BRUTUS (B) - Burst
Mehr über Brutus (B)
- Genre:
- Alternative Rock / Post Rock / Punkrock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Starkult Promotion / Hassle Records
- Release:
- 03.02.2017
- March
- All Along
- Not Caring
- Justice De Julia II
- Drive
- Bird
- Crack / Waste
- Looking For Love On Devils Mountain
- Horde III
- Baby Seal
- Child
Entrückter, abgefahrener Post-Punkrock
Hätten die sieben Herren von CULT OF LUNA seinerzeit beschlossen, eine Punkrock-Band zu gründen, wäre das klangliche Ergebnis womöglich so ausgefallen wie "Burst", das Debütalbum einer höchst ungewöhnlichen Formation namens BRUTUS aus Flandern. Zunächst als REFUSED-Coverband gestartet, orientierte sich das Trio rasch um und erschuf einen höchst eigenwilligen, unzweifelhaft innovativen Sound.
Mit Stefanie Mannaerts am Schlagzeug und Mic zugleich sorgt bereits die Besetzung von BRUTUS für Aufsehen. Doch ist es vor allem der Sound dieses Trüppchens, der eine eindeutige Kategorisierung unmöglich macht: Ist das nun Shoegaze-vernebelter Punk? Verproggter Post Rock mit gelegentlichen High-Speed-Blast-Ausflügen? Beim knackigen Eröffnungsdoppel 'March' und 'All Along' scheint die Sache zunächst noch klar zu sein, hier wird ebenso eifrig wie abgedreht gepunkt und gepogt, wobei die Vorliebe von Gitarrist Stijn Vanhoegaerden für Halleffekte und Delays bereits ins Auge respektive Ohr sticht. Zusammen mit Mannaerts laut eingeschrienen Vocals überschreitet man auf "Burst" immer wieder die Grenze zur Anarchie. Dazu passt auch, dass die Schlagzeugerin mit Vorliebe für Black Metal (eigene Aussage der Band – TK) ein extravagantes, wild-entfesseltes Spiel abliefert, das für Punkrock-Verhältnisse ungewohnt technisch ausfällt. Und wenn man bei 'Drive' vollends in post-punkige, sphärische Gefilde abschweift, eröffnen sich endgültig ungewöhnliche neue Klangwelten. "Burst" ist ein atmosphärischer, entgrenzter Wildwasserritt auf den fernsten Spiralarmen der Milchstraße. Der gefühlvolle Halftime-Groover 'Bird' zeigt BURST passend dazu noch einmal von einer deutlich intimeren Seite.
Ganz kann ich die internationalen Lobeshymnen auf die Belgier allerdings nicht teilen, und das liegt vor allem an der anstrengenden Gesangsdarbietung von Stefanie Mannaerts. Keine Frage, Kesselrühren und Trällern zugleich ist eine Disziplin, die nur wenige Musiker/innen überzeugend beherrschen, und am Schlagzeug ist die Dame zweifelsohne eine echte Ohrenweide. Vielleicht werden die Riot Girls dieser Dekade und ich auf musikalischer Ebene auch einfach grundsätzlich keine Freunde mehr. Bei Mannaerts ist das Problem aber schlicht ihre Art, die Texte ihrer Band auf immer gleicher Tonhöhe ins Mikrofon zu rufen. Mehr als so manches Gröhl- und Scream-Gerotze langweilt diese Vorgehensweise bereits nach der ersten Handvoll Tracks des Albums, oder nervt schlicht und ergreifend wie beim naiven 'Baby Seal'.
"Burst" ist zweifelsohne eine der ungewöhnlichsten Veröffentlichungen in Sachen Punk, wohl auch in Sachen Post, ach was, in Sachen Rockmusik des bisherigen Jahres, wobei die Gesangsleistung leider für ein dickes Minus sorgt. Bei BRUTUS würde man sich definitiv einen Gefallen tun, für den Posten am Mikro einen Wechsel in Betracht zu ziehen. Das könnte den Sound der Band nochmal auf ein ganz anderes Level heben – und dann würde BRUTUS wohl vollends eine eigene Liga begründen.
Anspieltipps: Not Caring, Looking For Love On Devils Mountain
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause