CENTURY MEDIA - Do It Yourself: Die Geschichte eines Labels
Mehr über Century Media
- Genre:
- Label Porträt
- Label:
- Verlag: Schmenk
- Release:
- 23.04.2012
- 208 Seiten
Alles, was man über Century Media wissen muss?
Seit 1989 prägt Century Media bereits das Bild des Heavy Metals mit. Angefangen als Ein-Mann-Betrieb und Vision des früheren DESPAIR-Sängers Robert Kampf hin zu einem der größten Independant-Labels im Heavy Metal weltweit. Autor Christian Krumm, den man von "Kumpels In Kutten: Heavy Metal im Ruhrgebiet" kennen kann, nahm die bemerkenswerte Geschichte unter der Lupe und veröffentlicht just "Do It Yourself: Die Geschichte eines Labels".
Auf etwas mehr als 200 Seiten wird die Historie von Century Media von den Anfängen bis zum Jetzt nachskizziert, es wurden Weggefährten, Mitarbeiter und Musiker interviewt, um den Leser eine Vorstellung davon zu geben, wie sich das Label entwickelt hat und wie man als Plattenfirma arbeitet.
Erzählt wird natürlich in chronologischer Folge, aufgeteilt in fünf Abschnitte und zum Abschluss ein paar "Outtakes", die immer wieder durch kurze Bandporträts aufgelockert werden sollen. Diese Bandporträts führen allerdings auch zum ersten Kritikpunkt, da sie meist sehr oberflächlich und deutlich zu kurz geraten sind. Meist sind es nur einige wenige Zeilen, sodass man nicht wirklich von einem Porträt sprechen kann. Ausnahmen wie ICED EARTH, wo wenigstens zwei Seiten investiert werden, gibt es viel zu selten. Dass die Aktualität leidet, ist bei einem Printmedium natürlich kaum zu ändern und so sind die für 2012 angekündigten Alben von diversen Bands zum Großteil bereits erschienen.
Da dies aber nur ein kleiner Nebenaspekt des Buchs ist, ist das jetzt auch kein Beinbruch, denn der Hauptteil ist hochinteressant und durchaus fesselnd geschrieben. Beim Lesen der 200 Seiten wird einem wieder bewusst, welch tolle Bands Century Media im Laufe der letzten 23 Jahre veröffentlicht hat: als einer der Vorreiter im Death Metal mit UNLEASHED, GRAVE und MORGOTH, im Heavy Metal mit den deutschen DESPAIR & LIAR und natürlich den Amis von ICED EARTH, JAG PANZER und NEVERMORE, im Hardcore mit CRO-MAGS, IGNITE oder SICK OF IT ALL und vor allem als Wegweiser für ganze Genres in der Mitte der Neunziger mit TIAMAT, SENTENCED, THE GATHERING und später LACUNA COIL.
Dabei werden auch kritische Entscheidungen und Situationen nicht totgeschwiegen. Dass die Verpflichtung der CRO-MAGS und eine extrem aufwendige Promo- und Werbekampagne für ihr Album "Alpha Omega" (übrigens ein großartiges Meisterwerk - PK) im Jahre 1992 die Firma fast in den Abgrund geführt hätte, wird hier ebenso wenig verschwiegen wie die Spannungen zwischen den Büros in Los Angeles und Dortmund. Und das ist auch gut so, denn dass so eine Entwicklung nicht ohne Hindernisse und Reibungen zu machen ist, zeichnet ein sehr realistisches Bild. Auch die vom Wachstum erzwungenen Änderungen in der Organisation und ein wenig auch der Firmenpolitik und die damit einhergehend schwierigen Entscheidungen, die allen voran Robert Kampf treffen musste, finden Erwähnung. Der "Do It Yourself"-Aspekt, der die Anfänge des Labels kennzeichnet und auch zum Titel des Buchs führt, rückt auf Dauer mehr und mehr in den Hintergrund. Dennoch ist es schon beeindruckend, mit welcher Leidenschaft und Vision Robert Kampf, seine frühen Helfer wie Markus Freiwald, Anja Rinne oder Axel Hermann und auch die späteren Kräfte hier an dem Ziel arbeiten, nicht nur irgendeine Musik zu veröffentlichen, sondern Bands mit echtem Potenzial größer zu machen. Dass man heute "nicht mehr jede Band unter Vertrag nehmen kann, die man geil findet", wie Robert im Buch anmerkt, ist wenig überraschend, denn als weltweit operierendes Unternehmen hat man auch die Verantwortung für seine Mitarbeiter, aber das die eigene Überzeugung von der Musik immer noch wichtiger ist, als irgendein Trend, wird dennoch deutlich. Sehr lobenswert.
Die wirklichen Stärken offenbart das Buch aber, wenn Promoter und A&Rs von ihrem Verhältnis zu Bands erzählen oder etwas in die Tiefe des Jobs gegangen wird. So gibt A&R Maximilian Topp an, dass er lieber Bands promotet, von denen er kein großer Fan ist, da man dann eine gesunde Distanz zum Künstler bewahrt und man auch schwierige Entscheidungen einfacher verkaufen kann, auch wird erzählt, welche Befriedigung es ist, wenn Bands dann so gut oder noch viel besser laufen, wie man es sich wünscht. In den "Outtakes" wird dann darauf eingegangen, wie die Abläufe von Lager, Sales, Promotion etc. sind, um einen etwas besseren Einblick in die Welt eines Labels zu bekommen.
Das alles macht "Do It Yourself - Die Geschichte eines Labels" zu einem lesenswerten Rückblick auf Century Media und auf 23 Jahre Heavy Metal, bei dem die Zeit wie im Flug vergeht. Ich frage mich nur, warum die Band von Leif Jensen (ehemaliger, langjähriger A&R und immer noch freiberuflich für Century Media tätig) immer als "international tourende Thrash Band" tituliert und der Name DEW-SCENTED stets vermieden wird.
Das Buch kann für 18,90 EUR bei CM Distro und beim Verlag Schenk bezogen werden.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk