CHILDREN OF THE SüN - Roots
Mehr über Children Of The Sün
- Genre:
- 70s Rock / Retro
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- The Sign
- Release:
- 18.03.2022
- Reflection
- Leaves
- Blood Boils Hot
- Gaslightning
- Eden
- Willow Tree
- Roots
- Man In the Moon
- The Soul
- In Silva
- Thunder
- Reaching For The Sun
- Epilogue
Schon wieder Retro? Ja, aber dieses Mal mit Gefühl und Schmackes!
Manchmal spielt einem das Hirn einen Streich und ein anderes Manchmal lebt man unter einem Stein. Fallen beide Manchmals zusammen, kann man herzerwärmende Überraschungen erleben. So erging es mir beim ersten Anhören der zweiten Scheibe "Roots" der schwedischen Truppe CHILDREN OF THE SÜN. Aus irgendeinem jetzt nicht mehr nachvollziehbaren Grund hatte ich kauzigen Schrägie-Metal erwartet. Vielleicht wegen des überflüssigen Umlautes im Bandnamen. Ja, ihr dürft mich deswegen auslachen. Die zweite Überraschung erfolgte, als ich anfing mich etwas intensiver mit der Band zu beschäftigen, und ich feststellen durfte, dass man mit dem Erstwerk "Flowers" bereits in aller Munde war. Das ist an mir komplett vorbei gerauscht. Zeigt mal wieder, dass man auch mit vier Ohren heutzutage nicht alles mitbekommen kann, und dass es für viele Subgenres eigene Informationsketten und Plattformen gibt. Nun denn, es ist, wie es ist und "Roots" ist mein Erstkontakt mit den SchwedenInnen.
Das ist insofern ärgerlich für mich, da mich das gebotene Material sofort begeistern kann. Obwohl mich vieles aus dem so genannten Retro-Bereich nicht einmal mehr peripher tangiert und ich den Eindruck habe, dass spätestens seit den Erfolgen der BLUES PILLS und GRETA VAN FLEET viele Sachen aus dieser Richtung für mich einfach zu seicht klingen, versprüht "Roots" ein ungemein warm-wohliges Feeling und hat dabei so viel Seele, dass ich sofort verliebt bin. Natürlich wird in den Infobeilagen auf Woodstock, Jimi Hendrix und Janis Joplin hingewiesen, aber ich möchte euch diese Namen lediglich als Richtungsweise mit an die Hand geben. Natürlich geben diese Namen auch Hinweise auf die musikalische Qualität, denn gerade Hauptsängerin Josefina Berglund Ekholm verfügt über eine extrem ausdrucksstarke und gleichzeitig kraftvolle Stimme, die den Zuhörer sofort in ihren Bann zieht. Ich empfehle hierzu das feist nach vorne rockende 'Gaslightning', in welchem der kurze Akustikpart auch gleich die Vielseitigkeit ihrer Stimme offenlegt. Aber auch der Albumeröffner 'Reflection' geht gleich mächtig unter die Haut. Hier zeigt die Band passenderweise sofort, wo die musikalische Reise während der dreizehn Songs hinführen wird. Verzaubernde Backing Vocals, tolles Gitarrenspiel, offene Rhythmen und darüber dieser Gesang, der einen an manchen Stellen komplett einlullt, so dominant erscheint er.
Emotional durchquert die Band auf "Roots" viele Schattierungen unserer Gefühlswelt. So ist der Titelsong trotz aller Energie eher in sich gekehrt und melancholisch. Ein Gefühl, welches 'Man In The Moon' sogar nach weiter trägt, denn hier können wir gefühlvoll-zerbrechliches Storytelling der Sonderklasse inhalieren. Dagegen steht ein Song wie 'The Soul', der ungeheuer frisch, fröhlich und mitreißend aus den Boxen quirlt, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Die Kunst, vermeintlich simple Strukturen spannend klingen zu lassen, ist CHILDREN OF THE SÜN offenbar mit der Muttermilch weiter gegeben worden.
Wer also auf abwechslungsreiche, handgemachte Rockmusik mit einer wunderbaren Stimme steht, und wer abseits von ausgetretenen Metal-Pfaden auch mal Alternativen sucht, ist hier bestens aufgehoben. So darf Retro Rock gern häufiger stattfinden, denn Bilder von Pril-Blumen vor dem geistigen Auge beim Anhören, erzeugen heimelige Erinnerungen an die wirklich gute, alte Zeit.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Holger Andrae