CASPIAN - Tertia
Mehr über Caspian
- Genre:
- Postrock/ Noiserock/ Instrumental
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Make My Day Records/Alive
- Release:
- 07.08.2009
- Mie
- La Cerva
- Ghosts Of The Garden City
- Malacoda
- Epochs In Dmaj
- Of Foam And Wave
- Concrescence
- The Raven
- Vienna
- Sycamore
Grandios.
Wie soll man nur diese Wucht und Grazie zugleich in einem dieser Beschreibereintöpfe unterbringen. Viel zu klein und armselig ist das. Auch mit dem sehr frisch-präsenten Eindruck eines gestrigen, übervollen Konzerts ist es eigentlich keine angenehme Sache, über so etwas Innerliches wie das neue CASPIAN-Album "Tertia" zu schreiben. Denn die Eindrücke, welche von Euphorie überlagert sind, verfälschen sie nicht auch das Bild oder die Realität eines schnöden Albums?
Schnödes Album? Da habe ich mich wohl im Ton vergriffen: Meisterwerk! Schon die beigelegten, konzeptionell bedingten Fotographien und deren Anordnung, Zusammenstellung zeugen von einem offenen und detailverliebten anderen Blick auf unsere Umwelt. Außerdem durchzieht auf goldenem Grund die Erzählung "Tertia-Or-Reverie" das gesamte Innenleben der CD.
Nachdem sich die Truppe aus Beverly mit den auf dem Album "The Four Trees" zu findenden gewaltigen Gitarrenausbrüchen genügend Luft verschafft hatten, um im quälend klimpernden Postrockozean nicht untergepflügt zu werden, setzen sie anhand drei sich ergänzender Saiteninstrumente plus Präsenzbass noch mal weitere deftige Akzente.
Um es vorweg zu nehmen, ist diese Intensität im genannten Melancholie-Sektor vorerst und für eine ganze Weile erst einmal nicht zu erreichen. Soviel ist klar. Die Wellentürme in 'La Cerva', 'Ghosts Of The Garden City', 'The Raven' oder 'Of Foam And Wave', diese – (da ist sie wieder!) – Gänsehaut-Tönereien möchte kein modern Verwirrter so schnell wieder missen.
Wo andere Klimpernadeln sich im Heu ihrer Gefühlsduseleien verschachteln, treten die CASPIANs noch mal höher aufs Podest und spucken ihren Schaum in die vorbeirauschende Zeit. Wo andere Pfriemelpropheten monatelang an Solis und Einschüben proben, wird der befürchtete Zwischenraum einfach mit noch einer immer noch filigran dröhnenden Tonlinie zugespült. Was bleibt, ist ein von rieselnden Pianosandfäden durchsetztes Gesamtwerk, welches in seinen vielen besten Momenten fesselt und fesselt.
Wird in das schlicht "Tertia" betitelte Werk noch mit einem vierminütigen pluckernden Einschliff eingefahren, so greift das nachfolgende 'La Cerva' bereits ganz tief unter die Haut und blutet ins Blut. Es rauscht, es ergreift mit seinem drohend-monotonen Wohlklang sofort und zieht den Hörer in seinen Bann.
So ganz nebenbei ist das Album auch der Favorit für das am lautesten zu hörende Album der unmittelbaren Nachkrisenzeit geworden. Filigrane Melodiebögen, welchen furiose Nebelwandbeendigungen folgen, finden sich vor allem in 'Malacoda' – so wie das auch schon im Song-Duo 'Further In' und 'Further Up' auf "The Four Trees" angedeutet wurde. Leise scheppern, klimpern und schleichen CASPIANs Geister in der Drei heran, bevor sie ein mitleidig rasanter Schwung in die Umlaufbahnen kickt.
Das wirklich Schöne an dem ganzen Kracher ist, dass sich von ihm Doomlinge, Melancholiker, Metallgewohnte bis hin zum elektronisch geprägten Soundbastler angezogen fühlen lassen müssen. Macht ja nicht den Fehler und hört das leise. Geht zu den noch stattfindenden Konzerten und lasst um CASPIANs Willen diese Ohrstöpsel weg!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben