CHTHONIC - Seediq Bale
Mehr über Chthonic
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Downport / PHD
- Release:
- 05.02.2007
- Progeny Of Rmdax Tasing
- Indigenous Laceration
- Enthrone
- Bloody Gaya Fulfilled
- The Gods Weep
- Where The Utux Ancestors Wait
- Exultant Suicide
- Banished Into Death
- Quasi Putrefaction
- Progeny Of Rmdax Tasing (Video)
- Quasi Putrefaction (Video)
- Bloody Gaya Fulfilled (Video)
Der Black Metal hat sich inzwischen auch nach Taiwan verirrt, und dort gibt es mit CHTHONIC bereits seit zwölf Jahren eine Band, welche auf sehr professionellem Niveau arbeitet, aufwändige Alben und Videos produziert und dabei die Geschichte ihres Landes erzählt, welches bedrängt von Han-Chinesen und Japanern seit Jahrhunderten um seine kulturelle Identität kämpfen muss. Schade eigentlich, dass in unseren Gefilden noch kaum jemand von den sechs Taiwanesen gehört hat.
Musikalisch ist es fraglos Black Metal, den die Band zum Besten gibt, wobei die wahrhaftigsten unter den wahrhaftigen Schwarzheimern sicher wieder mäkeln werden, dass das alles doch nichts mehr mit dem alten Black-Metal-Spirit zu tun habe. Mag ja sein, die alte Schule klang anno dazumal schon etwas anders, aber ganz ehrlich: Mich stören orchestraler Bombast, Keyboards, Chöre und Frauenstimmen im Black Metal prinzipiell nicht, so lange es weder kitschig noch allzu süßlich wird, und das ist bei CHTHONIC trotz der ästhetischen und stilistischen Nähe zu DIMMU BORGIR, TVANGESTE und CRADLE OF FILTH absolut nicht der Fall. Wie es in Asien durchaus üblich ist, musizieren alle Beteiligten auf instrumental höchstem Niveau. Vor allem Gitarrist Jesse und Keyboarder CJ scheinen mir neoklassisch vorgebildet und überaus talentiert zu sein. Frontmann Freddy hat eine ziemlich vielseitige Stimme und deckt von "filthy" Kreischen über typisches Schwarzmetall-Keifen bis hin zu drohend-beschwörenden Growls und rezitativen Sprechpassagen ein ziemlich breites Spektrum ab. Dabei wird er des Öfteren von Bassistin Doris unterstützt, was beim Opener 'Progeny Of Rmdax Tasing' sehr gut zur Geltung kommt. Dazu teilt sich der Fronter mit Su-Nung die orientalischen Geigenparts ('Indigenous Laceration') und Schlagwerker Dani legt einen rasenden Rhythmusteppich in modernem Soundgewand. Richtig dramatisch und orchestral wird es dann beim kurzen 'Enthrone' mit seinen massiven Streicherelementen, das den teils speedigen aber dennoch abwechslungsreichen Titel 'Bloody Gaya Fulfilled' einleitet, bei dem Doris exzessiv mitsingen darf. Bei 'The Gods Weep' wird's dann um einiges heftiger und wuchtiger, Erinnerungen an DIMMU BORGIR werden deutlich präsent.
Dass es sich bei derartigen musikalischen Kompetenzen anbietet, auch konzeptionell etwas höher anzusetzen, liegt auf der Hand, und so haben die Jungs und Mädels aus Taiwan eine einheimische Geschichte vertont, die davon erzählt, wie die Urbevölkerung Formosas verzweifelt versucht, ihre ererbten Rituale und Traditionen der Seediq gegen die japanischen Invasoren zu verteidigen. Trotz der englischen Titel meine ich auch, etliche Passagen in Mandarin zu vernehmen, und auch musikalisch schlägt hier und da fernöstliche Melodik und Klangfarbe durch. Wobei der asiatische Einfluss für meinen Geschmack ruhig noch um einiges deutlicher heraus stechen dürfte.
Als Bonus gibt es drei sehr coole Videoclips. Zwei davon sind im Studio gefilmt, eines sogar mit ausführlichen Samples aus einem taiwanesischen Historienfilm. Dazu gibt es dann auch noch einen eindrucksvollen Livemitschnitt, bei dem man bewundern kann, dass CHTHONIC auch auf der Bühne eine überaus professionell agierende Truppe ist, die keine Kosten und Mühen scheut, dem Publikum was für Auge und Ohr zu bieten.
Anspieltipps: Enthrone, The Gods Weep, Quasi Putrefaction
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle