CASSIUS KING - Field Trip
Mehr über Cassius King
- Genre:
- 70s Stoner/Doom
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nomad Eel Records
- Release:
- 23.07.2021
- King Of Lies
- Cleopatra's Needle
- Below The Stones
- Join The Exodus
- Traveler
- Apocalyptic Nations
- I Move With The Moon
- Six
- Leave Of Abscence
- This Side Of Forever
- Big Eyes
- Out On The Tiles
Jahreshighlight!
Wer sich ein bisschen mit der US-Band HADES beschäftigt hat, weiß, wer Dan Lorenzo ist. Wer sich ein bisschen mit dem Gitarristen Dan Lorenzo beschäftigt hat, weiß, dass er in der Vergangenheit immer wieder mit dem Namen CASSIUS KING herum gespielt hat. Eines seiner Soloalben trägt diesen Titel und in der Vergangenheit sind immer wieder Coversongs mit prominenten Gästen im Netz aufgetaucht, die unter diesem Banner Klassiker eingespielt haben. Dan ist seit einigen Jahren mit dem ANCIENT VVISDOM-Sänger gemeinsam als VESSEL OF LIGHT aktiv und hat mit dieser Band bereits zwei Longplayer und eine EP veröffentlicht. Obwohl mit Jimmy Schulman und Ron Lipnicki die Rhythmussektion der letzten HADES-Reinkarnation am Start ist, bin ich mit VESSEL OF LIGHT bislang nicht wirklich warm geworden. Nun kam für mich aus heiterem Himmel ein neues Lebenszeichen von Herrn Lorenzo. Ein erstes Album unter dem Bandnamen CASSIUS KING. Während bei VESSEL OF LIGHT jedoch Jason Opposition singt, erfreut hier ein weiterer Name mein Gemüt: Jason McMaster. Hansdampf in allen Gassen und ganz besonders lieb gewonnen durch das Einsingen der wohl wegweisensten Tech-Thrash-Scheibe namens "Energetic Disassembly"? Ihr müsst googeln, von wem die ist? Shame on you! Aber genug des Namedroppings und hinein in das musikalische Abenteuer:
Von Beginn an ist klar, wer hier der Master Of Reality ist, denn die Klampfe von Dan dominiert hier einfach alles! Es ist ja nicht so, als würde man sein Spiel nicht eh sofort heraushören können, aber auf "Field Trip" überwältigt er den Hörer mit fett groovenden Riffs, die alles mitreißen und die mich sofort begeistern. Das Schöne daran ist aber, dass seine Rhythmusfraktion dadurch nicht in seinem Schatten agiert, sondern vielmehr unter seiner Leitung mit unheimlich tollen Grooves dieses Riff-Inferno unterlegt. Jimmys Vorliebe für satte Sounds ist nicht erst durch seine langen HADES-Songs bekannt, wer zum Beispiel seine Band DREAMS OF VENUS gehört hat, weiß, worauf dieser Tiefton-Masseur abfährt. Und das hört man hier auf allen Songs. Einfach mal den ultimativen Doom-Mover 'Six' anschmeißen und sich von den tiefen Tönen die Eier streicheln lassen! Wohlfühloasen-Garatie im Gemächt! Dazu klöppelt der ehemalige OVERKILL-Drummer Ron Lipnicki wunderbar schwingende Beats aufs Parkett, sodass man unweigerlich die ganze Zeit am mitwippen ist.
Müsste ich eine Genreschublade öffnen, würde ich "Doom" wählen, was allerdings nur bedingt passt, denn nicht alle Songs sind schlürfend. Die meisten Nummern haben einen gehörigen Drive und ich höre sogar ein bisschen SOUNDGARDEN zwischen den Noten heraus. Dass der Seattle-Vierer auch von BLACK SABBATH beeinflusst war, passt dann ja wieder, ne? Schrieb ich eben von einem mitreißenden Drive, so ist bereits das eröffnende 'King Of Lies' ein vortreffliches Beispiel für genau diese These. Dieses doomfreie Filetstück hat mich mit seiner abgehackten Rhythmik sofort am Haken und Jasons Gesang ist sofort der Peilsender für meine Widerhakensensoren. Etwas verschachtelter geht es dann mit dem von einem Lyricvideo unterstützten Single-Cut namens 'Cleopatra's Needle' weiter. Gibt es Stoner Prog? Nein? Mist, was höre ich dann gerade? Einigen wir uns doch ganz banal auf "tolle Musik".
Für 'Join The Exodus' stimmen wir dann mal ein paar Oktaven runter und schlurfen staubaufwedelnd durch den Proberaum. So geht Groove, Baby! Und das vormals als Single ausgekoppelte 'Traveler ' kommt mit genau dem gleichen Hüftschwung um die Ecke. Eingeleitet von Jimmys wunderbar warmen Bassklängen, zaubert Jason hier mit seinem herrlich sleazigen Gesang jedem Tanzmuffel die Elastizität ins Becken. 'Apocalyptic' erinnert mich dann jedes Mal an 'Spoonman' von SOUNDGARDEN. Und ich mag Soundgarden. 'Moon' hat dann wieder so einen herrlich-entspannten Rhythmus, der irgendwie swingt und sofort eine angenehme Stimmung erzeugt. Obendrein zeigt dieser Song wie breit gefächert und variantenreich die Band in ihrer Nische agiert. Man jongliert mit unterschiedlichen Tempi, Jason singt sehr facettenreich und die Gitarrenarbeit fackelt in jeder Nummer ein Feuerwerk ab. Das sind Riffs, die einfach unwillkürlich in die Knochen fahren.
Nachdem ich ja bis hierher schon kurz zu jedem Song etwas geschrieben habe, wäre es Unsinn, dies kurz vor der Ziellinie nicht fortzusetzen. So hat 'Moon' dann ein herrliches Sixties-Feeling, was durch Jasons sehr hohen Gesang in der Nummer noch unterstützt wird. Die Melodie ist einfach wunderschön und die dazu gehörige instrumentale Untermalung beinahe progressiv. Top! Es folgt mit 'Six' mein Albumfavorit. Der Titel schleicht sich fast heimtückisch mit sich schlängelnder Rhythmik und beschwörend-einlullendem Gesang hinterhältig in meine Gehörgänge und haftet dort seit dem ersten Spin des Albums. Ein Song mit Suchtpotential. 'LOA' fügt sich dann wunderbar an 'Moon' an und könnte auch sehr gut auf einem Album aus den frühen Siebzigern stehen. Sehr fein, wie auch die Abschlussnummer 'This Side Of Forever'. Hier leuchtet das NON-FICTION-Vermächtnis am hellsten durch die Noten, ist dieser Knaller doch eine schwere Halb-Ballade mit herrlichen Akustik-Passagen und einem tiefergelegten McMaster. Entenparka!
Als feine Leckerlis gibt es dann noch zwei äußerst gelungene Coverversionen: 'Out On The Tiles' (Led Zeppelin) und 'Big Eyes' (Cheap Trick), die zeigen, wo die Wurzeln dieses fantastischen Albums liegen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae