C-187 - Collision
Mehr über C-187
- Genre:
- Prog
- Label:
- Mascot
- Release:
- 31.08.2007
- Collision
- Cruisin' 4 A Bruisin'
- oadblock (D.O.A)
- Drugged And Mugged
- Stalker
- Murda
- Homicide
- P.C.P. (Murda In Ma Head)
- Rip Deal
- Sidewalk Chalk
- Knee Deep In
- Life Is Dead
- Strapped With Heat
- New Territory
Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich erstmalig über den Bandnamen C-187 gestolpert bin. Ich denke, es war bei einem meiner obligatorischen Streifzüge auf der CYNIC-Homepage. Dort stand erstens etwas von einer Reunion des Progressiv-Gestirns, wie auch etwas von einer weiteren Band, an der Drummer Sean Reinert neben AEON SPOKE beteiligt sein würde. Diese Band ist C-187. Diese Nummer ist die Nummer des Paragraphen im kalifornischen Strafgesetzbuch, in dem Mord behandelt wird. Der eine oder andere unter euch, wird eventuell den gleichnamigen Film kennen.
Zurück zum eigentlichen Geschehen: der Band und ihrer Musik. Als wäre Sein Reinert nicht schon sehr triftiger Grund, sich näher mit C-187 zu beschäftigen, ist auch die restliche Besetzung sehr spannend. Da hätten wir Tony Choy am Bass. Dieser junge Mann dürfte dem Frickel-Freund noch von ATHEIST (wo er den verstorbenen Roger Patterson ersetzte) und späten PESTILENCE her bekannt sein. Und genau von jener holländischen Death-Metal-Kapelle stammt auch Gitarrist Patrick Mameli. Wer vor allem deren letztes Opus "Spheres" von 1993 kennt, weiß, dass auch Mister Mameli schon damals auf quere Rhythmen und abgefahrene Sounds stand. Das alles sieht schon einmal nach einer Band aus, die man früher unter der Rubrik Techno-Thrash abgelegt hätte. Nicht ganz in dieses Schema passt Fronter Tony J.J., der bislang bei TRANSPORT LEAGUE, MNEMIC, B-THONG und M.A.N. in brüllende Erscheinung getreten ist. Nicht zwingend die Stimme, die ich jetzt bei den restlichen Musikern erwartet hätte.
Anyway, weg mit den Erwartungshaltungen und den Silberling in den Player gelegt. Der eröffnende Titelsong zeigt dann auch gleich, dass C-187 eine sehr heftige und gleichermaßen moderne Ausrichtung haben. Der Gitarren-Sound erinnert mich gelegentlich an MEGADETH, wobei die grundsätzliche Stilistik schon anders ist. Während die drei Instrumentalisten vorwiegend wütenden Jazz-Thrash spielen, der an manchen Stellen den Hörer selbst nach mehrfachem Genuss völlig überfordert, agiert Tony JJ mal wie ein Brüllwürfel in der Mikrowelle, mal wie ein Bullterrier auf Valium. Gleich im zweiten Song rattert er mit seinem teils extrem aggressiven Gesangsstil haarscharf an meinen Nervenkanten entlang.
Sehr verwunderlich ist für mich vor allem das Drumming von Sean Reinert, der auf "Collision" teilweise knüppelt, als ob der Leibhaftige hinter ihm her wäre. Die Dampframme 'Roadblock (D.O.A.)' ist beispielsweise komplett mit superfetten Doublebässen unterlegt, während Mameli hier sehr deathige Riffs abliefert. Auf solchen Riffbrettern wird häufiger geritten. Ich verweise auf 'Rip Deal', 'Murda' oder das abschließende 'New Territories'. In anderen Kompositionen wird häufig mit abgestoppter Rhythmik gearbeitet, so dass durchgängig ein phatter Groove erzeugt wird. Diese Variante wird bei 'Drugged And Mugged' und vor allem beim Hüftschwung-Killer 'Knee Deep In' so weit übertrieben, dass vielleicht sogar Rapper oder HipHopper, die auch vor heftigen Klampfen nicht zurückschrecken, Gefallen daran finden könnten. Während erstere allerdings in der zweiten Hälfte von unerwarteten Licks jazzig verbrämt wird, sind die Vers-Passagen vom zweiten Song ziemlich quer verlegt, so dass man nicht gerade von typischen Tanznummern reden kann.
Völlig anders steppt man bei 'Stalker' im Kleinhirn des Konsumenten herum. Sprechgesang, frei schwebende Gitarren und ein omnipräsenter Bass sorgen für ein ganz schräges Hörerlebnis. Tony JJ scheint seine Seele auf der Zunge zu transportieren, so sehr leidet und wütet er in dieser Nummer. Und überhaupt sind es diese Momente, in denen mich Gesang wirklich anspricht. Wenn er über jazzigen Versatzstücken tief, aber höchst emotional brüllt oder spricht. Man nehme als Querverweis einmal 'Sidewalk Chalk' zum Ohr und wird verstehen, was ich verbal nicht wirklich gelungen zum Monitor bringen möchte.
Insgesamt bieten C-187 andere Kost als ich es bei den Namen erwartet hätte, aber anspruchsvoll ist es allemal. Wer nun auf etwas Ähnliches wie GORDIAN KNOT, AGHORA oder CYNIC gewartet hat, wird eventuell etwas enttäuscht sein, und auch wer frickeligen Death Metal erhofft hatte, kommt hier nicht auf seine Kosten. Viel eher erinnert mich der multikulturelle Frickel-Vierer in manchen Momenten an DEATH MACHINE, sind aber noch eine ganze Spur grooviger.
Vor dem blinden Vergötterungskauf aller CYNIC-Jünger ist dringend Antesten angesagt. Das hier ist Stoff für Menschen mit einem sehr offenen Geschmack.
Anspieltipps: Roadblock (D.O.A.); Stalker; Sidewalk Chalk; Knee Deep In
- Redakteur:
- Holger Andrae