BUTTERFLY EFFECT, THE - Final Conversation Of Kings
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2009
Mehr über Butterfly Effect, The
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Superball Music/SPV
- Release:
- 26.06.2009
- Worlds On Fire
- Room Without A View
- Final Conversation
- The Way
- Window & The Watcher
- ...And The Promise Of The Truth
- In These Hands
- 7 Days
- Rain
- Sum Of 1
Ein herrliches buntes Album zwischen großen Emotionen, treibendem Rock und anspruchsvollem Prog-Sound.
Zwischen "Emo" und "emotional" liegt oft nur ein schmaler Grat, und THE BUTTERFLY EFFECT umtänzeln ihn spielend zu Gunsten leidenschaftlicher Höhenflüge. Auf die Australier bin ich vor ca. fünf Jahren bei meinem damaligen Online-Magazin aufmerksam geworden, als mich das kobaltblaue Schmetterlings-Cover ihres Debüts "Begins Here" von der Startseite anlachte und der Rezensent was von einer australischen Version von A PERFECT CIRCLE schrieb. Zu haben war das Teil für sehr wenig Geld über das Auktionshaus mit den bunten Buchstaben, und auch wenn ich der Scheibe immer noch das Prädikat "gut" verleihe, so richtig in meinem CD-Player festsetzen konnten sich die damals eine Spur härteren, in Richtung der DEFTONES schielenden Songs nicht. Doch Australien ist weit weg, weshalb das Quartett aus Brisbane schnell wieder in Vergessenheit geriet. Bis es bei Kollege Oliver Schneider plötzlich im letzten Jahrespoll auf Platz fünf auftauchte. Gab's da etwa eine weitere Platte?
Gab es, sogar zwei davon. Nach dem mir unbekannten "Imago", welches es vor drei Jahren auf Platz zwei (!) der Australischen Charts schaffte, setzen die Aussies in Form des 2008 nur eine Position tiefer gecharteten "Final Conversation Of Kings" mit 10 Monaten Verspätung endlich dazu an, auch den Rest der Welt mit ihrem Sound irgendwo zwischen Prog, (Alternative) Rock und Pop zu erobern. Das Covermotiv ist aktuell etwas bunter, die Musik ist es auch. Denn gerade weil die Gitarren inzwischen mehr in den Hintergrund gerückt sind, erzeugt der zu "Begins Here"-Zeiten noch etwas arg "Emo" tönende Sänger Clint Boge in den zehn neuen Werken wunderbar emotionale Schmetterlinge im Bauch.
Bereits der Opener 'World On Fire' entführt den Hörer über gute sieben Minuten in eine vor Leidenschaft brennende Parallelwelt. Anfangs noch sanft, fast unspektakulär, wird es ab etwa der Hälfte kurz überraschend hart und dramatisch, um dann, begleitet von Trompetenklängen, ganz leise, nachdenklich und ungemein berührend zu enden.
Dass es auch gradliniger, aber mitnichten langweiliger geht, beweisen Tracks wie das relativ rockige 'Room Without A View', in dem herrliche Gesangsharmonien das gitarrenlastige Grundgerüst durchströmen. Doch das berühmte Kribbeln im Bauch stellt sich vor allem im gemäßigten Tempo ein. Wenn Clints hohe Stimme in der ersten Strophe von 'Final Conversation' fast wegbricht (SYLVAN lassen hier ein wenig grüßen), um sich dann plötzlich erstärkt zum wahrlich hymnischen Refrain zu erheben, bin ich einfach glücklich. Und wie Gitarrist Kurt "Flirty K" Goedhart möglicherweise zu seinem Spitznamen gekommen ist, kann man vermuten, wenn man seinem hinreißendem Flirt mit der Sechssaitigen lauscht.
Das Chamäleon der Band ist jedoch Clint Boge. Im mit einem tollen mehrstimmigen Refrain ausstaffierten 'The Way' tönt er mal düster, mal wie ein Chorknabe, mal beschwörend. Zum tanzbaren "Window And The Watcher" lässt er den Alternative Rocker raushängen. Das mit einem vertrackten, aber nicht komplizierten Rhythmus versehene '... And The Promise Of The Truth' hat sogar Stadion-Rock-Qualitäten.
Von den treibenden Kompositionen gefällt mir das lauthals zum Mitsingende animierende 'In These Hands' mit am Besten, in dem THE BUTTERFLY EFFECT einfach zeitlos schöne Rockmusik erschaffen. Aber auch das in den Strophen die Seele streichelnde, im Chorus leicht wütende '7 Days' ist toll, wie sich überhaupt keinerlei Ausreißer ins Negative ausmachen lassen. Und wenn mich ausnahmsweise der Gesang nicht ganz so mitreißt wie im diesbezüglich relativ spannungsarmen 'Rain', haut mich Gitarrenflirter Kurt von den Socken - ich wünschte, ich könnte in Worte fassen, was er hier technisch vom Stapel lässt.
'Sum Of 1' setzt schließlich zum mächtigen, wenn auch mit drei Minuten reichlich kurz ausfallenden Grand Finale an, steigert sich von einem elektronisch-verzerrten Anfang über einen sehr chilligen Mittelteil (Feuerzeuge raus!) bis hin zu den epischen, abrupt endenden Schlussakkorden.
Die Klasse von "Final Conversation Of Kings" wird nicht zuletzt durch den hervorragenden zweiten Platz in unserem Redaktions-Soundcheck honoriert, wo sich THE BUTTERFLY EFFECT nur knapp RIVERSIDE geschlagen geben müssen. Doch diese unmittelbare Nachbarschaft passt schon, denn jeder Rock, Prog und Artrock-Fan sollte den Australiern unbedingt ein Ohr schenken.
Anspieltipps: World On Fire, Final Conversation Of Kings, The Way, Window And The Watcher, In These Hands
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Elke Huber