BULLFROG - Second Wind
Mehr über Bullfrog
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 8.25
- Label:
- Sireena Records / Broken Silence
- Release:
- 09.03.2012
- G-Town madness
- Don't Think Of Tomorrow
- I Don't Care
- Baja "C"
- Wake Up
- Shit Goddamn
- Step On The Gas
- Dreamer
- All I Know
- Teenage Suicide (Bonus Track)
- Little Queenie (Bonus Track)
- Let#s Get Loaded (Bonus Track)
- It's Up To You (Bonus Track)
- It's All Over Now (Bonus Track)
Äußerst unterhaltsames, kurzweiliges Rock-Zeitdokument von 1980; BULLFROG leben weiter mit diesem Re-Release.
Etwas eingängiger waren BULLFROG damals schon im Gegensatz zu anderen Kollegen der Krautrock-Szene. Allein der Umstand einen guten Sänger (Gerd Hoch, beging 1995 Selbstmord) in der Formation zu haben und die Intention, in Englisch zu texten, ließ die Band über den großen Teich blicken. Der heimische Tellerrand war dann doch ab einen gewissen Punkt zu niedrig, die Suppe darin zu fad.
Die Scheibe startet herzerfrischend altmodisch mit 'G-Town Madness' und man merkt der Produktion zwar etwas den Staub an, immerhin hat das Teil lockere 32 Jahre auf dem Buckel; die Techniker betreffs CD-Mastering haben die Chose jedoch sehr gut digitalisiert. Es rockt, es atmet den Geist der sehr frühen 80er Jahre. Demnach würde ich BULLFROG ungern in die Kraurock-Ecke stellen, ihr Musikstil war weitaus internationaler gestaltet, vielleicht etwas mehr damaliger Mainstream. Doch intellektuell genug, um auch für die elitären Rockgenießer interessant zu sein. Mit Rauchschwaden gefüllte Musikbars, hier und da eine Grünpflanze als Alibi, reichlich Bier und Fusel an der Theke und Spätstudenten, die schon vormittags übers Leben philosophieren konnten. Ich habe diese Zeit nach der Schule genossen, denn geile Musik wie die von BULLFROG und dergleichen wurden dort den ganzen Tag abgedudelt. Die LPs kratzten irgendwann so knarzig als wäre ein neues, unbekanntes Instrument aufgenommen worden. In dieser Zeit habe ich vieles Neues entdecken dürfen, manches höre ich auch heutzutage noch gern.
Diesbezüglich kam die BULLFROG passend ins Haus, es muss nicht immer das moderne Zeugs sein, nur weil´s fetter klingt. Das Althergebrachte bringt´s oftmals zutreffender auf den Punkt. Seinerzeit waren die Musiker noch nicht so sehr im Spinnennetz der Musikindustrie gefangen mit all ihrem Marketinggetue. Lange Haare, alte Jeans, Hanfgeruch, vielleicht etwas Kotze am T-Shirt, Gitarre - mehr bedurfte es nicht, um auf der Bühne stehen zu dürfen. Heute versaut die verhurte Castingkultur eine der schönsten Nebensachen des Universums - die Musik!
Das hier ist herrlich intonierter 70er Classic (Hard-) Rock, nie zu schräg, immer auf den Punkt. Etwa das heavy gespielte 'Shit Goddamn' mit AC/DC-Touch, auch 'Dreamer' ist zum Beispiel nur göttlich, eine Powerballade (mit schönem Piano-Intro) in diesem typischen 70er Jahre-Arrangement-Stil. Ruhig-sanft wie eine Düne am Nordseestrand, dann bricht es heraus wie eine Steinlawine in den Rocky Mountains.
Selbst die fünf Demosongs (erst 2007 wiedergefundene Bänder) am Ende der Platte sind feinster Stoff, üblicherweise wird da immer obskures Zeug verbraten. So wie Omas sechsmal aufgewärmtes Gulasch, immer wieder mit Wasser verdünnt. (Nein, ich hatte eine schöne Kindheit.)
Das rasante 'Teenage Suicide' eröffnet dieses Bonusangebot und fegt die Staubflocken wie nichts aus den Boxen, cool. Die übrigen Demos deuten es an, BULLFROG wären in den Staaten etwas ruhiger, angepasster geworden. Nicht mehr ganz so ungestüm wie auf den zuvor veröffentlichten Werken. Vielleicht haben sie sich deswegen getrennt. Wer weiß. "Second Wind" rockt gewaltig und bringt eine Zeit zurück, in der die Songs noch handgefertigt wurden, das Studiozaubern noch nicht so exzessiv betrieben wurde.
Freunde dieser Rock-Epoche oder Bands wie z.B. BUDGIE können hier mal die Ohren riskieren und nebenher herrlich übers Leben philosophieren.
Amtlicher Re-Release!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dirk Ballerstädt