CARACH ANGREN - Dance And Laugh Amongst The Rotten
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2017
Mehr über Carach Angren
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Season Of Mist / Soulfood
- Release:
- 16.06.2017
- Opening
- Charlie
- Blood Queen
- Charles Francis Coughlan
- Song For The Dead
- In De Naam Van De Duivel
- Pitch Black Box
- The Possession Progress
- Three Times Thunder Strikes
Viktorianische Gruselhörspiele in schwarzmetallischem Bombast.
Ein gutes Dutzend von Jahren sind die niederländischen Limburger mit dem tolkien'schen Bandnamen nun schon in der Szene unterwegs und unter Freunden der orchestral-bombastischen Schwarzwurzelei haben sich die drei Herren mit ihren bisherigen vier Studioalben durchaus einen ganz ordentlichen Ruf erarbeitet. Gerade die Alben der Jahre 2010 und 2012 konnten die Zielgruppe auf breiter Basis überzeugen, während das letzte Album "This Is No Fairytale" deutlich kontroverser aufgenommen wurde.
Das neue Werk lässt die Kurve meines Erachtens wieder ein wenig nach oben zucken, denn im Endeffekt bietet "Dance And Laugh Amongst The Rotten" doch das volle Programm der schwarzmetallischen Symphonie, ohne dabei in allzu sterile oder poppige Bereiche vorzudringen. Vielmehr trachtet das Trio danach, eine möglichst dichte Gruselatmosphäre zu erzeugen. So geht die Scheibe nach einem gut zweiminütigem orchestralen Instrumental, das mit starker Laut-Leise-Dynamik einen wunderbaren Einstieg in einen kryptischen Horrorfilm liefern würde, erst einmal mit einen recht rhythmischen Groover los, bevor die Stücke sich in etwas flirrende, melodischere Dimensionen vorarbeiten. Es wird mit einem stattlichen Maß an Streicher-, Hörner und Pianoklängen gearbeitet, während die Gitarren oftmals ein gutes Stück in den Hintergrund treten, ohne dadurch der Band die metallische Schlagseite komplett zu nehmen.
Gleichwohl finden wir etwa bei 'Charles Francis Coghlan' oder 'Song For The Dead' das volle Programm dessen, was metallischen Horrorkonzepten seit Alice Cooper und King Diamond ihren Reiz zu geben vermag. Frontmann Seregors recht gut verständliche Creepy-Voice-Darbietungen sowohl der bedeutungsvoll gesprochenen Hörspielparts als auch der geifernd gekeiften oder finster gegrowlten Art des Gesangs lassen es zu, dass wir in die teilweise durchaus spannenden Horrorgeschichten eintauchen, während sich die dunkle Atmosphäre wie ein samtiger Schleier über das Klanggefüge legt. Dass die Band gemeinhin gerne mal mit DIMMU BORGIR und CRADLE OF FILTH verglichen wird, liegt nahe, ist aber nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss. Weder ist die Band gar so theatralisch und giftzwergkeifend wie die Briten, noch bietet sie ein derart wuchtiges Klangbild auf, wie es die Norweger seit bald 20 Jahren tun. Eher schon muss ich beim Hören des Albums hier mal an SIGH denken, dort an BISHOP OF HEXEN oder auch mal, gerade in den rockigeren Momenten der zweiten Hälfte des Werkes, an jüngere SATYRICON-Werke, wie etwa bei in Teilen von 'In De Naam Van De Duivel', beim stoisch groovenden 'Pitch Black Box', oder ganz besonders bei 'The Possession Process', das aber auch mit wirklich rasenden Blast-Black-Metal-Parts aufwarten kann.
Insgesamt ist "Dance And Laugh Amongst The Rotten" ein hübsches Sammelsurium der schwarzmetallisch inszenierten Horrorgeschichten geworden, das passionierten Poe- und Lovecraft-Lesern ebenso zusagen dürfte wie Burton-Cineasten und sonstigen Freunden viktorianischer Horrormärchen. Das alles ist musikalisch durch seine feine Synthese aus orchestralem Black Metal, Hörspiel und Soundtrack auch überzeugend umgesetzt, sodass Genrefans unbedingt mal hineinhören sollten.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle