C R O W N - Natron
Mehr über C R O W N
- Genre:
- Industrial / Sludge / Doom
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Candlelight / Plastic Head
- Release:
- 14.08.2015
- Serpents
- The Words You Speak Are Not Your Own
- Wings Beating Over Heaven
- Fossils
- Apnea
- Tension Of Duality
- Flames
Man darf auch mal böse bleiben...
Frankreich. Mal wieder. Sobald die ersten nervenzerfetzenden Takte von 'Serpent' der Hörerschaft die Eingeweide umpflügen, ist augenblicklich klar, woher diese abgrundtief misanthropische Botschaft stammen muss. Erinnerungen an Sludge-Abartigkeiten aus dem Gallierland wie ERLEN MEYER oder CARNE brodeln wie Galle ans Tageslicht – aber C.R.O.W.N. setzt mit "Natron" noch eine Schippe schwärzester Brutalität obendrauf. Allein schon besagter Opener 'Serpent': Peitschende maschinelle Hiebe hämmern im stumpfen Gleichtakt aus den Boxen, darüber eine angezerrte Schreistimme aus den Tiefen seelischer Abgründe. Der Vers noch einmal ganz sachte, ganz dezent, zurückhaltend, nachdenklich – ein harscher Kontrast zur finsteren Gewalttat die im Hauptthema wieder über uns herein bricht. Wahnsinn! Sludge im Industrial-Gewand, mit Doom-beschwertem Tempo unterwegs, wie eine ganze Horde an Dämonen menschlicher Besessenheit, die in pechschwarzer Nacht ihr Unwesen treibt.
Das folgende 'The Words You Speak Are Not Your Own' ist im Grunde dieselbe Geschichte in grün (tiefschwarzem Grün, versteht sich), 'Wings Beating Over Heaven' darf zumindest im Tempo variieren, die Marschrichtung ist allerdings nach den ersten drei Tracks geklärt – und das kontrastreiche Spiel aus melancholischen Tönen und übelsten Sludge-Attacken weiß durchaus zu gefallen. Dann aber erfährt "Natron" mit Track Nr.4, 'Fossils', einen radikalen Bruch. Der Song könnte im Prinzip von einem MOBY-Album stammen – tanzbare Electronica mit schrägem Gesang. Was war da bitte los, meine Herren? Haben die drei Künstler ihre eigene hasserfüllte, verzweifelte Musik nicht mehr ertragen? 'Fossils' hat mit den ersten drei Nummern auf "Natron" so viel zu tun wie Curling mit Formel 1. Und mit 'Apnea' geht die Experimentier-Spazierfahrt weiter: Trotz schwerer, ächzender Rhythmik landet C.R.O.W.N. nunmehr im Gefolge von Dark-Wave/Industrial-Acts Marke IMAGINARY WAR. Gegen Ende dieser Nummer hält auch der besagte dystopische Sludge wieder Einzug, aber die ganze Mixtur schlägt nun doch deutlich in eine andere Kerbe. Es folgt mit 'Tension Of Duality' ein zehnminütiges Ungetüm, das tatsächlich die ursprünglich eingeschlagene Marschrichtung wieder aufnimmt, allerdings deutlich an seiner Monotonie und Überlänge krankt. Spätestens bei dieser überdehnten Nummer lässt der Schreck nach und macht der Gleichgültigkeit Platz. 'Flames' hat schließlich als Rausschmeißer zwar auch nichts mehr von der Monstrosität des ersten Albumdrittels, geht als lethargisch-melancholische Industrialballade aber durchaus in Ordnung.
Schade, schade. C.R.O.W.N. entgleiten zur Albummitte völlig die Zügel, und auch ein zehnminütiges Opus steht der Band nicht sonderlich gut zu Gesicht. Die bestialisch fiesen Brutalo-Attacken zu Beginn erfüllen gewiss ihren Zweck, doch danach... Abwechslung hier und da ist ja schön und gut, aber ein wenig mehr Konsistenz im Songwriting wäre sehr begrüßenswert. Unterm Strich besitzt "Natron" also starke Momente schaurig-schöner Brutalität, punktet auch mit begrüßenswerten Kontrasten, weist aber auch deutliche Durchhänger auf. Freunde düsterer Sludge- und Industrialklänge sollten die Platte aber mal antesten.
Anspieltipps: Serpents, Wings Beating Over Heaven, Apnea
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause