BUTLER, JOHN - Prism
Mehr über Butler, John
- Genre:
- Roots Rock / Alternative
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Family Music Pty
- Release:
- 05.09.2025
- Going Solo
- King Of California
- Gets No Better
- So Sorry
- The Way Back
- Doing Just Fine
- Hand In Mine
- Trippin On You
- Outta My Head
- Let Yourself Go
- Leave The Rest To Earth
- Wings To Fly
Starke Rückkehr in vertrauten Gewässern!
Man kommt nicht umher, "Prism" von JOHN BUTLER als Befreiungsschlag wahrzunehmen. Die vergangenen Jahre waren für den australischen Multiinstrumentalisten nicht unbedingt einfach. Zuerst löste sich im Jahr 2019 seine Band JOHN BUTLER TRIO endgültig auf, dann kam durch Corona die gesamte Musikwelt zum Erliegen und gleichzeitig musste Butler seinen sterbenden Vater pflegen. Der perfekte Sturm in negativer Hinsicht, der dann auch den Musiker John Butler in eine existenzielle Krise stürzte. Und wie sieht der Weg zurück aus? Für Butler bestand er darin, parallel an vier Alben zu arbeiten, die er inoffiziell "The Four Seasons" nennt und mit denen er nach und nach zum Kern seines Schaffens zurückkehrt. Erst erschien dabei das Ambient-Album "Running River" Anfang 2024, und im November folgte mit 'Still Searching' ein Langspieler mit Instrumental-Kompositionen, bei dem schon wieder klarere Songstrukturen erkennbar waren. Mit "Prism" kehrt nun eine Bandbesetzung und vor allem der Gesang zurück in den musikalischen Kosmos des Australiers. Ob John dabei seine unnachahmlichen Songwriter-Qualitäten im Zuge dieser musikalischen Reise verloren hat, können wir nun anhand zwölf frischer Kompositionen überprüfen.
Doch schon der Opener 'Going Solo' sollte hier schnell für Beruhigung sorgen, katapultiert der Track uns doch direkt in die Hochphase des JOHN BUTLER TRIOS um die Langspieler "April Uprising" und "Grand National" herum zurück. Gerade der bissige Unterton, der in Johns Gesang und dem Text mitschwingt, der übrigens relativ offensichtlich Butlers Schwierigkeiten der letzten Jahre verarbeitet, gefällt mir unheimlich gut und verpasst "Prism" damit eine Eröffnung, die man so schnell nicht vergisst. Doch keine Sorge, der Australier ist nun nicht etwa zum verbissenen Roots-Rocker geworden, sondern hat sich sein Händchen für ernste und dennoch luftige Kompositionen bewahrt, die einem die Sonne Australiens auf unnachahmliche Weise ins heimische Wohnzimmer transportieren. 'King Of California' ist etwa ein solcher Track, der einen großartigen Refrain im Gepäck hat und auch lyrisch mit der recht ungeschönten Betrachtung einer Beziehung einen Nerv trifft. Generell scheint es auch in Johns Privatleben nicht unbedingt rund gelaufen zu sein, denn auch die prägnante Single 'So Sorry', die sich übrigens sofort als Hit im Gedächtnis festbeißt, und das beschwingt groovende 'Trippin On You' scheinen den steinigen Weg einer Versöhnung innerhalb einer Beziehung zu vertonen. Ob hier wirklich autobiografische Züge mit dabei sind, kann aber natürlich nur John selbst beantworten; trotzdem ist dieser erzählerische rote Faden auffällig, der sich durch "Prism" zu ziehen scheint.
Stilitisch bleibt Mr. Butler dabei aber wie gewohnt eine Wundertüte und fühlt sich in vielen verschiedenen Stilen zuhause, ohne je den eigentlichen Charakter seines Sounds aus den Augen zu verlieren. Im Gegensatz zum letzten regulären Studioalbum "Home", das doch eher düster und nachdenklich aus den Boxen waberte, scheint Butler heute aber wirklich befreit aufspielen zu können und wagt - vielleicht auch inspiriert durch die letzten beiden ungewohnten Langdreher - wieder mehr Experimente. So ist das veträumte 'Gets No Better' ein unheimlich spannender Song, der sich nicht einfach als Ohrwurm aufdrängt, sondern ein paar Durchläufe braucht, um so richtig zu zünden. Das düster-wabernde und unfassbar packende 'The Way Back' ist dagegen ein Callback zum eben erwähnten "Home", während 'Hand In Mine' das musikalische Fundament auf das Nötigste herunterbricht und als melancholische Ballade einen schönen Gegenpol zum Rest des Albums liefert, das zumeist doch eher hymnisch und dicht aus den Boxen schallt. Die größten Highlights finden sich dennoch eher in den zuletzt erwähnten Momenten des Albums, wo vor allem 'Doing Just Fine' und 'Outta My Head' als weitere Highlights genannt werden müssen. Unerwähnt bleiben soll aber auch das eher ruhige 'Leave The Rest To Earth' nicht, das mich direkt zum Durchbruchsalbum "Sunrise Over Sea" zurückbefördert und damit wohlige Erinnerungen weckt.
Und so haben wir es am Ende bei "Prism" mit einem klaren Anwärter auf mein persönliches Album des Jahres zu tun. Seit 2007 schon bin ich eingefleischter Fan des eigenständigen und unheimlich spannenden Stils, den JOHN BUTLER über die letzten beiden Dekaden kultiviert hat, und bin daher natürlich überglücklich, dass der Australier nach ein paar Irrungen und Wirrungen nun zu sich zurückgefunden hat und mit "Prism" musikalisch wieder komplett auftrumpft. Ich würde sogar soweit gehen, dass wir es hier mit dem besten Werk seit dem überragenden "Grand National" zu tun haben, was schon allein Ritterschlag genug sein sollte. Solltet ihr euch also im grob als Roots Rock beschriebenen Sektor der alternativen Musik wohlfühlen, führt einfach kein Weg an "Prism" und JOHN BUTLER vorbei!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs