CIDESPHERE - Dawn Of A New Epoch
Mehr über Cidesphere
- Genre:
- (Melodic) Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Testimony Records / Cargo Records
- Release:
- 13.11.2020
- Reborn Into Extinction
- Plague Of Greed
- Living Scars
- Sacred Patronage
- Sadist
- Dawn Of A New Epoch
- Death Is Only Ours
- March Of The Backstabbers
- Hate Design
- Sui Caedere
Gewaltiges Death-Metal-Geballer aus der Türkei
Es soll ja tatsächlich erfahrene Hörer geben, die Death Metal bereits zum Frühstück mit Wohlwollen konsumieren - ich habe allerdings zwei bis drei Anläufe gebraucht, um mich in die richtige Stimmung zu bringen. Grund für meinen Todesblei-Exkurs ist die Wiederkehr der Türken CIDESPHERE, die sich 2004 nach nur einem Album auflösten und heuer mit "Dawn Of A New Epoch" einen neuen Anlauf wagen. Eines sei vorweggenommen: Verlernt haben die Jungs aus Ankara nichts.
Musikalisch haben sie mich schon nach wenigen Minuten des Eröffnungsstücks 'Reborn Into Extinction' gefangen. Gehörig Tempo, großartiges Thrash-Riffing, das schwer an AT THE GATES erinnert, und eine kraftvolle Produktion – kein Geschepper und Gerumpel. Die Herrschaften wissen ihre Stärken gekonnt auszuspielen. Während der mehr als vierzig Minuten ist das Quintett neben allen genretypischen Standards darüber hinaus darauf bedacht, für ausreichend Abwechslung zu sorgen - hier mal ein paar gezupfte Akkorde, dort mal ein grooviger Mittelteil. Ist auf Strecke vielleicht etwas dünn, reicht aber in Verbindung mit der individuellen Klasse durchaus. Allein was Schlagzeuger Goremaster (ach, was habe ich diese geilen Pseudonyme vermisst!) an seinem Kit fabriziert, ist bemerkenswert. Doch all dies kann trotzdem nicht über gewisse Defizite im Songwriting hinwegtäuschen, denn allzu oft fehlt den Songs der richtige Fluss, und der gesamte Vortrag wirkt chaotisch und nicht mehr nachvollziehbar. Wen aber abrupte Wechsel und nonkonforme Songstrukturen nicht stören, kann meinen subjektiven Einwand gerne ignorieren.
Schwieriger wird es mit dem Gesang von Oral Akyol. Sein Gebrüll ist kraftvoll, hat genügend Tiefe und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. Als zusätzliches Element greift er jedoch noch auf eine Art Gekeife zurück, das stark an eine Mischung aus Mille, Schmier und Dani Filth erinnert. Das ist teils so frappierend, dass ich bei Songs wie 'Sacred Patronage' oder 'Death Is Only Ours' einen Gastbeitrag von Mille schon fast hören kann (diese Kollaboration könnte sicherlich passen). Insgesamt auch nicht problematisch, wenn die Türken diesen Stil nicht allzu häufig als zweite Stimme einsetzen würden. Das strengt auf Dauer mächtig an, vor allem weil hier oft gegen- statt miteinander gearbeitet wird – versetzte Rhythmen, ungleiche Phrasierungen und Endungen. Als gelegentlicher Akzent wäre dies durchaus in Ordnung gewesen, aber der dauerhafte Einsatz trübt meinen Hörgenuss gewaltig.
Trotzdem kein schlechtes Comeback von CIDESPHERE, das alle Death-Metal-Freunde ruhig mal anchecken sollten. In Zukunft ist vielleicht weniger durchaus ein bisschen mehr, dann schmeckt mir auch mein Frühstücksei vielleicht wieder.
Anspieltipp: Reborn Into Extinction, Death Is Only Ours, Living Scars
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Chris Staubach