CADAVER - The Age Of The Offended
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/23
Mehr über Cadaver
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast / Warner
- Release:
- 21.07.2023
- Sycophant's Swing (Intro)
- Postapocalyptic Grinding
- Scum Of The Earth
- The Age of the Offended
- Death Revealed
- The Shrink
- Crawl Of The Cadaver
- The Drowning Man
- The Sicker, The Better
- Dissolving Chaos
- Deadly Metal
- The Craving
- Freezing Isolation
Für Death-Metal-Fans, die Wert auf gutes Songwriting und eigenwillige Stilistik legen, führt kein Weg dran vorbei.
Anders Odden, vielen wohl besser bekannt als Neddo, ist ein absolutes Urgestein der norwegischen Metalszene, und hat seine Meriten zuvorderst als Bandleader von CADAVER erworben. Deren letztes Line-up ging 2004 zu Bruch, doch 2010 kam es zur Reunion die seit 2020 endlich auch wieder Früchte zu tragen begann, als uns das tolle Comeback-Album "Edder & Bile" heimsuchte. Nun gibt es Nachschlag in Form des sechsten Studioalbums "The Age of the Offended", das es einmal mehr in sich hat, denn Neddo und seine Mannen kleckern nicht, sondern sie klotzen, und zwar richtig, denn das Album trifft mit seiner ungewöhnlichen stilistischen Mischung voll ins Schwarze. Das Grundgerüst ist durchaus brachialer Death Metal im klassischen Sinne, doch dieser wird im besten Sinne durchsetzt von progressiven, abgefahrenen, schrägen Elementen, welche die mehrfache Einfuhr des Albums gleichermaßen zum Trip wie zur Wohltat machen.
Schon der Opener 'The Shrink' ist ein fieser, widerhakelnder Brachial-Stomp, während das schnellere 'Scum Of The Earth' einen guten Schuss crustig-spaciger Punkigkeit abbekommen hat. Immer eine Wonne ist das rattig hackende Snaredrum und allgemein der brachiale, aber eben nicht sterile, Schlagzeugsound, den Dirk Verbeuren sich hier zurechtzimmern ließ. Die dreizehn knackigen Stücke mit Spielzeiten zwischen anderthalb und knapp fünf Minuten kommen stets direkt auf den Punkt und sie haben zwei ganz entscheidende Eigenschaften zu bieten, die im extremeren Death Metal gerne mal etwas stiefmütterlich behandelt werden: Einerseits gewinnen die Songs durch markante Refrains und gut nachvollziehbaren Gesang ungemein an Wiedererkennungswert und andererseits agiert die Band mit einem kompositorischen Geschick und einem Anspruch an Vielseitigkeit, dass man eben nicht ständig wohlwollend einen weiteren gelungenen, aber urtypischen CADAVER-Song abzunicken hat.
Stattdessen ist man als Hörer immer wieder fasziniert und begeistert, weil die Norweger eben nicht den Weg des geringsten Widerstands gehen und sich mit "generisch gutem" Songwriting begnügen. Hier passiert etwas. 'Freezing Isolation' bietet tolle Soli, 'Dissolving Chaos' massige Wah-Wah-Effekte und einen unwiderstehlich rockenden Groove; immer wieder begegnen uns großartige Drumfills, hier mal ein Saxophon, dort verstörende Synths und mit dem thrashlastigen Frickelinferno 'Deadly Metal' eine echte, explosive Hymne vor dem Herrn mit aufheulenden Air-Raid-Siren-Gitarren-Galore. Die Produktion ist zwar modern, aber gleichwohl knusprig, lebendig und mit einer - genrebezogen - ordentlichen Dynamik gesegnet. So gelingt dem erweiterten Duo mit 'The Age Of The Offended' der zweite Volltreffer innerhalb knapp drei Jahren, der, neben den natürlich zuvorderst angesprochenen CADAVER-Fans aller Zeitalter, ganz fraglos auch Anhänger eines illustren Referenzenkreises, der von PESTILENCE über MORGOTH bis hin zu CYNIC, CARCASS und ZYKLON reicht, anspricht. Für Death-Metal-Fans, die Wert auf gutes Songwriting und eigenwillige Stilistik legen, führt kein Weg dran vorbei.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle