CELLAR DARLING - This Is The Sound
Mehr über Cellar Darling
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 30.06.2017
- Avalanche
- Black Moon
- Challenge
- Hullaballoo
- Six Days
- The Hermit
- Water
- Fire Wind & Earth
- Rebels
- Under The Oak Tree
- High Above These Crowns
- Starcrusher
- Hedonia
- Redemption
Das ist mein Sound!
Hach, was bin ich verliebt in die Musik und Stimme dieser Anna Murphy. Welch Glück, dass sich die Schweizerin von der Rolle der Hurdy-Gurdy-Spielerin von ELUVEITIE gelöst hat, und nun immer öfter sich selbst in den Fokus rückt. Kenner dürften sie aber schon länger schätzen, sei es als Anneli bei der Mundart-Folkband FRÄNKMÜNDT, als Sängerin auf dem Album "Golden Age" der Progger NUCLEUS TORN, als Co-Songwriterin von LETHE, dem genialen Experimental-Projekt mit MANES’ Tor-Helge Skei oder seit 2013 auch solo als ANNA MURPHY. "Cellar Darling" heisst ihr Ende 2016 mit etlichem Bonusmaterial neu aufgelegtes eigenes Album, eine Wundertüte intensiver experimenteller Pop-Musik, das sich immer mehr zu einem Glanzlicht meiner Sammlung mausert.
Die Nachricht, dass Annas neue Band - nicht ohne Zufall mit dem Namen CELLAR DARLING und mit den ex-ELUVEITIE-Kollegen Merlin Sutter und Ivo Henzi im Gepäck - unter Nuclear Blasts Fittichen ist, hat mich folgerichtig sehr gefreut, denn diese Frau verdient es, nun auch kommerziell groß zu werden. Dabei ist natürlich die Frage nach der musikalischen Ausrichtung spannend. Knüpft CELLAR DARLING an "Cellar Darling" an? Oder geht man in eine kommerziellere und metallischere Richtung? Eine leise Angst, Annas Experimentierfreude bleibe auf der Strecke, ist vor der ersten Hörprobe schon vorhanden.
Doch Anna Murphy ist eine Musikerin, die einfach machen kann, was sie will, mit ihrer Stimme und ihrem einzigartigen Gespür für Melodien wird es immer zu Gold. Ja, CELLAR DARLING ist insgesamt um einiges zugänglicher alles alles oben Beschriebene. Doch ein "aber" gibt es hierbei nicht. Das Album packt mich sofort und lässt mich nicht mehr los. Nicht zum ersten Mal kommt mir der Vergleich zu ANNEKE VAN GIERSBERGEN, mit deren rockigeren Solowerken man CELLAR DARLING durchaus vergleichen kann. Ein Schuß 90er Alternative Rock der Marke NO DOUBT oder 4 NON BLONDES ist auch dabei, doch auch die DELAIN- und BEYOND THE BLACK-Fans dürfen ob der episch-poppigen Cremigkeit in einigen Refrains gepaart mit ein paar knackigen Metalriffs sehr zufrieden sein. Das herrliche 'Black Moon' kann ich in Dauerschleife hören, 'Challenge', 'Hullaballoo' und das MUSEige 'Fire Wind & Earth' stehen dem in nichts nach, fressen sich in die Gehörgänge und lassen mich vor Freude jauchzen. Ein gezielter Großangriff auf die Radiostationen könnte jeden dieser Songs zu großen Hits machen.
Damit ist das Album noch lange nicht erfasst. CELLAR DARLING zeigt auch immer wieder das erzählerische und experimentierfreudige Gesicht und spielt geschickt mit unterschiedlichen Stimmungen. Die Instrumentierung geht weit über die des klassischen Rocktrios hinaus, wir hören immer wieder Streicher und Flöten, und natürlich Annas Drehleier, die jedoch eher dezent und hintergründig eigesetzt wird.
Und so findet man jenseits der ohrwurmigen Rocksongs epische Meisterwerke wie 'Six Days', die ganz klar Annas Vision von Progressivem widerspiegeln. Wie gebannt kann man dem zuhören und sich von der geheimnisvollen Geschichte einsaugen lassen. Ein weiteres solches Highlight ist ‘Hedonia’, auf dem Anna Schwyzerdütsch singt. Ich als Landessprachen-Fanatiker liege hier vor Entzückung am Boden, ich kann ja auch SOPHIE HUNGER stundenlang zuhören, wenn sie in dieser Sprache singt.
Gibt es denn irgendeinen Schwachpunkt auf dem Album? Nun, vielleicht der etwas spröde Gitarrensound, der jedoch wiederum Anna glänzender Stimme voll zu Gute kommt. Und bei bösem Willen hätte man 1-2 "nur gute" Songs ('The Hermit', 'Under The Oak Tree') weglassen können. Aber wenn ich ehrlich bin, will ich nach Dutzenden von Spins auch diese nicht mehr missen. "This Is The Sound" ist einfach zu 100 % "mein" Sound, durch seine Nahbarkeit und Spontanität sogar noch einen Tick vor LETHEs "First Corpse On The Moon" und somit für mich sehr nahe an perfekt.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Thomas Becker