CHROME SHIFT - Ripples In Time
Mehr über Chrome Shift
- Genre:
- Progressive
- Label:
- DVS Records
- Release:
- 24.03.2003
- Nightmachine
- Full Moon
- In My Own Dream
- Shadowsong
- Through
- Kosmonauten Er Dod
- Le Temp Des Assassins
- Sorry
- Ripples In Time I
- Ripples In Time II
- Ripples In Time III
- Ripples In Time IV
Unverhofft kommt oft, heißt es doch so schön. Und genauso verhält es sich mit dem dänischen Prog Outfit CHROME SHIFT. Bereits der flotte Opener „Nightmachine“ haut mich mit seinem extrem wuchtigen Beats komplett vom imaginären Hocker. Diese Nummer fällt in zweierlei Hinsicht aus dem genretypischen Standards. Da wäre zum einen die bereits erwähnte Dynamik in Rhythmusbereich, die man in old school Traditionen wohl mit der Bezeichnung „Powerhouse Drumming“ belegt hätte. Und dann wäre da die herausragende Stimme von Rasmus Bak. Der gute Mann versteht es nämlich vorzüglich ohne extremst Tonlagen auszukommen und trotzdem eine ganz exzellente Figur zu machen.
Bevor ich jetzt aber schon zu sehr ins Detail abtauche, erstmal ein paar Grundinfos zur Band. Vor knapp vier Jahren noch sängerlos gegründet, fand man nach einem knappen Jahr besagten Sänger und enterte nach nur einer (!) gemeinsamen Probe ein Studio zwecks Aufnahme einer Demo CD.
Gefördert von http://www.intromental.com, die ja schon seit einiger Zeit sehr gute Arbeit im progressiven Sektor leisten, landete man beim kleinen aber exquisiten Label DVS, die uns in letzter Vergangenheit ja beispielsweise mit dem erstklassigen HEAVEN`S CRY Zweitwerk superben Stoff offerierten.
Nachdem ich an der Eröffnungsnummer ja bereits die grobe Fahrtrichtung angegeben habe, kann ich jetzt nur noch darauf hinweisen, dass CHROME SHIFT im Verlauf der CD konsequent ihren Weg beschreiten und dabei so gar nicht nach den großen Vorbildern DREAM THEATER klingen. Viel eher vernehme ich Parallelen zu KING`S X in Bezug auf Atmosphäre und Dichte der Songs oder auch TRITONUS, die uns vor einiger Zeit mit einer hervorragenden EP das Herz erwärmten.
Einzelne Songs herauszuheben fällt bei der gebotenen Qualität wirklich schwer. Obwohl die Jungs mit Otto Schütt nur einen Gitarristen gegen eine vermeintlich übermächtige Keyboardfraktion aufbieten, versteht dieser es doch ganz ausgezeichnet, die Oberhand zu behalten. Ob in fast schon schwebenden Nummern, wie dem an RAINBOW erinnernden „Full Moon“, oder in treibenden Uptemporockern wie „Le Temps Des Assassins“: Der gute Mann schüttelt ein Hammer-Riff nach dem anderen aus dem Ärmel.
Zwischendurch gibt man sich mit „Shadowsong“ und dem betrügerisch ruhig beginnenden „Sorry“ besänftigend, um dann aber im nächsten Augenblick wieder mächtige Schübe nach vorn abzugeben.
Ganz hervorragend kommen auch die ausgefeilten, mehrstimmigen Choruspassagen, die den meisten Songs hohen Wiedererkennungswert verleihen.
Bei einer „progressiven“ Band muß ich wohl nicht erwähnen, dass alle Musiker auf höchstem Level spielen, dies im Fall CHROME SHIFT aber nicht in den Vordergrund stellen. Das heißt: Es gibt nur wenige Solopassagen, eher legen die Dänen großen Wert auf ausgefeilte Hooks und ineinander greifende Parts, die trotz ihrer Komplexität relativ schnell ins Ohr gehen.
Oh, bevor ich es vergesse, eine Sache ist dann doch genretypisch: Auch unsere nordischen Nachbarn können nicht die Finger von einem Longtrack lassen. In dem hier vorliegenden Fall verpackt man es nur geschickt auf mehrere Index Nummern (8-12). Und auch hier überzeugen sie auf ganzer Länge. Denn selbst dieser Song verheddert sich niemals in überflüssigen Frickelpassagen, sondern baut auf geschickten Rhythmuswechseln und eleganten Gesangsmelodien auf.
Man muß also sagen, dass CHROME SHIFT mit diesem Album einen ganz großen Schritt in die Prog Welt gegangen sind. Nicht ganz einfach in einer Zeit, in der es von NeoProg Kapellen und Frickelbands nur so wimmelt.
Das Riesenplus dieser Scheibe ist die Tatsache, dass man das Hauptaugenmerk auf Melodien gelegt hat und nicht auf das Zur-Schau-Stellen von musikalisch ganz offensichtlich vorhandenen Fähigkeiten. Außerdem wird „Ripples In Time“ auch Freunden straighterem Metals zusagen, da das Ganze herrlich fett produziert aus den Boxen knallt.
Anspieltipps: Full Moon, Le Temps Des Assassins, Ripples In Time, Nightmachine
- Redakteur:
- Holger Andrae