CASEY - How To Disappear
Mehr über Casey
- Genre:
- Post Hardcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Hassle Records
- Release:
- 12.01.2024
- Unique Lights
- Sanctimonious
- For Katie
- Selah
- Bite Through My Tongue
- Those That I'm Survived By
- St Peter
- Puncture Wounds To Heaven
- Space Between
- Blush
- How To Disappear
Zu viel ist manchmal zu viel.
Zugegeben, von CASEY habe ich vor "How To Disappear" noch nichts gehört, mir aber im Zuge dieser Veröffentlichung auch die beiden Alben vor der Auflösung 2019 angehört, um etwaige Vergleiche ziehen zu können. Nun sind die Waliser um Tom Weaver also wieder am Start, haben ihr drittes Album im Gepäck und betreten mit ihrem herzzerreißenden, emotional aufgeladenen und melodischen Post Hardcore neue, noch viel gefühlsbeladende Wege. Während also "Love Is Not Enough" und "Where I Go When I Am Sleeping" mit einer kleinen Träne im Auge schlafen gehen, wacht "How To Disappear" schweißgebadet und nach Luft schnappend wieder auf, um anschließend in eine beklemmende Melancholie zu verfallen.
Versteht mich nicht falsch, ich bin absoluter Verfechter auch großer Emotionen in der Musik, doch vielleicht sind einige "How To Disappear"-Momente doch eine Spur zu viel des Guten, zumal man sich sämtliche Gefühle, die Weaver von sich brüllt, selbst auflädt – und das in einer Zeit, in der es ohnehin nicht einfach erscheint, frohlockend und locker flockig über die Wiesen zu tollen. Leichte Kost ist das CASEY-Drittwerk also beileibe nicht, obwohl schon 'Puncture Wounds To Heaven', 'Bite Through My Tongue' und das anfangs an schöne Zeiten erinnernde 'Unique Lights' ob ihrer Dynamik und Melodien butterweich ins Ohr gehen. Vor allem sind hier die nicht geringen Emotionen wohldosierter und passen auch stimmig zu den teils heftig rockenden, teils auch nachdenklichen Passagen. Auch wenn 'Blush' und auch 'Those That I'm Survived By' vor Melancholie nur so triefen, ist es mutig und schön zugleich, dass die CASEY-Jungs und allen voran natürlich Weaver, ihren heftigen Gefühlen freien Lauf lassen.
In persönlich einfacheren Tagen ist dieses erwähnte Aufladen Emotionen anderer stemmbar und man möchte Weaver drücken, ihm ins Ohr flüstern, dass am Ende doch alles gut wird. Doch an schwierigeren Tagen – und von denen haben der Januar und Februar genug – verschiebt sich dieser schmale Grat und selbst Songs wie 'I Was Happy When You Died' oder 'For Katie' sind schlichtweg eine Spur drüber und alles andere als einfach zu händeln. Ein großer Grund, weshalb ich mich mit CASEYs neuem Album nicht durch die Bank weg gut anfreunden kann. Wie schon auf dem Artwork wechseln sich Licht und Schatten, Freude und Tragik, Hoffnung und Resignation so stetig ab, dass ungeübten Hörern durchaus schwindelig ob des emotionalen Overkills werden kann. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle beschreibt nicht annähernd das, was sich auf "How To Disappear" ereignet.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp