CAVE IN - Heavy Pendulum
Mehr über Cave In
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 20.05.2022
- New Reality
- Blood Spiller
- Floating Skulls
- Heavy Pendulum
- Pendulambient
- Careless Offering
- Blinded By A Blaze
- Amaranthine
- Searchers Of Hell
- Nightmare Eyes
- Days Of Nothing
- Waiting For Love
- Reckoning
- Wavering Angel
Was für eine triumphale Rückkehr!
Mit den Amerikanern CAVE IN verbinde ich immer die klassische Frage: Was wäre wenn? Was wäre wenn, die Band 2006 nach dem überragenden "Antenna" und dem Nachfolger "Perfect Pitch Black" nicht temporär zerbrochen wäre? Was wäre wenn, Basser und Sänger Caleb Scofield nach dem Comback mit "White Silence" nicht bei einem tragischen Autounfall verstorben wäre? In meinen Ohren hätte das Quartett in den frühen Zweitausendern das Potential dazu gehabt, die Alternative-Rock-Welt komplett auf den Kopf zu stellen. Nun, vielleicht kann die Truppe aus Massachusetts ja anno 2022 und verstärkt durch Nate Newton (CONVERGE), der als Ersatz für Caleb zur Band gestoßen ist, mit "Heavy Pendulum" an alte Glanzzeiten anknüpfen.
Geht man nach dem Opener 'New Reality' mit seinen massiven Gitarrenwänden, tollem Groove und feinen Gesangslinien, dann ist dieses Unterfangen mehr als gelungen. Mehr noch, spätestens wenn die Gitarrenmelodie vor dem Refrain einsetzt, beschleicht mich dieses wohlige Gefühl, hier einer absolut einzigartigen und großartigen Band zu lauschen, die ich in der Form das letzte Mal zu "Antenna"-Zeiten oder davor genießen durfte. Dabei ist die Eröffnungsnummer nur die Spitze eines Eisbergs, dessen Masse sich unter der Wasseroberfläche versteckt und sich erst mit mehreren Hördurchläufen erschließt. Auf den ersten Blick ist "Heavy Pendulumn" nämlich durchaus sperrig und nur einzelne Momente krallen sich mit Bestimmtheit an die Synapsen im Gehirn. Mit jedem weiteren Durchlauf taut der anfangs undurchdringliche Eisberg aber und legt nach und nach eine ganze Stange von absolut grandiosen Songs frei, die mir geradezu Freudentränen in die Augen treiben.
Es dürfte wohl niemanden verwundern, dass angesichts der geballten musikalischen Klasse hier Ausfälle oder Füllmaterial vergeblich gesucht werden müssen. Ganz im Gegenteil, es fällt stattdessen schwer, einzelne Anspieltipps zu benennen, mit denen man sich schnell einen Eindruck von der Klasse der Platte verschaffen kann. 'Floating Skulls', das abgedrehte 'Skull Spiller' oder 'Nightmare Eyes' möchte ich als ganz besondere Höhepunkte hervorheben. Müsste ich mich aber auf eine Nummer von "Heavy Pendulum" festlegen, dann wäre es ganz klar das epische 'Blinded By A Blaze' mit seinen sieben Minuten Spielzeit. Los geht es verdächtig ruhig und andächtig, doch ab der 2-Minuten-Marke schwingt sich der Song langsam zu einem fesselnden Mid-Tempo-Rocker auf, der schlussendlich von einer geradezu wahnwitzigen Gitarrenmelodie gekrönt wird, die planlos und dennoch zielstrebig vor sich hin taumelt. Ganz, ganz großes Kino!
Mein Fazit kann also nur lauten: CAVE IN sind zurück! Und zwar mit einem Paukenschlag, den ich so nach dem Tod von Caleb Scofield und der wechselhaften Bandgeschichte des vergangenen Jahrzehnts nicht erwartet hätte. Aber wie schon zu "Antenna"-Zeiten spielt sich CAVE IN mit "Heavy Pendulum" in die enge Auswahl meiner Top-Favoriten für die Jahrescharts. Mehr kann ich dann dazu auch nicht sagen, denn ich muss dringend zurück zu meinem CD-Player und mir eine weitere Runde dieser famosen Scheibe gönnen!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs