CHRIS GATES AND GATESVILLE - Welcome To Gatesville
Mehr über Chris Gates And Gatesville
- Genre:
- Southern Rock/ Hard Rock/ Blues
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Anodyne Music/ jfk
- Release:
- 25.02.2011
- Those Were The Days
- I'm Not Your Man
- Devil's On My Trail
- Forever Came Today
- Lowdown & Dirty
- Broken Hearts & Faded Pictures
- Loving You
- Searching For You
- Man Of My Dreams
- Southern Man
- Come See About Me
- Simple Man
Ein Urtyp der texanischen Gitarrenwelt zeigt uns, wie's geht.
Chris Gates ist ein fünfzigjähriger Zausel, der schon ziemlich herumgekommen ist und der sich über die letzten Jahrzehnte hinweg in so manchen Musikerkombinationen die Fingerkuppen ledrig gezupft hat.
Einblick gefällig? Von 1979 bis 1984 bei den BIG BOYS, in POISON 13 in den Jahren 1983 bis 1985, bei den noch bekannteren JUNKYARD war er der Klampfer von 1986 bis 1992, die SKATENIGS nutzten Gates 1993 und 1994, bei 99POUNDS spielte er 1996 bis 2001 und vorzuletzt bei THE CHARTER BULLDOGS in den Jahren 2002 bis 2005. Und dann, ja dann war er ganz allein dran, seine Band, sein Baby nur nach sich selbst zu benennen, die Mitmusiker in "...And Gatesville" zusammenzufassen. Dabei sieht der mittelalte Herr immer noch sehr südstaatig aus und guckt dabei überhaupt nicht grimmig aus den Tattoos, eher scheinen wir das hier mit einem sehr lebensfreudigen Kumpan zu tun zu haben.
Stichprobenweise hinterhergefahndet eröffnet sich eine sehr spannende Musikerkarriere, denn die erstgenannten beiden Bands sind der texanischen Punkszene der Achtziger Jahre zuzuordnen. Wobei vor allem die BIG BOYS dadurch für Furore sorgten, weil hier zwei offenherzige schwule Sänger Punkfunktiraden unter das Volk pfefferten. Im Austin dieser Zeit wohl eine ziemliche Tabukratze, wie zu vermuten ist. Ausserdem - und das schein vor allem Gates' Einfluß gewesen zu sein - kombinierten diese Combos die punkigen Salven mit Slice- und Sleaze-Gitarrenelementen. (Warum ich das bisher immer einen unvereinbaren Kontrast gehalten habe, frage ich mich da gerade?)
Auf jeden Fall hört sich das recht ansprechend an.
Dann eine Hardrockphase, die im recht beträchtlichen Erfolg der Band JUNKYARD - für viele Sleaze-Fans immer noch ein größerer Einfluss - mündete. SKATENIGS in der Frühphase der Neunziger, ein Umfeld um die RED HOT CHILI PEPPERS - das nennen wir mal WEIRD-Phase. Dann, immer mehr, mit den weiteren beiden Musiken, prägte sich Chris Gates' Vorliebe für den im tiefen Blues, im halbschnellen Rhythmus beheimateten Southern Rock aus, der nun auch auf dieser Nabelschau zu erhören ist.
Aber das heisst nicht, dass es da an Energie und Druck fehlt - ganz im Gegensatz! Wenn der Zausel sich zu den teils fünf-bis sechsstufigen Solodarbietungen hinreissen läßt, dann hat er den Hörer gewiß und gekonnt in die schwitzig-unterkühlten Kompositionen hineingezogen. 'Lowdown & Dirty' zum Beispiel hat sich eine effektvoll und im Hintergrund doch sehr präsente Dame mit Soulröhre hinzugezogen, wobei dieser Stich so richtig sitzt.
Dass Gates sich nun als gereifter Gitarrist und vor allem charismatischer Sänger präsentiert, wird ihm gern abgenommen werden, denn hinter dieser kratzigen Röhre im besten klaren Texanisch steckt eine ganze Menge an Bühnenerfahrung und Lebenskilometern.
Alle Stücke auf diesem beachtlichen Debüt aus Gatesville werden zu Kumpeln, die sich auf der Terrasse neben dich setzen werden, das kalte Bier mitgebracht haben und mit Dir gemeinsam die Stare im Holunder beobachten werden. Ein Album wird zur Herzensache. Entspannter Typ. Gefällt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben