CANNED HEAT - Finyl Vinyl
Mehr über Canned Heat
- Genre:
- Blues Rock / Boogie
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Ruf Records
- Release:
- 05.04.2024
- One Last Boogie
- Blind Owl
- Goin' To Heaven (In A Pontiac)
- So Sad (The World's In A Tangle)
- East/West Boogie
- Tease Me
- A Hot Ole Time
- You're The One
- When You're 69
- Independence Day
- There Goes That Rain
Ein Dinosaurier, der immer noch etwas zu sagen hat.
Diese Band gab es schon, als es die echte Rockmusik noch nicht gab. 1965 in den USA gegründet, spielte die Gruppe Blues und Boogie, trat beim Woodstock-Festival auf und veröffentlichte bis in die frühen 70er in hoher Frequenz Alben. Seither folgten nur noch relativ wenige Platten, dafür etliche Besetzungswechsel. Von der frühen Besetzung der ersten Scheiben ist nur noch Schlagzeuger Adolfo "Fito" de la Parra in der Band und am Leben. Soeben hat die aktuelle Besetzung das neue Studioalbum "Finyl Vinyl" veröffentlicht. 17 Jahre nach der letzten Scheibe, ist es die erste in der aktuellen Aufstellung mit Dale Spalding (Gesang, Mundharmonika), Jimmy Vivino (Gitarre, Tasten, Gesang) und Rick Reed (Bass).
Seit einigen Jahren spielt die Band also nur noch in Quartettaufstellung mit einer Gitarre. So ist es keine große Überraschung, dass die Musik auf "Finyl Vinyl" über weite Strecken eher sparsam instrumentiert und überschaubar arrangiert ist. Das mag sich für Rockfans mit Liebe zur schweren Artillerie etwas mager anhören, manchmal klingt die Band wie ein gemächlicher Verwandter von ZZ TOP. Aber selbstverständlich hat es eine Gruppe dieses Ranges nicht mehr nötig, Materialschlachten oder Geschwindigkeitswettbewerbe zu bestehen. Außerdem versteht es CANNED HEAT, die Stücke auch mit kleinem Besteck aus meist nur einer Gitarre, der Rhythmusgruppe, hin und wieder ein wenig Keyboardbegleitung und der bei vielen Nummern präsenten Mundharmonika prägnant auf den Punkt zu bringen.
Noch weniger überraschend ist es, dass die Band nach so langer Zeit ihrem bewährten Stil treu bleibt. Folglich gibt es schmissige Boogie-Nummern wie 'One Last Boogie' und 'A Hot Ole Time'. Vor allem ist Blues angesagt, etwa im gemütlich-basslastigen 'Tease Me', beim rumpeligen 'You're The One' mit seinem lässigen Dialog zwischen Leadgitarre und Harp und beim Slow Blues 'When You're 69'. Mit 'Goin' To Heaven (In a Pontiac)' geht es in Richtung Rock & Roll, während 'Independence Day' eine Jazzschlagseite aufweist. Einen stilistischen Ausreißer gibt es mit dem orientalisierenden Instrumental 'East/West Boogie' aus der Musik zur israelischen Fernsehserie "Tehran".
Natürlich blickt die Band in ihre Vergangenheit zurück. So ist 'Blind Owl', ein lässiger Blues-Schleicher mit Slidegitarre und einer sonoren Bass-Stimme hart an der Grenze zum Sprechgesang, den verstorbenen Mitgliedern Alan "Blind Owl" Wilson und Bob "The Bear" Hite gewidmet, und bei 'So Sad (The World's In A Tangle)' handelt es sich um eine Neuaufnahme dieses Stücks von 1970, bei der Joe Bonamassa seine Künste an der Leadgitarre songdienlich zu Gehör bringt.
"Finyl Vinyl" ist als CD und LP erhältlich, so dass das Wort Vinyl im Titel seine Berechtigung hat. Ob es tatsächlich die letzte Platte von CANNED HEAT gewesen sein soll, wird die Zukunft zeigen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser