CARPTREE - Man Made Machine
Mehr über Carptree
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Inside Out Music/SPV
- Release:
- 29.08.2005
- Titans Clash Aggressively To Keep An Even Score
- Sunshine Waters
- The Weakening Sound
- Tilting The Scales
- The Man You Just Became
- Man Made Machine
- Burn To Something New
- In The Centre Of An Empty Space
- The Recipe
- This Is Home
Also wenn es nach mir ginge, könnte man sich in Skandinavien mal ein bisschen von Retro-Thrash, Göteborg-Death und Happy Metal lösen und stattdessen die progressive Rockszene ein wenig mehr fördern. So ziemlich alles, was aus dieser Richtung momentan auf den Markt kommt, weiß nämlich voll und ganz zu überzeugen, nur dass den entsprechenden Bands leider nie die ganz große Aufmerksamkeit zuteil wird wie großen Teilen der anderen Stilrichtungen. Eine Band wie CARPTREE zum Beispiel, die mittlerweile seit acht Jahren existiert, ist bislang nur Insidern ein Begriff, was im Grunde genommen schade und im Vergleich zu manch anderer überbewerteter Band auch ziemlich unfair ist, denn diese Schweden sind verdammt gut - und dabei stehen nur zwei Leute hinter dieser Projekt-Band.
Niclas Flinck und Carl Westholm kennen sich jedoch schon seit zwanzig Jahren und sind daher auch bestens aufeinander abgestimmt, was man den tollen Harmonien ihrer teilweise recht symphonischen Musik immer wieder anmerkt. Pomp und Bombast sind den beiden Musikern dabei zwei unwichtige Begriffe, denn nur selten kleistert man die Musik mit opulenten Instrumentierungen zu. Ein bedächtiger Synthesizer, sanfte Pianos, beruhigende Gitarren und simple Drum-Fills sind eine Basis, die in dieser Szene vielleicht anmuten mag wie bei einer Amateur-Combo, sind in ihrer Wirkung aber weitaus effizienter als die ach so überladenen Sachen, die größtenteils den Markt vollschwemmen. Infolgedessen ist bei CARPTREE auch ausreichend Raum für emotionale, bewegende Arrangements, in denen sich besonders Sänger Niclas Flinck wunderbar fallen lassen kann. Der Kerl singt dabei einerseits kraftvoll und sehr ausdrucksstark, im nächsten Moment dann aber wieder sanft und zerbrechlich und nutzt in sämtlichen Passagen die ihm gegebenen stimmlichen Möglichkeiten komplett aus.
Trotzdem: Es ist nicht gerade einfach, Zugang zu den zehn Kompositionen von "Man Made Machine", dem insgesamt dritten Album der Schweden, zu finden. Sperrig und anfangs auch langatmig präsentieren sich die Stücke, und von den epischen Strukturen bleibt zunächst nur wenig hängen. Hinzu kommt, dass die Tempovariationen wirklich nur marginal sind und das Duo sich einzig und alleine auf die Stimmung und die Atmosphäre verlässt, die größtenteils vom Synthesizer erzeugt werden. Doch das Resultat gibt den beiden Recht. Nach und nach gelingt es, die Musik zu verinnerlichen und in ihr zu versinken, wobei der Knackpunkt das hypnotische Titelstück ist, das nach dem ersten Durchlauf auch der einzige Track ist, den man hat festhalten können. Aber "Man Made Machine" wächst mit der Zeit, sofern man geduldig genug ist, sich der Platte zu widmen. Die mehrstimmigen Gesänge, die prächtigen symphonischen Arrangements und nicht zuletzt der wunderbare Gesang verlangen sehnsüchtig danach, vom Hörer erobert zu werden, aber nicht ohne Grund, denn sie haben eine ganze Menge an Details zu offenbaren. So wird aus dem erst noch etwas anstrengenden Werk zunehmend eine enorm vielschichtige Angelegenheit, der man sich, sobald man erst mal in ihren Bann geraten ist, kaum noch entziehen kann - in diesem Bereich heute eine seltene Erfahrung.
Neo-Prog-Anhängern bleibt folglich auch kaum eine Wahl, denn "Man Made Machine" ist ein kleines Juwel, das nicht unentdeckt bleiben sollte. Guter Prog Rock kommt eben nicht nur aus England und den Staaten, auch die Schweden sind berechtigt, ein Wort mitzureden, ganz besonders CARPTREE!
Anspieltipps: Man Made Machine, This Is Home, Sunshine Waters
- Redakteur:
- Björn Backes