CASTUS RABENSANG - Rabengesänge
Mehr über Castus Rabensang
- Genre:
- A Capella Mittelalter
- Label:
- Soulfood Music
- Release:
- 19.10.2007
- Sommerkanon
- Die Jungfrau
- Modo Niger
- Fifteen Man
- Rondeau
- Das Weib
- Balaan
- Grad aus dem Wirtshaus
- Rotwelsches Schlaflied
- Bonus 1: Die Jungfrau
- Bonus 2: Rondeau
- Bonus 3: Fifteen Man
Es weihnachtet sehr, bei manchen Musikern wohl das ganz Jahr über. Das könnte jemand bei CASTUS RABENSANG alias Karsten Liehm alias Stimme von CORVUS CORAX denken, der dessen erste Soloscheibe "Rabengesänge" hört. Denn dieses Album ist von Metal ganz weit entfernt - vielmehr erklingt es als eine reine Ansammlung von volksliedhaften Stücken, die ohne Instrumente a cappella eingesungen sind. Und so vertraut es nur auf die Stimme von Karsten Liehm, die per modernem Oberdub-Verfahren zum Teil als 200-köpfiger Chor ertönt. Viereinhalb Oktaven umfasst sein Tonumfang. Immerhin.
Mutig ist das Album also - aber auch gewagt. Denn natürlich sind solche reinen Singsang-Stücke immer dazu angetan, zum Beispiel an einen Weihnachtsmarkt in ländlichen Bergregionen zu denken. Oder an ein Altersheim, nachmittags, beim Eintauchen der Kekse in den Kaffee. Doch die Wirklichkeit sieht offenbar kunstvoller aus, schreibt zumindest die Promo-Agentur von Herrn Rabensang: "Er singt in den alten Sprachen Altenglisch, Normannisch und Altfranzösisch, bedient sich der Technik des mongolischen Obertongesangs und endet im Berliner Rotwelsch des 19. Jahrhunderts." Als profaner Musik-Laie lässt sich das schwer nachprüfen. Und so ist es auch als normaler Mensch, der nicht bärigster Mittelalter-Fan ist, recht schwer, zu der Musik von CASTUS RABENSANG wenigstens halbwegs einen Zugang zu finden, auch wenn seine CD künstlerisch noch so ambitioniert erscheinen mag. Denn am Ende ist er immer wieder da, der Geruch nach gebratenen Äpfeln und einem stinknormalen Weihnachtsmarkt, bei dem mit "Rabengesänge" zwar eine ungewöhnliche Scheibe läuft, die aber auf Dauer - rund 50 Minuten - für normale Metal-Hörer äußerst anstrengend wirkt. Schon seine tiefe Vorder-Stimme wirkt, mit Verlaub, als habe der Künstler einen Tennisball verschluckt - das ist aber nur ein rein subjektives Gefühl.
Dennoch. Vielleicht ist das Album selbst für beinharte Death-Metal-Fans zu gebrauchen: Schenkt die "Rabengesänge" euren Eltern, Tanten und Omas. Dann denken sie, ihr hört endlich kulturvolle Musik. Vergesst dabei auf keinen Fall den "mongolischen Obertongesang" zu erwähnen. Dann denken sie überdies, ihr seid gebildet. Alle werden sich freuen, ihr lächelt milde. Somit ist CASTUS RABENSANG ein Beitrag zum Familienfrieden in Deutschland geglückt.
- Redakteur:
- Henri Kramer