CELLDWELLER - End Of An Empire
Mehr über Celldweller
- Genre:
- Electronic Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- FiXT / H'ART
- Release:
- 06.11.2015
- Faction 01
- New Elysium
- End of an Empire
- Heart On
- Just Like You
- Lost In Time
- Faction 06
- Good Luck
- Jericho
- Faction 13
- Breakout (Featuring Scandroid)
- Down To Earth
- Precious One
- Jericho
- G4m3 0V3r
Fetziger Elektro-"Prog" aus der Zukunft.
Elektronische Musik wird von uns Rockern und Proggern ja gerne mal belächelt. Nicht handgemacht, nicht ehrlich, nicht (hüstel) authentisch soll sie sein, sagen wir und ziehen uns dabei Sounds voller Verzerr-Geräusche, Vokal-Effekte, Kompressoren und Trigger-Drums rein und fühlen uns dabei "echt" und überlegen. Und jetzt kommt hier mit CELLDWELLER so ein oller Knöfchen-Drücker mit Mtz-Mtz-Sounds an und will uns ein ehrgeiziges, experimentelles und "in dieser Form nie da gewesenes" Mammut-Konzept-Album verkaufen? Moment mal, das will dieser Tage doch auch DREAM THEATER, oder nicht? Genau, DIE sollten sowas können, aber doch nicht so ein Cyber-Punk, der so aussieht, als würde gerne mal mit der Borg-Queen ein Schäferstündchen halten?
Jetzt komme ich frevelnder Verräter der "ehrlichen" Musik ins Spiel und verkünde das "End Of An Empire". Weil: CELLDWELLER ist für mich anno 2016 (zumindest zeitweise) musikalisch deutlich spannender zu erleben als das Über-Huber-Duper-Mammut-Konzeptwerk der hoch geschätzten Petruccisten. Denn "End Of An Empire" ist auch über seine volle 75-minütige Distanz durchweg spannend. Und CELLWELLER rockt!
CELLDWELLER ist KLAYTON. Und KLAYTON ist ein Komponist, der auch für die Film- und Gaming-Industrie arbeitet und laut Info-Zettel sogar schon Musik für Kino-Blockbuster wie "Mission Impossible" oder "Robocop" geschrieben hat. Scott Albert, so der bürgerliche Name, ist also kein musikalischer Niemand, im Gegenteil, denn CELLDWELLER ist in den USA ein großer Name. Und je mehr ich mich in seine Musik einhöre, je vertrauter ich mit dieser abgespacten Mixtur aus analogen und digitalen Elektro-Sounds und Beats werde, desto mehr kann ich mich mit KLAYTONS Kunst anfreunden. Sounds und Beats sind keinesfalls stumpfes Gepolter aus der Dose. Man merkt der Musik zu jeder Sekunde an, dass an ihr lange und akribisch gefeilt wurde, und sie fordert nicht nur einmal Vergleiche mit Soundtüftlern wie DEVIN TOWNSEND heraus. Auch der teilweise harsche Schreigesang erinnert ein wenig an Hevy Devy. Und natürlich gibt es auch hier hin und wieder lässig eingestreute harte Gitarren (dann klingt es wie DIE KRUPPS), die in CELLDWELLERs Musik aber eher nur eine zusätzliche Facette darstellen. Ein viel wichtigeres Merkmal der Musik ist ihre fast unverschämte Eingängigkeit, die in Kombination mit dem klaren, wuchtigen und hochmodernen Sound und den vielen PRODIGY-artigen Beats einen unbändigen Drang nach Bewegung auslöst. Aber bitte mit Kopfhörer auf, so dass man all die kleinen Details nicht verpasst.
Zusammen mit den comic-mäßgen Cyborg-Illustrationen im Booklet ist "End Of An Empire" also eine sehr coole Anschaffung, bei der man - wenn es einem gefällt - auch gleich zur (mir allerdings nicht vorliegenden) Deluxe-Version greifen kann. Diese enthält dann statt fünfzehn dreiunddreißig Tracks, von denen viele Kurz-Songs (die hier 'Factions' genannt werden) in Etappen schon vorab veröffentlicht wurden. Doch auch die "normale" Version mit 75 Minuten spannender, eigenständiger Musik ist wertig.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker