CANDLEMASS - Psalms For The Dead
Mehr über Candlemass
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm / Edel
- Release:
- 06.06.2012
- Prophet
- The Sound Of Dying Demons
- Dancing In The Temple (Of The Mad Queen Bee)
- Waterwitch
- The Lights Of Thebe
- Psalms For The Dead
- The Killing Of The Sun
- Siren Song
- Black As Time
Die schwedische Doom-Legende beschließt ihre Diskographie mit Fingerzeig gen KRUX.
Es ist immer eine etwas zwiespältige Angelegenheit, wenn eine Band ihr kommendes Album als "das Letzte" ankündigt. Unweigerlich fragt sich der Fan, ob es denn gut gehen kann, wenn eine Band ein Album macht, obwohl sie mit der Karriere abgeschlossen zu haben scheint. Schnell wittert der eine großen Theaterdonner für ein letztes Melken der Fangemeinde, und ebenso schnell beklagt der nächste, dass man, wenn man keine Lust mehr hat, besser einfach gleich aufhört. Vor diesem Hintergrund ist es mehr als verständlich, dass Mastermind Leif Edling Wert auf die Feststellung legt, dass "Psalms For The Dead" zwar definitiv das letzte Studioalbum der schwedischen Doom-Legende sei, dass die Musiker aber zurzeit keinen Gedanken daran verschwenden, die Band endgültig zu Grabe zu tragen. Vielmehr sei man völlig überzeugt von dem neuen Album und wolle dieses ausgiebig live auf die Bühnen bringen. Lediglich den zermürbenden Songwriting- und Aufnahmeprozess wolle man sich künftig nicht mehr antun, und daher besser die kreative Phase mit einem Donnerschlag beenden, bevor irgendwann nur noch halbgare Alben abgeliefert werden.
Nun, eine eigenwillige, aber durchaus auch einen nachvollziehbare Einstellung, wenn denn "Psalms For The Dead" wirklich der Donnerschlag sein sollte, den Leif uns verspricht. Dazu lässt sich vorwegnehmen, dass uns schon in den ersten Sekunden des Albums die lieb gewonnenen, wuchtig warmen, voluminösen Gitarrenriffs entgegen schlagen, die für CANDLEMASS seit der Reunion urtypisch geworden sind. Darüber thront Robert Lowes glockenhelle, immer aber auch leicht morbide und hintersinnig klingende Doomstimme der Extraklasse. Was das neue Album ein wenig von seinen Vorgängern absetzt, das sind recht häufig und durchaus auch prägnant eingesetzte Orgelklänge, die dem massiven Doom-Sound hier und da einen Hauch von 70er-Psychedelik verpassen und die Band insgesamt klanglich weit näher an Leif Edlings zweite Baustelle KRUX rücken, als dies bisher der Fall war. Dies wird bereits beim Opener 'Prophet', der sich sehr flott und melodisch präsentiert und den Tastentönen viel Raum gibt. Wuchtige Doom-Riffs gibt es zwar auch, doch sie treten hinter die melodiöse Grundausrichtung zurück, die sich auch in ausufernden Leadgitarren niederschlägt.
Deutlich mehr Doom Metal im klassischen Sinne liefert uns 'The Sound Of Dying Demons', der mit einem typischen CANDLEMASS-Riff loslegt, dem Bass viel Raum gibt, und etlichen sehr reduzierten, ruhigen Passagen alle Zeit lässt, sich zu entfalten und die Wirbelsäule hinauf zu kriechen. Ein erstes größeres Highlight findet sich für mich im kurzen und ebenfalls recht flotten 'Dancing In The Temple', während sich 'Waterwitch' sehr schleppend und walzende über sieben Minuten ergießt. Mit 'The Lights Of Thebe' zitiert die Band sich selbst zu "Ancient Dreams"-Zeiten ebenso wie die BLACK-SABBATH-Scheiben der Dio-Ära, bevor sich mit dem Titelstück ein sehr ungewöhnliches Stück zum zweiten Überflieger des Albums aufschwingt. Von Rob Lowe sehr charakteristisch, relativ dunkel und eher weich gesungen, ergeben sich instrumental durch das Zusammenspiel der dynamisch riffenden Gitarren und die warmen Hammond-Sounds tolle Spannungsmomente, die allerdings einmal mehr sehr stark an KRUX erinnern. Dafür ist 'The Killing Of The Sun' dann wieder ein klassischer Doom-Stampfer, der in einem Riff-Fragment seiner offensichtlichen Neigung gen Ozzy-SABBATH und deren Epigonen COUNT RAVEN durch ein kleines Zitat des ehernen Mannes Tribut zollt. Ein starkes Lied, einmal mehr toll gesungen, und dazu ein Headbanger par excellence. Damit nähern wir uns dem Ende des Albums, das mit dem an doomigere Sachen von URIAH HEEP erinnernden 'Siren Song' und dem sehr außergewöhnlichen, von einem Erzähler eingeleiteten Hinausschmeißer 'Black As Time' ein großes Finale für das letzte CANDLEMASS-Album liefert, auch wenn im direkten Vergleich zum Vorgänger "Death Magic Doom" die Faktoren Doom und Durchschlagskraft ein wenig reduziert wurden.
Wenn es endgültig bei der Ankündigung der Band bleibt, und wenn es damit keinen Nachfolger mehr für "Psalms For The Dead" geben wird, dann ist CANDLEMASS mit Sicherheit ein sehr gutes letztes Werk gelungen. Natürlich werden viele beklagen, dass dieser Nachhall mehr nach KRUX klingt, denn nach "Nightfall" oder nach "Epicus Doomicus Metallicus", aber andererseits ist es ja logisch, dass das Album den jetzigen Stand der Bandentwicklung repräsentieren muss. Ein reines Retroalbum wäre an dieser Stelle nur wenig glaubwürdig gewesen. Einen leicht bitteren Beigeschmack hinterlässt die Tatsache, dass die Band Robert Lowe nicht mehr die Gelegenheit gibt, das von ihm eingesungene Werk auch live zu präsentieren, weil kurz vor der Veröffentlichung des Albums an seiner Stelle Mats Levén als neuer Sänger verpflichtet wurde, doch das ändert nichts daran, dass CANDLEMASS und Robert Lowe der Band mit "Psalms For The Dead" ein würdiges Denkmal gesetzt haben, das keinen enttäuschen sollte, der sowohl die CANDLEMASS ab 2005 als auch KRUX gerne hört.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle