CHIMAIRA - The Impossibility Of Reason
Mehr über Chimaira
- Genre:
- NeoMetal
- Label:
- Roadrunner
- Release:
- 12.05.2003
- Cleansation
- Impossibility Of Reason
- Pictures Of The Gold Room
- Power Trip
- Down Again
- Pure Hatred
- Dehumanizing Process
- Crawl
- Stigmurder
- Eyes Of A Criminal
- Overlooked
- Implements Of Destruction
NeoMetal wird untergehen. Das ist eine Tatsache. Das bezeugen stagnierende Verkaufszahlen und die "Normalität", mit der das Genre mittlerweile betrachtet wird. NeoMetal ist nichts aufregendes mehr, NeoMetal ist ein Stil wie jeder andere auch.
Selbst Ross Robinson, der mit seinen Produktionen das Genre quasi mitdefiniert hat, ist der Meinung, dass sich die ganze Welle irgendwann ausgerollt hat und am Ende nur noch große Bands wie KORN oder SLIPKNOT das Genre vertreten werden.
Folge dieser Entwicklung sind völlig umgedrehte Werbekampagnen. Auf einmal ist es "in" NICHT zum NeoMetal dazu addiert zu werden, sondern eine völlig neue Abart des Metals zu spielen, die sich im Grunde völlig von allen Bands des Genres unterscheidet.
So verhält es sich auch bei der Präsentation von CHIMAIRA. Das Sextett aus Cleveland in den Vereinigten Staaten präsentierte vor zwei Jahren mit "Pass Out Of Existence" einen Gitarren,- und geschreilastigen Brecher, der sich ohne Mühe zur härteren Oberliga des Nu-Booms dazuzählen ließ. Jetzt kommen Mark Hunter und seine Mannen mit dem mittlerweile dritten Album daher und auf einmal ist von NeoMetal kein einziges Wort zu lesen.
"Passout Of Existence" war ein Ungetüm an hartem Riffing, mit dem gewissen Groove im Sound, einem genialen Sänger mit einer noch genialeren Stimme und einer hörbaren Unordnung in den Liedern, die mir schon bei MUDVAYNE ungemein auf den Zeiger ging.
Bei CHIMAIRA's Zweitling hielt sich dieses Chaos jedoch in Grenzen, und so ward aus schnellem Tiefton Rhythmus, grellen Gitarrenriffs, nackenbrecherischer Geschwindigkeit und einer schrillen Mixtur aus Soundeffekten und Geschrei ein Paradebeispiel an gutem modernem Metal. NeoMetal halt.
Bei "The Impossibility Of Reason" hat sich im Grunde genommen nicht viel geändert. Der Sechser baut immer noch auf das altbewährte Grundgerüst von Groove und Riffing und nicht zuletzt auf die Stimme von Mark Hunter. Das besondere an Hunter ist, dass er diese psychedelische Gekreische in allen Tonlagen durchhält und bei nahezu fast jeder Geschwindigkeit. Wie der Kerl Luft holen kann, bleibt mir schleierhaft. Die größten Änderungen enthalten die Texte, Hunter gibt sich beim Neuling große Mühe, ernsthaft rüberzukommen, bleibt aber leider in der Fußfalle der "Alles Scheisse, nur ich nicht!"-Einstellung stecken.
Auch gehen die Jungs viel sorgsamer mit dem Erscheinungsbild ihrer Lieder um, keine sinnlosen Breaks oder plötzliche Übergänge in den Lieder, alles ist schön aufeinander abgestimmt und nahezu nahtlos miteinander verstrickt.
"Zuschauen und lernen", diesen Spruch scheinen Hunter und Co. verinnerlicht zu haben, als sie monatelang mit SLAYER durch die Staaten tourten. Die Riffs sind viel cleaner geworden, einen Tacken melodiöser, aber gleichzeitig ungleich härter und gewagter.
Gitarrenarbeit wird hier nicht als nette Untermalung angesehen, sondern wie im Opener 'Cleansation' oder in 'The Impossibility Of Reason' als wichtiger Bestandteil des Longplayers. Und genau diese Forcierung guter Gitarrenriffs und einigermaßen guter Melodien machen den großen Unterschied zwischen CHIMAIRA und dem großen Pool an NeoBands aus. Große Klasse.
Die eher spärlich gesäten Gesangsparts kommen auf dem Album definitiv zu kurz und sind zudem auch noch grausam untermalt, so dass man die lieber überspringt, als sich das quere Gezerre anzutun.
CHIMAIRA gönnen sich nach zwei Jahren extrem-Tourens keine Pause und stellen ein Album in die Regale, welches das bisher beste der Gruppe darstellt und durch Virtuosität und musikalisches Können der Gruppe einen Platz unter den großen Namen der Szene sichern wird.
Die Abgrenzung vom maßgebenden NeoMetal oder die aberwitzig propagierte "Wave Of New American Heavy Metal" höre ich hier nicht heraus, eher bedient sich die Band weiterhin an Klischees des Genre, z.B. Instrumentaleinlagen, die irgendwann in schrillem Sound explodieren, Anleihen aus dem Elektrobereich oder diverse Ausraster Hunter's, die sich stark geplant anhören. Trotzdem ist die Platte ein neuen Beweis dafür, dass NeoMetal im Grunde genommen nichts mit Rapelementen oder ‚Mikro-In-Die-Hand-Drück’-Gästen zu tun haben muss.
Ein absolutes Muss für jeden Fan von eigenständigem, gut eingespieltem und energischem NeoMetal.
Anspieltips: The Impossibility Of Reason, Pure Hatred, Overlooked
MP3s sind auf der RoadRunner Records Homepage zum Download freigegeben.
- Redakteur:
- Michael Kulueke