CAPUTO, KEITH - Died Laughing
Mehr über Caputo, Keith
- Genre:
- Rock / Pop-Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Roadrunner
- Release:
- 14.02.2002
- Honeycomb
- Razzberry Mockery
- Selfish
- New York City
- Home
- Cobain (Rainbow Deadhead)
- Neurotic
- Dew Drop Magic
- Just Be
- Lollipop
- Upsy Daisy
- Brandy Duval
Auf und ab.<br />
Bereits die letzte LIFE OF AGONY-Veröffentlichung vor dem zeitweiligen Split der Band, "Soul Searching Sun" hatte mit Songs wie 'My Mind Is Dangerous' und 'Angry Tree' aufgezeigt, dass da ein Wandel stattgefunden hatte. Im Jahre 2000 veröffentlichte Sänger KEITH CAPUTO dann sein erstes Soloalbum "Died Laughing".
Erinnert der Opener 'Honeycomb' noch entfernt an den L.O.A.-Sound der Hitsingle 'Weed', so ändert sich das dann schon ab dem nächsten Stück gewaltig, denn ansonsten bietet die Scheibe eine bunte Mischung aus Akustik- und Alternative Rock sowie romantischem Pop zum Träumen. Das verzärtelte 'Razzberry Mockery' etwa gesellt Hintergrundgesang, Streicher und Akustikgitarre zu Keiths warmer, schöner Gesangsstimme, gleitet dahin wie ein sicher geführtes Schiff durch leicht unruhige See, und stimmt den Hörer im Refrain mit der beschwörenden Zeile "keep on keeping on" ein auf das, was an fortgesetzter Seelensuche noch folgen wird, zum Beispiel das herzwärmende, nur leicht melancholische, akustische, balladeske, ganz in sich selbst ruhende 'Selfish', der marmeladenbunte, selbstironische Neurotikersong 'New York City' oder die pathetische Hymne 'Home'. "You must have faith in faith", heißt es in 'Selfish', und gerade diese Mischung aus Zweckoptimismus, Selbstermunterung und positivem Denken gepaart mit den alten Zweifeln, die gelegentlich hier und da noch durchscheinen, ist es, die das Album auszeichnet.
Als wolle er sich und seine Hörer beim Schopfe packen und aus der Depression ziehen, lässt Keith es hier rhythmisch wie melodisch flirren, die Töne leichtherzig himmelwärts segeln, glättet die Fugen mit Restmelancholie und einer gehörigen Portion zartschmelzender Sehnsucht. Kitsch? Nö, bloß Leichtigkeit und sonniges Gemüt gepaart mit viel Popappeal, aber stets mit Leidenschaft und tief empfundenem Gemüt dargeboten. Es stimmt freudig, Keith hier bei seiner Emanzipation von den harten Klängen eines ehemaligen LIFE OF AGONY zuzuhören. Klar, irgendwann kann man sich an den zu nochmaligem und nochmaligem Auflegen verführenden Ohrwurmlarven überhören. Aber lässt man die Scheibe dann ein paar Monate ruhen, schleicht sich beim nächsten Hören mit einiger Sicherheit wieder die alte Magie ein, oder zumindest ein milderer goldener Abglanz davon, wie beim Blättern in einem alten Fotoalbum. Geradezu locker-flockig schmoovet und hippieorgelt sich 'Cobain (Rainbow Deadhead)' mit kryptischem Text und immer wieder erfrischender Songdynamik ins Ohr. So richtig emotional und leidend wird es dann bei 'Neurotic', allerdings in die rosa Watte einer wunderherrlichen Melodie gehüllt, wodurch das Stück sich geradezu selbst feiert, in einer überwältigendenden barocken Wolke aus Eskapismus, so dass das Stück quasi zum Heroin unter den bunten Pillen auf "Died Laughing" wird.
Etwas geerdeter ertönt mit 'Dew Drop Magic' ein Song, bei dem sich Caputos ganz besondere Stimme vollends entfalten kann, und dazwischen kommt die Hammond B3 zum Einsatz, um diesen schönen Pop-Song mit einer leicht hippiemäßig angeschrägten Borte zu verzieren. Tin Pan Alley Sounds gibt es mit dem so eingängigen wie flott-entspannten 'Just Be' auf die Ohren, und das gutgelaunt rockende 'Lollipop' schließlich lädt geradezu zum Herumhüpfen ein. Manchen mag "Died Laughing" zu glatt erscheinen, und in der Tat haben sechzehn Gastmusiker, vortreffliche Stringarrangements und die Produktion von Jared Kotler einen wie rundgelutscht glänzenden, leicht knalligen Sound erzeugt, der durchaus radiotauglich ist. Doch hier passt das, wenn man das gesamte Album als ein Statement der Lebensfreude begreift. Schattenseiten werden dabei nicht ausgeblendet, aber einfach überstrahlt von unbändiger Lebenslust. Ein Song wie 'Upsy Daisy' etwa klingt ähnlich hungrig wie das, was Caputo zuvor bei LIFE OF AGONY trieb, eben nur nicht mehr ganz so hart und verbissen wie noch bis "Ugly". Richtig traurig wird es dafür bei 'Brandy Duval', dem letzten Stück des Albums, einem Übersong zum Untergang. Nichts ist jemals so wirklich vorbei...
Anspieltipps: Selfish, Cobain (Rainbow Deadhead), Neurotic, Dew Drop Magic, Brandy Duvall
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz