CHABTAN - The Kiss Of Coatlicue
Mehr über Chabtan
- Genre:
- Modern Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Mighty Music
- Release:
- 25.05.2015
- The Nahual's Omen
- Ixtab
- Born From Vucub Caquix
- Astral Monsters
- Anthropomorphic Beast
- The Kiss Of Coatlicue
- Follow The Darkest Way
- Ah Puch Reign
- Reptile
- Obsidian Butterfly
- Visions Of The Snake
Amtlich thrashendes, aber unrundes Melo-Death-Debüt
War es AS I LAY DYINGs 'Nothing Left'? Der 'Siren's Song' von PARKWAY DRIVE? Ich kann mich nicht erinnern wann mich der Opener einer neumodischen Death-/Metalcore-Scheibe zuletzt dermaßen geplättet hat wie 'The Nahual's Omen' von CHABTAN. Erneut zieht eine Todesstahl-Kapelle von der französischen Hauptstadt aus, um Europa das Fürchten zu lernen. Und was die fünf Herrschaften von CHABTAN auf ihrem Debüt "The Kiss Of Coatlicue" abliefern, klingt zunächst dermaßen mächtig, dass sich der an öden Metalcore-Einheitsbrei gewöhnte Musikjournalist verwundert die Ohren reibt.
'The Nahual's Omen', besagter Auftakt zum Erstling der Franzosen, beginnt mit klassisch-akustischem Gitarrengezupfe, das nach kurzer Zeit von einer mitreißenden Riffattacke abgelöst wird. Verdammte Axt, CHABTAN! Das ist geradezu unverfroren genial! Die Pariser liefern nicht einfach nur eines der genreüblichen IN FLAMES-Zitate ab – übelster Oldschool Death Marke VENOM klingt hier ebenso durch wie klassische SLAYER oder groovige PANTERA. Groove Metal auf Highspeed-Thrash mit bestialisch-fröhlichem Death-Metal-Fundament quasi. Von dem etwas kümmerlichen Gitarrensolo abgesehen passt bei diesem Auftakt einfach alles! An zweiter Stelle steht 'Ixtab', das schon deutlich klarer die Modern-Death-Schiene fährt, aber ebenfalls keine Gefangenen macht und wie eine Reiterabordnung der Hunnen alles hinwegfegt was nicht rechtzeitig das Weite sucht. Manche Bands kriegen sie einfach hin, diese Tightness, diesen unwiderstehlichen Headbang-Antrieb ihrer Gitarrenriffs. Ja, und dann ist das CHABTAN-Quintett auch noch erstaunlich kreativ! Damit meine ich weniger die textliche Ausrichtung von "The Kiss Of Coatlicue" (dem Album dienen mesoamerikanische Mythologien als thematischer Leitfaden, was sich musikalisch allerdings nicht bemerkbar macht) als die Aufgeschlossenheit der Band für melodische Elemente, wie man sie von Dark-, Power- oder gar True-Metal-Bands kennt. Nehmt das fantastische 'Born From Vucub Caquix': Der hymnische Refrain klingt dermaßen feierlich, ja majestätisch, dass ein Luca Turilli und mit Sicherheit auch ein Joey DeMaio vor Neid erblassen dürfte.
Es folgen noch einige weitere feiste Keulenhiebe und mit dem Titeltrack zur Albummitte auch nochmal eine schöne Mischung aus Highspeed-Death und melancholischen Melodien, doch dann geht irgendetwas schief. Hier und da blitzen noch einige schöne Leads oder Riffsalven auf, doch CHABTAN verliert sich in der zweiten Hälfte des Banddebüts mehr und mehr in bemühtem Stückwerk. Das zuvor noch recht überzeugende Geschrei von Cristofer Rousseau wirkt zunehmend unangepasst, das Songwriting immer unschlüssiger, die Lieder zerfallen in zusammenhanglose, uninspiriert wirkende Einzelteile. Negativhighlights sind minutenlange, höhepunktarme Zwischenparts wie in 'Reptile' oder langweiliges Flageolett-Gefiepe wie bei 'Visions Of The Snake'.
Die Franzosen wären gut beraten gewesen, sich auf die fünf, sechs starken Songs des Albums zu beschränken und eine hochklassige EP zu veröffentlichen als einen Langspieler, der nach der Hälfte der Spielzeit massiv einbricht. Andererseits: "The Kiss Of Coatlicue" beinhaltet einige Modern-Death-Geschütze der Spitzenklasse und vermag vor allem mit einem hohen Thrash-Faktor zu überzeugen. CHABTAN könnte durchaus in Zukunft noch für Aufmerksamkeit sorgen. Das Debütalbum darf man nach den ersten sechs Songs allerdings getrost abbrechen.
Anspieltipps: The Nahal’s Omen, Ixtab, Born From Vucub Caquix
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause