CASKETS OPEN - Buried Upside Down
Mehr über Caskets Open
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Eigenpressung / Iron Kodex
- Release:
- 18.08.2008
- Flowers On Golgotha
- Politician
- I Don't Mind
- The Others
- Suffocation
- Die In Coma
Die junge finnische Band packt auf ihr tolles Demo weit mehr Doom-Power als viele etablierte Größen des Genres.
In die liturgischen Farben violett und schwarz gewandet ist mir vor ein paar Monaten diese streng limitierte Eigenproduktion aus dem Land der tausend Seen ins Haus geflattert, welche hierzulande von Iron Kodex Records vertrieben wurde. Entsprechend gespannt war ich, was mich erwarten würde. Denn wenn jemand auf der Rückseite des Booklets drei betenede CIRITH UNGOL-Skelette abdruckt, dann kann er kein schlechter Mensch sein, oder? Jedenfalls kann er keinen schlechten Musikgeschmack haben.
Die Platte im Schacht bestätigt sich schon bald, dass die drei Finnen ihr Handwerk vorzüglich verstehen, der Zunft der Doomköpfe angehören und schon mit dem Debüt zumindest den Gesellenbrief erhalten dürften. Bei Finnland und Doom denkt natürlich jeder gleich an den jüngst verblichenen bizarren Pastoren, und der Vergleich ist auch gar nicht deplatziert: Wie bei den bekannteren Landsmännern finden sich auch im offenen Sarg jede Menge Reliquien aus dem Schrein des heiligen Veit, doch insgesamt kommen mir die Stücke von CASKETS OPEN ein wenig straighter vor als das überwiegende Schaffen REVEREND BIZARREs. Mit allzu sehr die martende Doomkunst bedienenden Stücken halten sich die Sargbauer zurück.
Auf jeden Fall zeichnet die Scheibe ein fett und heavy bratender Klampfensound aus, der einsetzt, nachdem uns irgendein Muezin vergeblich zum Gebet gerufen hat. Drecking und leicht verhallt, aber unglaublich schwer und organisch brät die Klampfe ihre zähen und doch einprägsamen Riffs. 'Flowers On Golgotha' hat zu Anfang gleich eine sehr prägnante VITUS-Schlagseite, wobei der ausdrucksstarke Gesang ein übriges tut, um den Hörer in die richtige Doom-Laune zu bringen. Beim folgenden 'Politician' geht es deutlich flotter und auch ein wenig rockiger zur Sache, so dass ich der Meinung bin, auch ein wenig den düster-rockigen Drive von DANZIG rauszuhören, der auf ein astreines SABBATH-Lead im Mittelstück trifft. Die Vocals sind hier ein bisschen verhallt und die Hooklines erinnern mich in den ruhigen Momenten des Stückes ein wenig an Dan Fondelius. Wieder gemächlicher und auch ein gutes Stück weit melodischer gibt sich das großartige 'I Don't Mind', das ich irgendwo in der Schnittmenge zwischen REVEREND BIZARRE und den elegischen Kompositionen COUNT RAVENs einordnen würde. Gekrönt wird das Stück von einem sehr prägnanten Refrain, welcher das Stück zum Highlight des Albums macht.
Da sich das Trio auch mit den verbleibenden drei Stücken keinerlei Blöße gibt und über die gesamte Spielzeit der Demo-EP tollen Doom Metal zelebriert, der sich hinter vielen etablierten Szenegrößen nicht verstecken muss, hab ich die Ehre, den Finnen einen Einstand nach Maß zu attestieren. Auch gesanglich sanftere Momente, die von der Art der Melodieführung her etwas an TYPE O NEGATIVE gemahnen, fügen sich passend ein und lassen die Band nicht in die szeneintern meist verschmähte Gothic-Richtung kippen. Wenn das erste Studioalbum hält, was die professionell aufgemachte MCD verspricht, dann steht uns vielleicht schon bald der Meisterbrief ins Haus. Zusätzlich zu einigen Songs von dieser Scheibe gibt es bei MySpace auch schon weitere vielversprechende Hörproben.
Anspieltipps: I Don't Mind, Suffocation, Politician
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle