CELTIC FROST - Into The Pandemonium
Mehr über Celtic Frost
- Genre:
- Metal / Gothic / Crossover Avantgarde
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Noise Records
- Release:
- 02.11.1987
- Mexican Radio
- Mesmerized
- Inner Sanctum
- Tristesses De La Lune
- Babylon Fell
- Caress Into Oblivion
- One In Their Pride (Porthole Mix)
- I Won't Dance
- Rex Irae (Requiem)
- Oriental Masquerade
Schwarze Tonkunst - keltisch gefroren.
"Into The Pandemonium" ist ein stilistisch ziemlich uneinheitliches Album. Der fast schon poppige Einstieg über die Coverversion von 'Mexican Radio' der New Waver WALL OF VOODOO weicht rasch dem von Gothic/Death Rock inspirierten 'Mesmerized' (die stilbildende Formation CHRISTIAN DEATH lässt grüßen...), um CELTIC FROST sodann in ihre eigene Vision düsteren Thrashmetals zu katapultieren, welche im nächsten Stilbruch vom varietéartigen, streicherbegleiteten Trauerchanson 'Tristesses De La Lune' aus der Feder Martin Eric Ains abgelöst wird. Die allen Stücken gemeine morbide Stimmung ist's, welche "Into The Pandemonium" dennoch als Album zusammenhält und zudem zu einem äußerst spannenden Werk macht.
Das raue, schleppende, stoisch nach vorne gehende 'Babylon Fell' klingt außerordentlich heavy und post-punkig zugleich, und in 'Caress Into Oblivion' trifft Gothic-Gesang auf schwere Doomriffs und harte, von gepressten Shouts begleitete Thrasheruptionen sowie ein schweflig abwärtsstrudelndes Psychmetalsolo. Experimente mit Industrial Rock gibt es in 'One In Their Pride (Porthole Mix)' zu hören, bevor der Post-Hardcore von 'I Won't Dance' wieder gothicangehaucht daherkommt. Geradezu eine Blaupause für gelungenen Gothic Metal lieferten die frostigen Kelten mit 'Sorrows Of The Moon' ab, und doch wirkt dieses für sich schon tolle Stück im Albumkontext bloß wie eine Brücke zur kompositorisch und im Ausdruck noch stärkeren Suite 'Rex Irae (Requiem)', welches sich wirklich niemand aus der Schwarzen Szene entgehen lassen sollte: Schroff gegen den Strich gebürsteter, bizarr zerklüfteter Metal, groteske Streicher, modriger Gesang und gothische Theatralik verbinden sich hier zu einem widersprüchlichen, wahnhaften Traumgebilde, das perfekt zum Hieronymus Bosch entlehnten Artwork des Albums passt.
Ein wenig bombastischer und vor allem geradliniger geleitet uns das Nachspiel 'Oriental Masquerade' zurück ins Profane. Es bleibt der Eindruck eines seltsamen Ausnahmewerks, das gerade in Anbetracht seiner Entstehungszeit als avantgardistisch gelten kann, auch wenn die genutzten Versatzstücke damals für sich genommen nicht gerade neu waren. Einmal mehr zeigte mit CELTIC FROST eine Band auf, das Extremmetal nicht unbedingt vom Härter, Lauter, Schneller lebt, sondern von einer eigenwilligen Ästhetik, die scheinbar unversöhnliches auf spannende Art und Weise miteinander zu verbinden vermag. Wohl kaum ein Hörer wird jeden Track auf "Into The Pandemonium" gleichermaßen wertschätzen, aber als Brückenschlag zwischen Dark Wave, Thrash Metal und den üblichen okkulten Bezügen des frühen Doom/Death/Black-Metal gehört das Album zurecht zur (sub)kulturellen und auch kultigen Erbmasse von Underground-Rock, Metal und Gothic.
Anspieltipps: Caress Into Oblivion, Rex Irae
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz