella Part verzaubert abgrundtief großartig und selbst der alte Walt wäre massiv Stolz auf diesen Song. Wir sprechen hier von dem Regal, wo auch 'What If' (KATE WINSLET) oder 'Never Enough' (LOREN ALLRED) liegen.
'Ride of the Valkyries' schafft es dann nochmal, Tempo aufzunehmen und vertont das Auftauchen und Galoppieren der Walküren wie die Faust auf das Auge. Man kann fast vermuten, dass 'One' das Ende eines imaginären Konzertes wäre und dieser Ritt nun den Zugabenblock eröffnet.
Den Schlusspunkt setzt die Band dann mit dem großen Bruder von 'One' und meinem Track des Jahres. 'To the Skies and Beyond' schickt alle 'Let it Go's' in Rente. Das ist ein brillanter Bastard aus 80er Olympia-Motiv und Disney-Soundtrack, der sich kontinuierlich bis zum Platzen steigert. Wenn dann gegen Ende noch Flöten und Co. dazukommen und der letzte Gesangspart explodiert, dann muss ich bei der Menge Sweetness dringend den Blutzucker checken. Mehr Motivationshymne (das steht beim Laufsport auf der Dopingliste) und kindliche Form des Eskapismus geht einfach nicht. Wie zu jedem anderen Song der Platte habe ich erneut das passende Trickfilmvideo vor Augen.
Ich bin mal gespannt ob nach längerer Zeit der Nutella-Effekt eintritt und ich diese Menge "Over the Top" nicht mehr vertrage (Kommentar aus dem November 2023: "Nein, einfach Nein. Das ist und bleibt geil"). Bis dahin werden mich diese Songs, insbesondere beim Sport, auch die Folgejahre begleiten. Ein verdienter Platz Eins.
Songtipp: sucht euch was aus, aber 'To The Skies And Beyond' ist Pflicht
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal