BUTCHER, THE - Mass Destruction Manual
Mehr über Butcher, The
- Genre:
- Asicore
- Label:
- Gangstyle Records
- Crackin' Up
- Ketchup Is King
- Gilles De La Tourette
- Officer Porkchop
- Mass Destruction Manual
- Cholestreoholic
- Six Feet Under
- S.S.P.
- Everybody Is Dead Now
- Freight Train Suicide
- Too Many Morons
- My Problem Is You
- The Holy Land
- Crash And Burn
- Blood Sweat & Beers
- Prime Time Sucks
- Down The Drain
- Wreckage
- Mr. Sucksassfull
- M.O.S.H.
Eines der amüsantesten Alben der letzten Zeit kommt mir mit "Mass Destruction Manual" von THE BUTCHER ins Haus. Das Lesen des Textbuchs bringt mich von einem Lacher zum nächsten, aber ich will nicht vorgreifen. Musikalisch spielen die Holländer höchstgeschwindigkeits-Hardcorepunk dem man positiv anmerkt, daß es sich beim vorliegenden Album um ihren dritten Longplayer handelt, technisch gibt es nix zu meckern und auch das Songwriting wird nie eintönig – sofern Songs mit einer Durchschnittslänge von unter 2 Minuten überhaupt langweilig werden können.
Aber gehen wir die Songs im einzelnen durch, vor allem die Texte sind es wert, erwähnt zu werden!
Herrlich selbstironisch bereits der Opener "Crackin' Up", eine Highspeedgranate erster Güte, der logisch schlüssig und wissenschaftlich nachweisbar belegt, das Frustsaufen dazu führt, das man den Text des Songs vergisst. Klar? Klar!
Ohne Übergang powert sich der Asicore-Fünfer weiter durch "Ketchup Is King", dem ersten von einigen Songs über Junk Food, die dies Album zu bieten hat (Die Firma H.J. Heinz wird sogar in den Thanks bedacht), bevor mit "Gilles Da La Tourette" bereits das erste kleine Highlight des Albums ansteht – ein Song über das Tourette-Syndrom (eine psychische Krankheit bei der man ohne es zu wollen Menschen beleidigt), somit vor allem wunderschön mehrstimmig gesungen aneinandergereihte Schimpfwortkaskaden der schmutzigsten Sorte. Für THE BUTCHER's Verhältnisse beinahe schon ernsthaft wirkt "Officer Porkchop", das sich mit dem klassischen Punkthema Polizeigewalt auseinandersetzt und da kein Donutfresser-Klischee auslässt. Hier wird erstmals deutlich, was sich durchs ganze Album zieht: Die Geschichtchen aus Asicoreland, die THE BUTCHER erzählen, scheinen allesamt in den US of A zu spielen.
Der Titeltrack "Mass Destruction Manual" ist in meinen Augen ein seltenes Kleinod an Gemeinheit, handelt es sich doch um ein (immer noch im Überschalltempo vorgetragenes) Teleshopping-Programm, wo Kindern die Anleitung zum massiven Töten für nur fuffich Dollars angepriesen wird (bei Nichtgefallen Geld zurück).
Mit "Cholestroholic" wären wir wieder zurück beim Thema Junk Food – "Drink your beer and stuff your face watching Cheech & Chong", dieser Song wartet übrigends mit einem selten coolen Midtempo-Bassintro auf, bevor nach knapp 'ner Minute wieder auf High Speed zurückgeschaltet wird.
Die auch nicht ganz neue Erkenntnis, dass man, wenn man als Spießer lebt, eigentlich schon tot ist, bildet den Inhalt von "Six Feet Under", einem Track, der etwas nach THE OFFSPRING in hart klingt. "S.S.P." setzt sich auf sehr originelle Weise mit nächtlicher Ruhestörung auseinander und verlässt sich auf eine wundervolle Bassarbeit. Die Paralellen zu Funpunk werden bei diesem Song einmal mehr deutlich, allerdings tritt THE BUTCHER richtig rein, was man von den weicheren Gesellen nicht eben behaupten kann. Kurz vor Albumhalbzeit steht mit dem Midtempo-Song "Everybody Is Dead Now" ein Song über Träume und Wünsche, all die Idioten einfach zu töten, an – wenn man ehrlich ist ein Gefühl, dass fast jeder nur allzu gut kennt. Besondere Erwähnung verdienen hier die Kettensägen-Sounds vor der zweiten Strophe. Wie ein Donnerschlag kommt im Anschluss "Freight Train Suicide" heran und schon ist er vorbei (der Zug natürlich, aber nach dem Selbstmord iss der Song auch durch!).
"Too Many Morons" ist ein herrlicher Asi- oder Streetpunk-Song, den man instinktiv mitgröhlen muss. Ich habe ohnehin grosse Probleme sitzen zu bleiben und dies Review zu schreiben, anstatt umherzuspringen und meine Wohung in Schutt und Asche zu legen, während das Album läuft.
