CHAOS INVOCATION - Wherever We Roam...
Mehr über Chaos Invocation
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- AOP (Edel)
- Release:
- 08.11.2024
- Wherever We Roam
- Ideal Sodom
- Golden Gates And Terrene Light
- Bridges Aflame
- No Throne Withstands
- This World Wants Us Dead
- Only In Darkness
- Engravings Of The Quivering Pedestal
Derzeitiger Band-Höhepunkt.
Was ist eigentlich typisch deutscher Black Metal? Diese Frage geht mir nicht aus dem Kopf, seit das neue CHAOS INVOCATION-Album hier seine Runden dreht. Ob "Wherever We Roam..." vielleicht sogar bei der Beantwortung behilflich sein kann? Verlassen wir diesen Nebenschauplatz mal und widmen uns gleich dem 44-Minüter, den die Truppe um Gitarrist A. und Sänger M. auf die Welt loslässt. Die Chronistenpflicht gebietet, noch kurz auf den Labelwechsel zu AOP hinzuweisen. Die ersten vier Alben waren noch bei W.T.C. erschienen. Obwohl neben dem Label auch das Artwork gänzlich anders daherkommt als noch "Devil, Stone & Man", ist der musikalische Inhalt aus derselben Welt.
'Wherever We Roam' lässt sich gerade so genug Zeit für das einstimmende Intro, ehe es hässlich wird. Klar, dass das ein Kompliment ist, oder? Wenn es ein Prädikat für CHAOS INVOCATION gibt, das über die gängige Schubladennomenklatur hinausgeht, dann ist es für mich eben jene Ungeschliffenheit, die immer präsent ist. Wer möchte seinen Black Metal schon steril und ohne Dreck zwischen den Saiten? Den gibt es bei den Mannen um Keifer M. erneut zu Hauf. Ein paar Stil-Beispiele: 'Golden Gates And Terrene Light' beginnt als typischer Zweitwellen-Stampfer, nimmt nach hinten raus ordentlich Fahrt auf, so wie wir es von den Rheinland-Pfälzern gewohnt sind. 'Only In Darkness' macht es genau anders herum und demonstriert, welch dichte Atmosphäre das Quintett aufrecht erhalten kann. In Sachen Songwriting ist diese Nummer eine absolute Referenz, was modernen Black Metal betrifft. Die Ideen und Riffs, die hier verbraten werden, reichen anderen Truppen für mindestens drei Songs. Dazu noch der Klargesang: Wer immer noch zwanghaft Bezüge zum WATAIN-Klang herstellen muss, wird das spätestens hiermit überdenken.
Wenn ich die drei Artworks von "Reaping Season, Bloodshed Beyond" über "Devil, Stone & Man" bishin zu eben "Wherever We Roam..." anschaue, empfinde ich dort eine ähnliche Entwicklung wie auf der musikalischen Ebene. Vom experimentierfreudigen und düsteren 2018er-Werk ging es über das garstige schwarz-weiss-Gemälde bis hin zum apokalyptisch-bedrohlichen Ölgemälde des neuen Albums. Trotz der atmosphärischen Dichte ist auf keinem der 2024er-Songs Monotonie aufgrund schlechten Songwritings wahrzunehmen. Die Band klingt vielleicht etwas abgeklärter als in ihren Anfangstagen, aber keinen Deut weniger gefährlich. Immer, wenn man sich in schwelgerischen Passagen wie bei 'This World Wants Us Dead' in Sicherheit wiegt, greift das unbarmherzige Kommando von hinten an. Große Klasse!
Um noch einmal auf die anfangs gestellte Frage zum deutschen Black Metal zurückzukommen: CHAOS INVOCATION ist ein Paradebeispiel für kompromisslosen Black Metal, der sich an musikalischen Zutaten nimmt, was er braucht. Stilistische Nuancen mögen von Album zu Album anders ausfallen, der Spirit von CHAOS INVOCATION ist derselbe geblieben. Die Originalität der Truppe spricht für sich und jegliche "for fans of"-Verweise oder Szenenverortungen kann man sich getrost sparen. Wäre doch jede Black-Metal-Band so eigenständig!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher