CHO-JIN - Woanders
Mehr über Cho-Jin
- Genre:
- Nu Metal / Crossover
- Label:
- Goldene Zeiten / Alive
- Release:
- 31.01.2005
- Schattenläufer
- Carpe Diem
- A. M.
- Spaßmarkt
- Augenlied
- Halbes Kilo
- Stirb nicht
- Pandora
- Grabgeflüster
- Komastar
- 1:0 Für dich
- Masken
Wenn die Jungs aus Amerika wären, ein Image à la LIMP BIZKIT hätten und auf Englisch sängen, ja dann hätten sie schon längst die Poleposition in den Charts eingenommen. Da CHO-JIN (das japanische Wort für Übermenschen) jedoch aus der TOTEN HOSEN-Stadt Düsseldorf stammen, müssen sie sich von allerlei Stellen den Plagiatsvorwurf gefallen lassen. Doch damit würde man ihnen mehr als Unrecht tun, denn neben ihnen wirken LIMP BIZKIT, KORN und Konsorten wie Waisenjungs. Als ob das nicht genug wäre, hat das Quintett verdammt coole Texte am Start, die keinen Zentimeter aufgesetzt wirken. Apropos HOSEN: Wolfgang "Wölli" Rohde, Schlagzeuger der HOSEN, ist früh auf die Qualitäten der Jungs aufmerksam geworden. Seitdem ist er ihr größter Fan und Supporter. Doch bei diesen Qualitäten haben sie´s wahrlich kaum nötig. Hinter CHO-JIN stecken Mike Berndt (v.), Jan Finken (g.), Ingo Kunka (g.), Christian Werner (b.) und Oliver Hilgers (dr.).
Ich weiß nicht, wie oft ich die Scheibe bisher gehört habe, doch immer wieder haut sie mich aus den Latschen! Dies liegt vor allem an der üngebündelten Energie, die in den Songs ungefiltert aus den Boxen kommt. Das Gitarrenduo Finken/Kunka zockt ein geiles Riff nach dem anderen, Drummer Oliver Hilgers weiß mit seinen Beats die Songs mit Drive zu versorgen und Ingo Kunka rundet das Gesamtbild mit seinem pumpenden Bass ab. Ohne die Instrumentierung in den Schatten stellen zu wollen, doch ohne den charismatischen Gesang von Mike Berndt wär die CD nicht halb so gut. Er schreit, pflüstert, summt und singt, als hinge sein Leben davon ab. Das gilt auch für die restlichen Mitglieder. Man merkt in jedem Augenblick, dass die Jungs alles, wirklich alles in dieses Album reingesteckt haben. Spätestens wenn man die Texte gelesen hat, weiß man, dass CHO-JIN mit offenen Augen durch die Welt laufen. Sei es unsere Konsumgesellschaft ('Spaßmarkt'), Selbstmord ('Stirb nicht') oder die Lethargie mancher Menschen ('Carpe Diem'), sie nennen viele Dinge beim Namen, ohne ihre Meinung dem Hörer aufzudrücken. Die Musik steht dem in nichts nach und verbreitet so viel Frische wie die Stürme, die in der letzten Zeit über Deutschland gefegt sind. Die Palette reicht von Metalcore à la UNEARTH ('Masken'), über KORN ('Pandora') bis hin zu SUCH A SURGE ('Halbes Kilo'). Was dabei besonders hervorsticht, sind das sehr abwechslungsreiche Songwriting und das tighte Zusammenspiel der Band.
Wer auf eigenständigen Nu Metal/Crossover steht, sollte sich dieses Teil zulegen. Vor allem folgende Textzeile geht mir immer wieder durch den Kopf: "Doch Probleme lieben dich, sie ließen dich noch nie im Stich" ('Pandora'). Ich weiß nicht, wann sich das letzte Mal eine Textzeile so in mein Hirn gebrannt hat! Ein besseres Lob als dieses, dass ein Newcomer nicht nur den Körper, sondern auch den Geist in Bewegung hält, kann es für mich nicht geben. Ganz, ganz großer Sport!
Anspieltipps: Carpe Diem, Halbes Kilo, Pandora, Grabgeflüster
- Redakteur:
- Tolga Karabagli