Das vielen Menschen bekannte Problem dummer, pickliger Sechzehnjähriger, die einer Band vorschreiben wollen, wie sie zu klingen haben und das sie nicht "True" genug zu ihrem jeweiligen Genre stehen und was diese Menschen THE BUTCHER lutschen können, ist der Band in Form von "My Problem Is You" eine ganze Minute und sieben Sekunden wert, in die sieben hasserfüllte Strophen, diverse angedeutete Klassikerzitate und ein unerwarteter Tempowechsel gepresst sind – so einen wundervollen Hassbrocken wie diesen Song habe ich lange nicht mehr zu hören bekommen!
Das "Holy Land" ist selbstverständlich der Suff, ein Thema, das auf keiner guten Asi-Scheibe fehlen darf. Besondere Beachtung verdient hier die herzzerreißende Beschreibung des Würfelhustens am nächsten Morgen in der dritten Strophe.
Inklusiv irgendwie an die "Smash" von THE OFFSPRING erinnernde "Wooo-hooo-hoo"-Backingchöre kommt mit "Crash And Burn" ein Tribut an gestorbene Freunde daher.
Glücklicherweise, denn bei der Trashkultur-Affinität dieses Albums fürchtete ich bereits einen Auseinandersetzung mit dem Film "Hackers" – denn ein Talent für mehr oder minder subtile Anspielungen haben THE BUTCHER auch mit auf den Weg bekommen, wie "Blood Sweat And Beers" beweist - denkt man doch sofort an die Sechziger-Jahre-Kapelle BLOOD SWEAT AND TEARS. Wie dem auch sei, dieser Song handelt vom Versaufen seines Lebens auf richtig geilen Konzerten.
Das Traumfernsehprogramm, das in "Prime Time Sucks" gefordert wird, ist durchaus eins, das ich jederzeit geniessen würde, einzig das A-Team würde mir sehr fehlen: Eine schrecklich nette Familie, Happy Days (wenn das noch einer kennt), Batman -poff, zack, knuff-, Beavis und Butt-Head unzensiert sowie ein Duke kommt selten allein. Abgesehen davon gibt es hier brillante Gitarrenarbeit, Gesang in Überschall (falls sich noch jemand an "Ideal Die Da" auf dem MEGAVIER-Album erinnert, von dem Tempo reden wir hier) sowie jede Menge berechtigten Hass auf das tatsächliche TV-Programm. Allerdings scheint Holland mit einem nur allzu guten Programm gesegnet zu sein, anders jedenfalls kann ich mir kaum erklären, warum Ikonen des US-Müll-TV wie Ophrah herhalten müssen, um die Schlechtigkeit des TV-Programms zu illustrieren. Weltweite Bekanntheit? Na ich weiss ja nicht.
Keine Ballade aber trotzdem irgendwie traurig (und nicht nur weil THE BUTCHER hier zu nah an Dexter Holland und Co dran sind) ist "Down The Drain", geht es hier doch um die Leere, Heimatlosigkeit und Verlorenheit, die einen Gern- und Vieltrinker überkommt, wenn die Stammkneipe plötzlich schließt.
Ein 40-Sekunden-Ausbruch von Gewalt mit Drei-Kleine-Schweinchen "Moron, Moron"-Sprechchor ist "Wreckage", dessen Protagonist den Tod seines 70er Camaros durch das Zerschmettern des Kopfes des Unfallgegners rächt. Ich trage übrigends grade mein "Love Cars – Hate People"-T-Shirt.
Ein klassischer Punksong im Stil von BAD RELIGION, der perfekt zum Album passt und irgendwie durch seinen knallhart politischen Inhalt befremdet, befindet sich mit "Mr. Sucksassfull" (Achtung, Wortspiel!!!) an vorletzter Position auf dem Asicore-Tonträger des Jahres.
Emm Ohhh Esss Aiiisch – MOOOOOOOOOSH! Mehr gibt es zum Abschlusstrack "M.O.S.H." nicht zu sagen.
Zusammenfassen lässt sich Weltbild, Mucke, Zielgruppe und Grund, weshalb dies Album ein Pflichkauf ist, mit einem Zitat aus "Blood Sweat & Beers":
"Punks are doing a circle pit
Skins are looking for the next one to hit
Hardcore kids with dancing moves
Metalheads at the bar scream for booze"
Ich für meinen Teil werde dies Review hiermit beenden, die Platte nochmal laufen lassen, voll aufdrehen und meine Bude kaputtmoshen!
Anspieltipps: Jeder Song ist eine Perle, jeder Schlag sitzt, ein Gag ist besser als der nächste – außerdem iss die Scheibe kurz genug zum durchzappen – sucht's euch aus, ich mag's alles.
- Redakteur:
- Philipp von dem Knesebeck