CAFFERY, CHRIS - Pins And Needles
Mehr über Caffery, Chris
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Metal Heaven / Soulfood
- Release:
- 23.03.2007
- Pins & Needles
- Sixty-Six
- Torment
- Walls
- YGBFKM
- Sad
- Chained
- Worms
- Crossed
- The Time
- Metal East
- Qualdio
- The Temple
Mit seinem Solo-Debüt "Faces" überraschte SAVATAGE-Gitarrero CHRIS CHAFFERY so manchen Musikfreund durchaus positiv. Die knackig-frischen Songs ganz nach Art des legendären DOCTOR BUTCHER-Projekts um Chris und Jon Oliva konnten auf ganzer Linie überzeugen und machten hungrig auf mehr. Das gab es dann auch sehr bald in Form von "W.A.R.P.E.D.", das sozusagen die Langfassung der "Faces" beiliegenden Bonus-CD "God Damn War" war und einen erstens etwas wütenderen und zweitens stilistisch durchaus aufgeschlossenen CHRIS CAFFERY zeigte. Entsprechend gespannt durfte man sein auf die neue Platte "Pins And Needles". Würde sich Chris an den ureigenen SAVA-/BUTCHER-Sound klammern oder konsequent neue Wege beschreiten?
Nun, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Hört man das Album zum ersten Mal am Stück, lässt es einen recht ratlos zurück. Ein großer Teil des neuen Materials ist mächtig komplex, hektisch, verschachtelt und experimentierfreudig ausgefallen. Nervöse Breakgewitter, schrille Soli, abgedrehte Refrains und abrupte Richtungswechsel machen viele Songs sperrig und anstrengend. Und doch besteht das Fundament dieses wilden, schrägen Infernos ganz klar aus frühem und mittelaltem SAVATAGE-Liedgut irgendwo zwischen "Gutter Ballet" und "Handful Of Rain". Am besten nachzuhören ist das bei der extrem coolen Nummer 'Metal East', die orientalische Klänge mit düsterer Musicalatmosphäre und eben jenen typischen Riffs und Melodien verbindet, die CHRIS CAFFERY und seiner alten Band zu Weltruhm verholfen haben. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch 'Chained', das von seinem grandiosen, unter die Haut gehenden Chorus lebt, 'The Time' mit seinen orchestralen Arrangements und dem dezenten BEATLES-Flair sowie der mächtige Opener 'Pins & Needles', der total nach DOCTOR BUTCHER klingt, nur noch eine Ecke krasser und heftiger. Vor allem das böse, schleppende Break im Mittelteil des Titeltracks beeindruckt schon sehr.
Mit den anderen, deutlich verrückteren Tracks auf "Pins And Needles" habe ich allerdings auch nach mehreren Durchläufen noch teilweise arge Probleme. Gut, in einige hört man sich schließlich rein und findet sogar Gefallen an ihnen. So habe ich mich mit 'Sixty-Six' durchaus angefreundet, mit den vertrackten, schnellen Rhythmen, dem dreckigen Zakk Wylde-Riff sowie dem ziemlich angepissten, an frühe FAITH NO MORE oder gar an Crossover-Bands wie MUCKY PUP erinnernden Chorus. Auch das treibende 'Cross' mag ich inzwischen, nur der abgedrehte Schlussteil wirkt irgendwie deplatziert. Der Rest bleibt mir verschlossen. Beim psychotischen, düsteren 'Walls' wird das Potenzial der tollen Bridge in Dröhnriffs, wirr-chaotischen Prog-Parts und einer völlig überflüssigen Jazz-Einlage erstickt. Ähnlich ergeht es 'YGBFKM', einem fast schon schmerzhaft intensiv an den Nerven sägenden Song, dem es einfach an Dynamik und kompositorischem Faden fehlt. Spätestens wenn bei 'Worms' seltsam funkige Riffs aus dem SCATTERBRAIN-Fundus, verzerrter Sprechgesang und ein entrücktes Saxophon-Solo von Meister höchst persönlich aus den Boxen schallen, dürften sich selbst hartgesottene Zeitgenossen überfordert die Haare raufen.
Somit bleibt der Gesamteindruck von "Pins And Needles" ein zweifelhafter und zwiespältiger. Hätte CHRIS CAFFERY doch nur die Experimente und Freakshow-Einlagen auf ein erträgliches Maß reduziert und mehr zugänglichere Songs wie die eingangs genannten geschrieben! Ich bin mir nicht sicher, wem der Gute hier etwas beweisen will oder welcher Dämon ihn permanent in den Hintern gekniffen hat beim Komponieren. Aber weniger ist eben manchmal mehr. Selten war dieser dämlich altkluge Satz so wahr wie hier.
Anspieltipps: Pins & Needles, Sixty-Six, The Time, Metal East
- Redakteur:
- Martin van der Laan