CELESTIAL SEASON - Lunchbox Dialogues
Mehr über Celestial Season
- Genre:
- Stoner/Psychedelic Rock/ Melodic Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- La Guapa Records/ Zomba Distribution
- Release:
- 15.03.2000
- Lonely Man Burning
- Sharks & Razors
- Outshine
- Boarding Music
- Mary Meets The Sky
- Body Overdrive
- Celestial Dragon
- All Wrong
- Comfortable Mess
- From The Plains
Der absolute Höhepunkt in der zweiten Schaffenphase der Band aus Holland. Zeitlos hervorragend.
Diese Holländer haben sich nicht lange nach diesem Album aufgelöst, und ein gemeinsames Bandleben beendet, welches von einigen Metamorphosen begleitet worden ist. Die radikalste, wohl aber auch naheliegendste ist die von einer klassischen Doomband mit hohem Wirkungsgrad zum Beginn der Neunziger hin zu einer psychedelischen Stonerrock spielenden Truppe, wobei gleich einige Besetzungswechsel mitgedacht werden. Auf den ersten paar Veröffentlichungen beispielsweise trugen noch zwei feste Violinistinnen zur Dunkelstimmung bei, wurde auf "Forever Scarlett Passion" oder "Solar Lovers" auch noch dunkelstimmig gerußt und vielerlei Motive aus der Abteilung Gothic benutzt. "Solar Lovers" vor allem brachte der Band den bis dahin grössten kommerziellen Erfolg und Beachtung ein.
Das war 1995. Und der radikale Umschwung im selben Jahr. Nach dem Album, welches wahre Ohrhaken zu verzeichnen hatte und auch ULTRAVOX' 'Vienna' furios verdoomte, folgte gleichjährig die EP "Sonic Orb", wo der Schritt hin zum Stoner angedeutet wurde. KYUSS hatten gerade die Musikwelt aufgemischt und den bekannten Boom ausgelöst, der auch an den soundgierigen Holländern nicht vorbeischrammte.
Hier dann auch ein ebenfalls umfassender Besetzungswechsel, der dazu führte, dass kein einziges der Gründungsmitglieder in der Band verblieb. 1996 war die Häutung abgeschlossen. Die bunt und zeitlosen Psychedelicpots "Chrome" und "Orange" wurden fabriziert. Jahrtausendwechsel, "Lunchbox Dialogues" noch eine EP, 2001 ist Schluss. Bisher keine Wiederbelebungsversuche. Und das ist äusserst bedauerlich.
Nun, nachdem sich das Album zehn Jahre immer in meiner Nähe aufgehalten hat, die verdiente Würdigung – viel viel zu spät. 'Mary Meets The Sky' ist mal ein zurückgelehnt geschmalztes Bedauerungsliedlein, ohne auch nur im Geringsten peinlich zu sein. Zwar muss Cyril Crutz, der vormals als Drummer firmierte und an die Stimmbänder gewechselt war, mit einiger Schwalltechnik nachhelfen, aber das steht dem teilweise garagig abgemixten Sound sehr gut. Das Schlagwerk hält einen auch in den längeren und spannungsreichen Instrumentalphasen in dem Album, sehr schön zu prüfen in 'Body Overdrive', ein Beitrag, der auch im Bereich Metal seine Berechtigung findet.
Zu diesem Zeitpunkt haben sich bereits die vier formidabel gebauten Anfangsstücke in unser Ohr geschlängelt, alle in zarter Melodik, feinem Psychedelikstaub und dicken Doomdrums zu finden und diesen Mix meisterhaft verbindend. 'Sharks & Razors' sowie 'Outshine' sind meine Retter im Jahre 2000. Mit welcher Einfachheit hier einprägende, prägende Melodielinien mit druckvollem Rock verbunden werden...! Und so geht das weiter: Cyril Crutz steigert sich mit seiner vordergründig gesetzten Stimme immer mehr zum Hochlicht und Aushängeschild der Platte, setzt die anfängliche fast spürbare Schüchternheit um in eine bleibende Erkenntnis: eines der Alben 2000. Leider war das auch das letzte der Band.
Ganz da hinten werden aber auch wieder die beiden Geigerinnen emporgehoben, im melancholischen Schlussstück von "Lunchbox Dialogues" scheinen sie das gesamte Personal hinüber zu geleiten, eine ebenso dunkelblau schimmernde Gitarre nimmt den Stimmungsumschwung gern auf und drängen uns aus diesem intensiven Erlebnis. Und zur Wiederholung. Immer wieder.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben