CHRONICLE OF TYRANTS - Mental Decay
Mehr über Chronicle Of Tyrants
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Eigenveröffentlichung
- Intro
- Morbid Apocalyptic Visions
- Demon Inside
- Misanthropic
- Cheated By Trust
- Internal Defect
- Final Mourning Sigh
Heissa, Popeissa, das ist ja mal ein knuffiges Geballer, was uns die fünf Buben von CHRONICLE OF TYRANTS aus Diepholz hier in Form eines sieben Songs umfassenden Silberlings entgegenblasen. Auch wenn mich die schlichte Aufmachung und die stilistische Beschreibung nicht unbedingt ermutigten, in das zugesandte Material hineinzulauschen, war ich bereits beim prügelnden 'Morbid Apocalyptic Visions' positiv angetan.
Nach einem schaurig-schönen Grusel-Intro brät mir ein frostiger Klampfensound über einem Drumgewitter entgegen, der mich irgendwie an Achtzigerjahre-Demos erinnert. Dies soll nun nicht als Manko angesehen werden, sondern hat in meinen Ohren sehr viel Charme, da es ehrlich und nicht klinisch überproduziert klingt. Trotz des extrem verschärften Tempos zocken die Jungs zwei ausgesprochen melodische Klampfen, die mir sofort sehr positiv auffallen. Ich bin ja nun wahrlich kein Anhänger von todesbleiernen Klängen, aber unsere jungen Freunde aus Niedersachsen haben es irgendwie drauf, selbst ein Weichei wie mich zu begeistern. Spätestens beim erstklassigen 'Misanthropic', das herrlich treibend am Nackenwirbel schraubt, hebe ich alle mir zur Verfügung stehenden Daumen. Dieser Song ist ein herrlicher Stampfer, der immer wieder durch flottere Passagen aufgelockert wird. Sehr angenehm fällt bei der Nummer auch der fiese Grunz-Gesang von Manuel Siewert auf, der selten in unverständliches Röcheln artverwandter Kollegen verfällt. Der gute Mann klingt einfach böse und finster und fügt sich somit exzellent ins Gesamtbild ein. Schenkt man der Bandsite Glauben, so wurde hier nicht mit technischen Hilfsmitteln die Stimme tiefer gelegt, sondern lediglich zwei Gesangsspuren übereinander aufgenommen. Die Live-Situation wird die Wahrheit ans Tageslicht – oder eher ins vernebelte Hallenlicht – bringen. Tatsache ist, dass es mir zumindest sehr gut gefällt.
Im weiteren Verlauf recken sich meine Lauscher beim höchst amüsanten Intro zu 'Internal Defect'. Bevor ich euch jetzt den Überraschungseffekt nehme, sage ich nur, dass der Fünfer sich ganz offensichtlich selbst nicht immer ganz ernst zu nehmen scheint. Jungs, der kam gut! Überhaupt erfreut dieser Song mit sehr vielschichtigen Ideen. Schöne Breaks und teils an IRON MAIDEN erinnernde Läufe, die natürlich in der Tradition schwedischer Artgenossen zu sehen ist. Einziger Wermutstropfen ist der Drumsound, der mich an einigen Stellen etwas zu sehr an Angelo Sasso erinnert. Ich mag mich täuschen, aber stellenweise klingt das ziemlich nach Dosenfutter. Ich weiß, dass CHRONICLE OF TYRANTS einen festen Drummer in ihren Reihen beherbergen und mit diesem auch bereits livehaftig in Erscheinung getreten sind, aber es wirkt teilweise etwas unecht.
Unterm Strich komme ich zu dem Ergebnis, es hier mit einer vielversprechenden Knüppelkapelle zu tun zu haben. Die selbst angeführten Parallelen zu AT THE GATES, HYPOCRISY und OPETH kann man ruhigen Gewissens abnicken. Erwartet jetzt bei der Erwähnung Letzterer kein Gefrickel, sondern abwechslungsreiches, auch vor ruhigen Momenten nicht zurückschreckendes Songwriting mit großem Augenmerk auf melodische Gitarrenriffs, die Schädel zersägen könnten.
Die 6 € (inkl. P&V) sind auf jeden Fall sehr gut angelegt. Alles, was ihr tun müsst, ist unter Demo@chronicle-of-tyrants.com ein paar freundliche Worte ablassen.
Anspieltipps: Misanthropic, Internal Defect
- Redakteur:
- Holger Andrae