CARPE NOCTEM - Schattensaiten
Mehr über Carpe Noctem
- Genre:
- String Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenveröffentlichung/Soulfood
- Release:
- 25.11.2016
- Conviction
- Blick über die Klippe
- Das Gift der Spinne
- Maskerade
- Daydream
- Fate
- Toxicity
- Tavernenspiel
- Requiem
- Autumn
- Untold Story
- Penthesilea
Saitene Verführung.
Treffen filigrane Streicherklänge auf metallisch-rockige Anleihen, kommt man am Vergleich mit APOCALYPTICA als Band im Normalfall kaum vorbei, gelten die dynamischen Finnen doch schon seit Jahren als Platzhirsch in der schmutzig-romantischen Vereinigung von Metal und Klassik. Dass man diese Messlatte jedoch locker umgehen kann, zeigen die Jungs von CARPE NOCTEM auf ihrem neuen Album "Schattensaiten". Denn trotz der offensichtlichen Ähnlichkeit, schaffen es die fünf Instrumentalisten mühelos, ihren ganz eigenen, wiedererkennbaren Stil zu entwickeln - in einem Genre, dem vielen die markante Prägung der Gesangsstimme fehlt, eine außerordentliche Leistung.
Und so tastet sich schon der Opener 'Conviction' in kletternder Art und Weise immer mehr an seinen Höhepunkt aus dramatischen, ausschweifenden Soli der Beteiligten heran. Ein unerbittliches Drum-Pattern, welches dem zunächst schwermütigen Streichern den Takt vorgibt, ehe beide sich in atemberaubenden Galopp in immer schnellere und raffiniertere Einsätze versteigen. Ein Hauch von 'Peer Gynt', gemischt mit dem tollkühnen Speed-Rausch so genannter Teufelsgeiger - so zieht man gleich zu Anfang sämtliche Aufmerksamkeit auf sich! Nachdem auch der hochdramatische 'Blick über die Klippen' mit seinen klagenden Geigen-Soli als Instrumental-Stück ausfällt, präsentiert sich im 'Gift der Spinne' das erste gesungene Lied von CARPE NOCTEM, bei welchem sie Unterstützung von einem Gast-Sänger bekamen: Dessen einschmeichelnde, tiefe Stimme verschmilzt in lässig-swingender Art mit dem Klangteppich der Streicher, ehe die fast schon rebellischen Refrains den düster-verführerischen Kern der Nummer enthüllen.
Mein Favorit auf "Schattensaiten" bleibt dabei das beschwingte und zugleich tiefgründige 'Tavernenspiel' mit seinem mittelalterlich angehauchten Unterton. Auch wenn das zweite Gesangsstück 'Toxicity', ein SYSTEM OF A DOWN-Cover, mit seinem Intro, welches an den 'Nussknacker' erinnert, und seiner melancholischen Sehnsuchtsmelodie, die sich im Refrain zu einer wahren Rock-Hymne aufschwingt, diesem eine starke Konkurrenz ist.
Egal ob munterer Maskenball ('Masquerade'), in dem die Spielfreude von CARPE NOCTEM absolut greifbar scheint, oder schwermütiger 'Daydream' - die Jungs, die neben ihren Konzerten und Festival-Auftritten auch als Straßenmusiker unterwegs sind, erzeugen auf den insgesamt zwölf Stücken zwölf in sich stimmige Klangwelten, in denen ich als Hörerin mit größtem Genuss versinke.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Leoni Dowidat