CHRISTIAN MISTRESS - Possession
Mehr über Christian Mistress
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Relapse/Rough Trade
- Release:
- 09.03.2012
- Over & Over
- Pentagram and Crucifix
- Conviction
- The Way Beyond
- Possession
- Black to Gold
- There is Nowhere
- Haunted Hunted
- All Abandon
Diese Retro-Perle wächst und wächst!
70er-Bandfotos, analoger Sound und schon winkt die nächste gehypte Retro-Band? Retro ja, Hype nein. Die musikalische Marschrichtung von CHRISTIAN MISTRESS ist recht eindeutig: in den Fußstapfen von BLACK SABBATH hätte die Musik der Truppe auch vor 30,35 Jahren schon eine gute Figur gemacht. Hilft ja nichts: es ist 2012, doch auch da hinterlässt diese Band einen tollen Eindruck.
'Over & Over' ist ein kraftvoller Opener mit den Trademarks, die CHRISTIAN MISTRESS auszeichnen: ein Drumming, das auch von Bill Ward stammen könnte, Twin-Guitars in bester 70er-Manier und der Gesang von Frontröhre Christine Davis, die für meine Begriffe ziemlich unverwechselbar klingt und hervorragend zum pulsierenden Spiel der Instrumentalisten passt. Auch 'Pentagram and Crucifix' zieht mich in seinen Bann. So simpel die Gitarrenspielereien ab dem neunten Takt auch sein mögen, ich kann gar nicht genug davon haben. Die Nummer entwickelt sich zu einem starken Galopp mit PRIEST-Anleihen, wobei der Gesang davon ausgenommen ist. Davis klingt eher rauchig und hat eine sehr eigene Aggressivität in ihrer Stimme. Die letzte Zutat sind MAIDEN-Leads und fertig ist ein starker Song.
Obwohl CHRISTIAN MISTRESS natürlich ihre Wurzeln haben, klingen sie eigenständig und machen auf Albumlänge auch dank der vielen Abwechslung Spaß. Nach dem eingängigen 'Conviction' folgt das etwas sperrigere 'The Way Beyond' mit einer interessanten Harmonieführung, an der auch Mikael Akerfeldt seine Freude haben dürfte. Abgelöst wird das Gezupfe von einem weiteren Intro der Saitenfraktion, welches nicht nur nach BLACK SABBATH duftet. Schwefelgeruch ist hier quasi allgegenwärtig. Mit vielen Breaks rumpeln sich CHRISTIAN MISTRESS durch den Song, der wieder durch die tolle Gitarrenarbeit glänzt. Anfänglich ohne Gerumpel wird es aber auch balladesk, und zwar mit 'There Is Nowhere'. Ein wunderbarer Song, der sich bis zum Ende immer weiter steigert.
Wenn ich es nicht beim Recherchieren gelesen hätte, wäre mir 'Possession' als Cover nicht unbedingt aufgefallen. Denn die fast eins-zu-eins nachgespielte Nummer der schwedischen Doomer FAITH passt zu CHRISTIAN MISTRESS wie der Arsch zum Eimer, auch wenn Doom (geschwindigkeitstechnisch) ansonsten keine größere Rolle spielt. Sollte vor allem Live eine gute Figur abgeben. Und das trifft auch auf 'All Abandon', die letzte Nummer des Albums zu. Nach gut anderthalb Minuten geht die Post richtig ab und CHRISTIAN MISTRESS tischen noch einmal alles auf: Hymnische Gitarren, treibendes Rhythmus-Bollwerk und die beste Gesangsleistung auf ”Possession“.
Was CHRISTIAN MISTRESS hier mit ihrem zweiten Longplayer abliefern, ist richtig gute, handgemachte und authentische Mucke. Zusätzlich zum Songmaterial ist die analoge Produktion zu loben. Da wird einem wieder bewusst, dass nicht jedes Album den gleichen Pro-Tools-Sound haben muss und dass ein Schlagzeug durchaus rumpeln darf, ohne dass man alles durch Trigger glatt bügelt. Ein tolles Beispiel für handgemachte Musik mit Ecken und Kanten, für das ich gerne die Punkte zücke!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher