CHEVELLE - The North Corridor
Mehr über Chevelle
- Genre:
- Alternative / Modern Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Epic
- Release:
- 08.07.2016
- Door To Door Cannibals
- Enemies
- Joyride (Omen)
- Rivers
- Last Days
- Young Wicked
- Warhol's Showbiz
- Punchline
- Got Burned
- Shot From A Cannon
Post-2000-Alternative-Metal der Chicagoer Veteranen.
Das Trio CHEVELLE aus Chicago bringt uns mit "The North Corridor" das mittlerweile achte Studioalbum. 2002, vor mittlerweile 14 Jahren, konnte die Band mich mit dem starken Album "Wonder What's Next" völlig begeistern. Moderner, dunkler, Rap-freier Nu / Modern Metal zwischen DISTURBED, SYSTEM OF A DOWN oder TOOL wurde damals geboten.
Umso gespannter war ich nun, mich auf ein viele Jahre später veröffentlichtes Scheibchen einzulassen. Mit 'Door To Door Cannibals' ist einer der stärksten Songs an den Anfang gestellt. Ich fühle mich wie in der Zeitmaschine, zurückversetzt in eine Zeit kurz nach der Jahrtausendwende, als Metal und Alternative gemischt wurden. Klar, das hatte mit den Wurzeln des Heavy Metal wenig zu tun, aber die Atmosphäre dieser Truppen prägte für mich diese Zeit musikalisch stark mit.
CHEVELLE agiert heute noch in ähnlichen Gefielden wie damals, ist zudem technisch versiert an den Instrumenten und hat mit Pete Loeffler einen leidenden, aggressiven Frontmann, der vielen Bands gut zu Gesicht stehen würde. In den Staaten erreicht die Band mit dieser Musik (manche Songs ragen mittlerweile teilweise etwas zu stark in die Indie / Alternative Richtung) die Top 10 der Albencharts, in Deutschland bleibt CHEVELLE leider weiter eine kleine Nummer.
Auch 'Joyride (Omen)' hätte kurz nach der Jahrtausendwende eine gute Figur gemacht. Stark ist es, wie die Band einen Stil spielt, der vor über zehn Jahren "modern" war, ohne irgendwie verstaubt oder altbacken zu klingen. Viele der sogenannten "Nu Metal Bands" sind heute ja völlig belanglos geworden. CHEVELLE klingt weiter frisch, und es lohnt sich, sich auf die eigene Harmonik und Dynamik ihrer Songs einzulassen. Ich bin mir sicher, dass auch Fans von TOOL oder KATATONIA Parallelen zu ihrer Musik erkennen werden. Die düstere Stimmung, die trotzdem sehr aggressiv ist und einem höheren musikalischen Anspruch genügt, schielt für mich jedenfalls ganz stark in diese Richtung.
Das dissonant-aggressive Gitarrenspiel von Pete Loeffler, der Riffs spielt, die auch ein wenig den Geist der 1990er Jahre atmen, dazu das fette, sehr tighte Drumming von Dean Bernardini - das ist ein Genuss für die Ohren! Stark ist die Band immer dann, wenn sie sich traut, metallisch-hart zu grooven (wie bei den oben erwähnten Songs oder 'Last Days') und in der Düsternis von TOOL Anklang zu finden. Die eher Indie-lastigen Momente mancher Songs sind kein absoluter Fremdkörper, doch mir scheint, dass die Band ihr Potenzial trotz allem nicht ganz ausnutzt.
Klar ist: Für wen PANTERA, RAGE AGAINST THE MACHINE oder MACHINE HEAD schon ein rotes Tuch sind, der braucht hier nicht reinzuhören. Jeder, der mit alternativen Klängen oder der Düsternis der spätneunziger Prog-Größen etwas anfangen kann, darf aber gerne den Versuch wagen, sich auf die dunklen CHEVELLE-Momente einzulassen.
Ich bin froh, der Band nach etlichen Jahren noch mal begegnet zu sein und kann mir sogar vorstellen, die Diskographie zu vervollständigen. Denn ich glaube, dass auch zwischen dem jetzigen starken Album und ihrem 2002er Wunderwerk gute Momente entdeckt werden könnten. Schade, dass ich da einige Jahre zu engstirnig war.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer