BURZUM - The Ways Of Yore
Mehr über Burzum
- Genre:
- Ambient
- Label:
- Byelobog / Plastic Head
- Release:
- 02.06.2014
- God From The Machine
- The Portal
- Heill Óðinn
- The Lady In The Lake
- The Coming Of Ettins
- The Reckoning Of Man
- Heil Freyja
- The Ways Of Yore
- Ek Fellr (I Am Falling)
- Hall Of The Fallen
- Autumn Leaves
- Emptiness
- To Hel And Back Again
Vargs Ambient-Werke werden langsam vielseitiger und spannender.
Varg Vikernes scheint es aktuell ernst damit zu sein, keinen Metal mehr zu machen. Wobei er das dieses Mal nicht groß mit ideologischen Begründungen erklärt, sondern offenbar einfach der Stimmung nachgibt, die da Ambient-lastig zu sein scheint. Im Gegensatz zum Vorgänger "Sôl Austan, Mâni Vestan" ist das neue Album "The Ways Of Yore" wieder deutlich spannender geraten, denn immerhin hält sich der Protagonist dieses Mal nicht mit (elektronischer) Perkussion zurück, gibt sich melodisch etwas verspielter und - das ist jetzt entscheidend wichtig - er verbindet sein Ambient-Geplänkel mit einem guten Maß an Gesang, der allerdings weit von dem entfernt ist, was der metallische geprägte BURZUM-Fan von Herrn Vikernes erhoffen würde.
Gut, auf "Umskiptar" gab es schon einen Vorgeschmack darauf, wie es klingt, wenn Varg mantrisch irgendwelche eddischen Verse rezitiert, doch diese Herangehensweise wird hier nochmals deutlich verschärft. Nach den beiden kurzen Instrumentalen zum Einstieg, besteht 'Heill Odin' in erster Linie aus dem gebetsmühlenhaft rezitierten und mit Chören hinterlegten Mantra des Songtitels. Ob das dem so Gehuldigten gefallen würde? Nun, wir wissen es nicht, da wir aber nicht davon ausgehen dürfen, dass Odin ausschließlich Metal hört, will ich das noch nicht einmal ausschließen.
'The Lady In The Lake' bietet im Anschluss typisch sphärischen, reduzierten BURZUM-Ambient, wie wir ihn seit "Hliðskjálf" (1999) kennen, allerdings auch hier angereichert um ein flüsterndes Rezitativ, das durchaus Seele hat und seine Wirkung nicht verfehlt. 'The Dawn Of Ettins' schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist jedoch noch etwas ruhiger, aber nicht weniger rezitativ ausgestaltet. Ein wenig mehr Melodie und auch mehr Dramatik wagt der Protagonist bei 'The Reckoning Of Man', während sich 'Heil Freyja' natürlich wieder der monodimensionalen Götterhuldigung widmet. Richtig stark ist die akustische Ballade 'Ek Fellr', die offenbar lyrisch und ganz dezent auch melodisch an den BURZUM-Überhit 'Jeg Faller' anknüpft. Bei 'Autumn Leaves' dürfen kurzzeitig auch postrockige Gitarrensounds ihre Duftmarke hinterlassen, während die beiden Mammutstücke zum Schluss wiederum zwischen "Hliðskjálf" und "Dauði Baldrs" pendeln, dabei aber leider auf weitere Gesangselemente verzichten.
Ja, Leute, was soll ich sagen. Auch wenn Varg Vikernes aktuell leider keinen Metal mehr macht, und auch wenn viele von euch das hier Gebotene noch nicht einmal mit einer Hohlraumversiegelung im Gehörgang ertragen dürften, so lässt mich das Schaffen des Mannes noch immer nicht los, und eine gewisse Faszination durch Eigenwilligkeit und unverkennbare Charakteristik kann auch dieses neue Elaborat auf mich ausüben. "The Ways Of Yore" kommt je nach Empfänger wahlweise wie eine Märchenstunde, ein esoterischer Trip in die Jungsteinzeit oder eben langweiliges Geklimper im Repeat-Modus herüber.
Sollte sich ein Ambient- oder Neofolk-Fan zu uns verirrt haben: Beim besten Willen kann ich euch - mangels Vergleichswerten - nicht sagen, ob das in eurem Genre nun gut oder schlecht wäre; für uns Metalheads ist es in erster Linie verwirrend, und selbst wenn die Faszination für BURZUM bei mir auch durch solche Alben nicht nennenswert abnimmt, so ist beim Hören der aktuellen Alben doch immer der Wunsch präsent, dass Varg doch wieder das machen möge, was er zweifelsfrei am besten kann.
Ob es je geschehen wird? Man weiß es nicht. Vielleicht würde es am ehesten passieren, wenn die Zielgruppe diese seltsamen Werke nicht kaufen würde. Aber zum einen will ja niemand, dass der Mann sich aus finanziellen Gründen verbiegen muss, und zum anderen ist auch in seinen Ambient-Werken eine positive Energie und gewissermaßen auch spannende Entwicklung festzustellen, die vor allem von der Hinzunahme des Gesangs, akustischer Gitarren und vereinzelter Stromgitarrensounds profitiert, ohne sich dadurch auch nur ansatzweise zu metallisieren.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle