CHROME - Feel It Like A Scientist
Mehr über Chrome
- Genre:
- Wave / Psychedelic
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- King Of Spades / Cargo Records
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Ein weiteres Space-Rock-Revival
Es ist schon eine ganze Weile her, dass CHROME das letzte Mal vorstellig wurde. Immerhin datiert das letzte Album des Wave-Originals aus dem Jahr 2002, und nimmt man mal die Raritäten-Compilation "Half Machine Of The Sun" aus der Rechnung heraus, die im vergangenen Jahr auf den Markt gelangte, hat sich die Band seit ganzen 12 Jahren nicht mehr aktiv sehen und hören lassen. Dass CHROME derweil einen weiteren psychedelischen Paukenschlag vorbereiten würde, war also nicht mehr zu erahnen, ist aber natürlich umso erfreulicher. Denn auf "Feel It Like A Scientist" zeigt sich noch einmal, wie Psychedelic Rock in seiner ursprünglichsten Form geklungen hat, warum sich viele Industrial-Rock-Bands auf diese Truppe berufen, warum auch KILLING JOKE ohne den indirekten Einfluss der Kalifornier vielleicht gar nicht existieren könnte und was es grundsätzlich heißt, mit ausgefallenen Arrangements und unkonventionellem Songwriting abstrakt zu sein, ohne dabei den Punkt zu vergessen.
"Feel It Like A Scientist" ist allerdings beileibe kein leichtes Album; die Platte wabert in verspaceten Regionen, funktioniert derweil als klassischer Science-Fiction-Soundtrack, würde auch als Retro-Variante mancher aktueller Post-Rock-Scheibe durchgehen und offenbart schlussendlich einen schier unergründlichen Facettenreichtum, dessen großer gemeinsamer Nenner die anhaltend präsenten Psychedelica sind. Man muss sich jedoch auf die Synthie-Flächen und die eindringlichen Keyboards, die zwar meistens nur im Backgroun agieren, die einzelnen Kompositionen aber maßgeblich prägen, einlassen können. Die Herren von CHROME arbeiten auch anno 1976 nur phasenweise mit echten Rock-Gitarren und bevorzugen viel mehr die eigensinnigen Klangcollagen, die aus der merkwürdigen, aber logisch zusammengestezten Mixtur beider instrumentaler 'Kontrahenten' entstehen. Die Platte ist experimentell und immer noch mit den Basics aus den 70ern im Einklang, hat aber ein durchweg zeitgemäßes Feeling, weil inhaltlich fortschrittlich gearbeitet wird. Auch die Stimmungslage ist sehr ambivalent: einige düstere Instrumentals werden lediglich mit Sprechgesang bestückt und stehen im krassen Gegensatz zu den warmherzigen Space-Rock-Eruptionen, die auf "Feel It Like A Scientist" in einer fast schon regelmäßigen Staffelung wiederkehren. Es sind einfach so viele unterschiedliche Klangfarben, die hier kombiniert werden, aber dennoch am Ende als Einheit stehen und das Album nicht in Stücke reißen - und dennoch bedarf es einer gewaltigen Ausdauer, um sich nicht im musikalischen Eigensinn dieser Alt-Hippies zu verlieren.
Insofern ist das Resümee eindeutig: Wer es gerne ausgefallen und vor allem psychedelisch mag, gleichermaßen aber auch die Ursprünglichkeit des Wave-Genres liebt, der sollte dringend zugreifen. Wem Experimente in diesem Zusammenhang jedoch ein Greuel sind, dürfte in Windeseile überfordert sein - auch wenn CHROME es diesmal nicht allzu wild und komplex treibt. Fest steht jedoch: Dieses Album hat echte Klasse!
Anspieltipps: Something In The Clouds, Six, Cyberchrondria
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes