CHILD OF CAESAR - Spirit & Liberation
Mehr über Child Of Caesar
- Genre:
- Gothic Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Dr. Music Records / Edel
- Release:
- 26.08.2022
- Scorpion
- Your Eyes On Me
- Lisa
- Ritual Summer
- Moon 24
- Godchildren
- Seven
- Native Tongue
- B.M.T.C.
- Exitus
- San Francisco (Bonus)
Eine gereifte Band.
Huch, was ist denn das? Die Klänge des 2015er Debüts klingen noch irgendwo tief vergraben in meinen Hirnwindungen, da kann man über die ersten Töne des Nachfolgers "Spirit & Liberation" schon mal ins Stolpern geraten. Weit entfernt vom etwas zurückgenommenen Wirken mit ruhiger Intonation bläst mir der Opener 'Scorpion' mal eben wildes Gebrülle und Gekeife ins Gehör. Mensch, da hat sich was getan bei CHILD OF CAESAR! Was ja auch kein Wunder ist, wenn man sich die Zeitspanne von sieben Jahren mal betrachtet. Statt Daniel Mitchell nutzt nun der neue Mann Patrick Pagliaro das Mikrofon. Und diese Veränderung ist groß.
Aber nicht nur der neue Sänger ist anders, auch die Songs sind es. Einflüsse aus dem Black Metal werden allzu deutlich, eine stärkere Fokussierung auf Riffs sorgt für einen klareren Doom-Metal-Unterbau, auf dem das Gothic-Gebräu gedeiht. Denn trotz aller Anpassungen sollte die Band um André Marcussen weiterhin klar Fans dieses Genres ansprechen, wenngleich das Caesarenkind inzwischen nicht mehr nur den verlorenen 90ern nachtrauert, sondern sich traut, neue Einflüsse zuzulassen. Heraus kommt ein durchaus vielschichtiges Album, das man sich erarbeiten darf. Ich kann der Band etwa nicht in alle Extrem-Metal-Untiefen folgen, finde dafür aber in fast jedem Song ausreichend Gegengewicht durch schöne Melodien, packende Atmosphäre oder gelungene Songtexte. Gerade bei letzterem Aspekt hat man sich im Vergleich zum Debüt deutlich gesteigert. Die humanistischen, religionsbefreienden, oft wütenden Lyrics treffen bei mir auf offene Ohren, zumal die Klischeekiste dieses Mal weit umsteuert wird.
Und so gibt es so manchen Hit auf dem von Artwork-Star Eliran Kantor veredelten Album. 'Seven' zum Beispiel machte schon beim ersten Durchlauf große Freude und setzte sich als gelungene Hymne direkt in meinen Ohrgängen fest. Hier und auch beim folgenden 'Native Tongue' spielt auch Patrick Pagliaro alle Stärken aus, ohne in die Growl-Trickkiste zu greifen. Die kratzend raue Stimme passt so dermaßen gut zu den Refrains, es ist eine wahre Freude. Die eher Gothic-typisch düster-zurückhaltend besungenen Strophen sorgen dafür, dass es dann, wenn es muss, eben richtig knallt. Generell macht CHILD OF CAESAR hier in der zweiten Hälfte des knapp 40-minütigen Drehers vieles richtig. Wobei ich den Todesmetallabriss am Ende nun eher nicht gebraucht hätte. Aber 'Exitus' ist ja nicht mal zwei Minuten lang, das kann ich verkraften.
Nicht so ganz verkraften kann ich allerdings den Bonustitel, das Cover von SCOTT MCKENZIEs 'San Francisco'. Ich finde die Idee, einen Hippiesong mal schön langsam und gruselig auf Gothic zu drehen eigentlich ganz spannend. Aber irgendwie mag das nicht so ganz funktionieren. Aber auch das ist zu verschmerzen. Den letzten Titel kann man ja auch einfach nicht hören oder so. Ansonsten ist "Spirit & Liberation" nämlich gelungen und bereitet Freude. Nicht nur Personen, die alten TIAMAT oder PARADISE LOST nachtrauern. Aber denen wohl ganz besonders.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marius Luehring